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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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völlig der Absorbtion von Sonnenlicht und seiner Umwandlung in Energie gewidmet war, lebten alle in den glattwandigen Räumen, die durch Tunnel verbunden waren, welche das Innere des Asteroiden durchzogen. Der umschlossene Raum war kein Problem für Ender - was ihn störte, war, daß alle Tunnelböden merklich abfielen. Von Anfang an wurde Ender von Schwindel geplagt, wenn er durch die Tunnel ging, besonders diejenigen, die Eros an seinem engsten Radius umgaben. Es nützte nichts, daß die Schwerkraft nur ein halbes g betrug - die Illusion, immer dicht vor einem Abgrund zu stehen, war nahezu vollkommen.
    Auch in den Proportionen der Räume lag etwas Beunruhigendes - die Decken waren zu niedrig im Verhältnis zur Breite, die Tunnel zu schmal. Es war kein angenehmer Ort. Am allerschlimmsten jedoch war die Zahl der Menschen. Ender hatte keine wesentlichen Erinnerungen an irdische Städte. Seine Vorstellung von einer angenehmen Zahl von Menschen war die Kampfschule, wo er jeden vom Sehen gekannt hatte.
    Hier jedoch lebten zehntausend Menschen innerhalb des Felsens. Es gab kein Gedränge, trotz des Raumanteils, der der Lebenserhaltung und anderen Maschinen vorbehalten war.
    Was Ender störte, war, daß er andauernd von Fremden umgeben war.
    Nie ließen sie ihn irgend jemanden richtig kennenlernen. Er sah die anderen Schüler der Kommandoschule oft, aber da er keine Klasse regelmäßig besuchte, blieben sie nur Gesichter. Zwar nahm er hier und da an einer Unterrichtsstunde teil, aber gewöhnlich wurde ihm von verschiedenen Lehrern Privatunterricht erteilt oder gelegentlich half ihm auch beim Erlernen eines Prozesses ein anderer Schüler, den er einmal traf und nie wiedersah. Er aß allein oder mit Oberst Graff. Erholung fand er in einer Turnhalle, aber selten sah er zweimal die gleichen Leute darin.
    Er erkannte, daß sie ihn wieder isolierten, diesmal nicht, indem sie die anderen Schüler dazu brachten, ihn zu hassen, sondern vielmehr, indem sie ihnen keine Möglichkeit gaben, sich mit ihm anzufreunden. Mit den meisten hätte er sowieso nicht vertraut werden können - bis auf Ender waren die anderen Studenten schon weit ins Jünglingsalter vorangeschritten.
    So zog Ender sich in seine Studien zurück und lernte rasch und gut. Astrogation und Militärgeschichte saugte er auf wie Wasser; abstrakte Mathematik war schwieriger, aber wann immer er ein Problem vorgelegt bekam, das Muster in Raum und Zeit beinhaltete, stellte er fest, daß seine Intuition verläßlicher war als seine Berechnungen - oft sah er sofort eine Lösung, die er erst nach minuten- oder stundenlangem Herumhantieren mit Zahlen beweisen konnte.
    Zu seinem Vergnügen gab es den Simulator, das perfekteste Videospiel, das er je gespielt hatte. Lehrer und Schüler bildeten ihn Schritt für Schritt in seiner Benutzung aus. Zuerst, als er die schreckliche Macht des Spiels noch nicht kannte, hatte er nur auf der taktischen Ebene gespielt und einen einzelnen Jäger in zusammenhängenden Manövern gesteuert, um einen Feind zu finden und zu zerstören. Der computerkontrollierte Feind war verschlagen und mächtig, und wann immer Ender eine Taktik ausprobierte, stellte er fest, daß der Computer sie binnen Minuten gegen ihn verwendete.
    Das Spiel besaß ein holografisches Display, und sein Jäger wurde nur durch ein winziges Licht dargestellt. Der Feind war ein andersfarbiges Licht, und sie tanzten und wirbelten und manövrierten durch einen Raumkubus, der zehn Meter Seitenlänge haben mußte. Die Kontrollen waren mächtig. Er konnte das Display in alle Richtungen rotieren lassen, damit er aus jedem Winkel zusehen konnte, und er konnte den Mittelpunkt verrücken, so daß das Duell dichter bei ihm oder weiter von ihm entfernt stattfand.
    Allmählich, während er geschickter darin wurde, Geschwindigkeit, Bewegungsrichtung, Raumlage und Waffen des Jägers zu kontrollieren, wurde das Spiel komplexer. Er mochte zwei Feindschiffe auf einmal gegen sich haben; es mochte Hindernisse geben, Weltraummüll; er mußte sich Sorgen um Treibstoff und begrenzte Waffen machen; der Computer wies ihm bestimmte Ziele zu, die er zerstören oder erreichen sollte, so daß er Abweichungen vermeiden und ein Ziel erfüllen mußte, um zu gewinnen.
    Als er das Ein-Jäger-Spiel gemeistert hatte, gestatteten sie ihm, in das Vier-Jäger-Geschwader zurückzutreten. Er sprach Anweisungen an die simulierten Piloten von vier Jägern, und statt einfach nur die Anweisungen des Computers auszuführen,

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