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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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der Königstochter umgegangen war. Nun war das so weit geraten, dass es geschehen und der treue Falada sterben sollte, da kam es auch der rechten Königstochter zu Ohr, und sie versprach dem Schinder heimlich ein Stück Geld, das sie ihm bezahlen wollte, wenn er ihr einen kleinen Dienst erwiese. In der Stadt war ein großes finsteres Tor, wo sie abends und morgens mit den Gänsen durch musste, „unter das finstere Tor möchte er dem Falada seinen Kopf hinnageln, dass sie ihn doch noch mehr als einmal sehen könnte.“ Also versprach das der Schindersknecht zu tun, hieb den Kopf ab und nagelte ihn unter das finstere Tor fest.
    Des Morgens früh, da sie und Kürdchen unterm Tor hinaus trieben, sprach sie im Vorbeigehen
    „o du Falada, da du hangest,“
    da antwortete der Kopf
    „o du Jungfer Königin, da du gangest,
    wenn das deine Mutter wüsste,
    ihr Herz thät ihr zerspringen.“
    Da zog sie still weiter zur Stadt hinaus, und sie trieben die Gänse aufs Feld. Und wenn sie auf der Wiese angekommen war, saß sie nieder und machte ihre Haare auf, die waren eitel Gold, und Kürdchen sah sie und freute sich wie sie glänzten, und wollte ihr ein paar ausraufen. Da sprach sie
    „weh, weh, Windchen,
    nimm Kürdchen sein Hütchen,
    und lass’n sich mit jagen,
    bis ich mich geflochten und geschnatzt,
    und wieder aufgesatzt.“
    Und da kam ein so starker Wind, dass er dem Kürdchen sein Hütchen weg wehte über alle Land, und es musste ihm nachlaufen. Bis es wieder kam war sie mit dem Kämmen und Aufsetzen fertig, und er konnte keine Haare kriegen. Da war Kürdchen bös und sprach nicht mit ihr; und so hüteten sie die Gänse bis dass es Abend ward, dann gingen sie nach Haus.
    Den andern Morgen, wie sie unter dem finstern Tor hinaus trieben, sprach die Jungfrau
    „o du Falada, da du hangest,“
    Falada antwortete
    „o du Jungfer Königin, da du gangest,
    wenn das deine Mutter wüsste,
    das Herz tät ihr zerspringen.“
    Und in dem Feld setzte sie sich wieder auf die Wiese und fing an ihr Haar auszukämmen, und Kürdchen lief und wollte danach greifen, da sprach sie schnell
    „weh, weh, Windchen,
    nimm Kürdchen sein Hütchen,
    und lass’n sich mit jagen,
    bis ich mich geflochten und geschnatzt,
    und wieder aufgesatzt.“
    Da wehte der Wind und wehte ihm das Hütchen vom Kopf weit weg, dass Kürdchen nachlaufen musste; und als es wieder kam, hatte sie längst ihr Haar zurecht, und es konnte keins davon erwischen; und so hüteten sie die Gänse bis es Abend ward.
    Abends aber, nachdem sie heim gekommen waren, ging Kürdchen vor den alten König und sagte „mit dem Mädchen will ich nicht länger Gänse hüten.“ „Warum denn?“, fragte der alte König. „Ei, das ärgert mich den ganzen Tag.“ Da befahl ihm der alte König zu erzählen wies ihm denn mit ihr ginge. Da sagte Kürdchen „Morgens, wenn wir unter dem finstern Tor mit der Herde durchkommen, so ist da ein Gaulskopf an der Wand, zu dem redet sie
    „Falada, da du hangest,“
    da antwortet der Kopf
    „o du Königsjungfer, da du gangest,
    wenn das deine Mutter wüsste,
    das Herz tät ihr zerspringen.“
    Und so erzählte Kürdchen weiter was auf der Gänsewiese geschähe, und wie es da dem Hut im Winde nachlaufen müsste.
    Der alte König befahl ihm den nächsten Tag wieder hinaus zu treiben, und er selbst, wie es Morgen war, setzte sich hinter das finstere Tor und hörte da wie sie mit dem Haupt des Falada sprach: und dann ging er ihr auch nach in das Feld und barg sich in einem Busch auf der Wiese. Da sah er nun bald mit seinen eigenen Augen wie die Gänsemagd und der Gänsejunge die Herde getrieben brachte, und wie nach einer Weile sie sich setzte und ihre Haare losflocht, die strahlten von Glanz. Gleich sprach sie wieder
    „weh, weh, Windchen,
    fass Kürdchen sein Hütchen,
    und lass’n sich mit jagen,
    bis dass ich mich geflochten und geschnatzt,
    und wieder aufgesatzt.“
    Da kam ein Windstoß und fuhr mit Kürdchens Hut weg, dass es weit zu laufen hatte, und die Magd kämmte und flocht ihre Locken still fort, welches der alte König alles beobachtete. Darauf ging er unbemerkt zurück, und als abends die Gänsemagd heim kam, rief er sie bei Seite, und fragte warum sie dem allem so täte? „Das darf ich euch nicht sagen, und darf auch keinem Menschen mein Leid klagen, denn so hab ich mich unter freiem Himmel verschworen, weil ich sonst um mein Leben gekommen wäre.“ Er drang in sie und ließ ihr keinen Frieden, aber er konnte nichts aus ihr

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