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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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auf, packte die Handgriffe an der Decke und stieß hinaus und abwärts, jagte auf die feindliche Tür zu.
    Es war die Tausendfüßlerarmee, und sie fingen erst an, aus ihrer Tür hervorzukommen, als Ender schon halb durch den Kampfraum war. Viele von ihnen schafften es, rasch hinter Sternen Deckung zu nehmen, aber Ender hatte die Beine unter sich gekreuzt, und indem er die Pistole in Höhe seines Schritts hielt, feuerte er zwischen seinen Beinen hindurch und fror viele von ihnen ein, während sie ins Freie kamen.
    Sie blitzten seine Beine, aber er hatte drei kostbare Sekunden, bevor sie seinen Körper treffen und ihn außer Gefecht setzen konnten. Er fror noch ein paar weitere ein, dann schnellte er seine Arme in entgegengesetzte Richtungen. Die Hand, die die Pistole hielt, wies nun auf den Haupttruppenkörper der Tausendfüßlerarmee. Er feuerte in die Masse des Feindes, und dann froren sie ihn ein.
    Eine Sekunde später knallte er in das Kraftfeld der feindlichen Tür und prallte mit einem irren Drall zurück. Er landete in einer Gruppe von feindlichen Soldaten hinter einem Stern; sie stießen ihn weg und versetzten ihn damit in noch raschere Drehung. Während des Restes der Schlacht schnellte er unkontrolliert umher. Er hatte keine Möglichkeit herauszufinden, wie viele Männer er eingefroren hatte, bevor er selbst geeist worden war, aber er gewann doch den allgemeinen Eindruck, daß der Rattentrupp wieder einmal gewonnen hatte, wie üblich.
    Nach der Schlacht sprach Rose nicht mit ihm. Ender war immer noch der erste in der Rangliste, da er drei eingefroren, zwei kampfunfähig gemacht und drei »verwundet« hatte. Von Aufsässigkeit und davon, ob Ender sein Pult benutzen konnte, war nicht mehr die Rede. Rose blieb in seinem Teil der Unterkunft und ließ Ender in Ruhe.
    Dink Meeker begann den sofortigen Vorstoß aus dem Korridor zu üben. Enders Angriff auf den Feind, während dieser noch aus der Tür kam, war verheerend gewesen. »Wenn ein Mann so viel Schaden verursachen kann, überlegt mal, was dann ein ganzer Zug vermag.« Dink brachte Major Anderson dazu, sogar während der Übungsstunden eine Tür in der Mitte einer Wand zu öffnen statt nur die Tür auf Bodenhöhe, damit sie das Starten unter Kampfbedingungen üben konnten. Das machte die Runde. Von nun an konnte sich niemand mehr fünf oder zehn oder fünfzehn Sekunden im Korridor Zeit lassen, um die Lage einzuschätzen. Das Spiel hatte sich verändert.
    Mehr Kämpfe. Diesmal spielte Ender eine angemessene Rolle innerhalb eines Zuges. Er machte Fehler. Scharmützel gingen verloren. Er fiel vom ersten auf den zweiten Platz in der Rangliste, dann auf den vierten. Dann machte er weniger Fehler und begann, sich innerhalb des Zuges wohl zu fühlen, und er wurde wieder Dritter, dann Zweiter, dann Erster.
    Eines Nachmittags nach dem Training blieb Ender im Kampfraum. Er hatte bemerkt, daß Dink Meeker gewöhnlich zu spät zum Essen kam, und er nahm an, zusätzliches Training sei der Grund dafür. Ender war nicht sehr hungrig, und er wollte sehen, was es war, das Dink trainierte, wenn niemand zusehen konnte.
    Aber Dink trainierte nicht. Er stand in der Nähe der Tür und schaute auf Ender.
    Ender stand auf der gegenüberliegenden Raumseite und schaute auf Dink.
    Keiner von beiden sprach. Es war offensichtlich, daß Dink von Ender erwartete zu verschwinden. Es war ebenso offensichtlich, daß Ender nein sagte.
    Dink kehrte Ender den Rücken zu, zog systematisch seinen Blitzanzug aus und stieß sich sanft vom Fußboden ab. Er trieb langsam auf den Raummittelpunkt zu, sehr langsam, während sein Körper sich fast völlig entspannte, so daß seine Hände und Arme von den beinahe nicht vorhandenen Luftströmungen im Raum erfaßt zu werden schienen.
    Nach dem hohen Tempo und der Anspannung des Trainings, der Erschöpfung, der Wachsamkeit, war es erholsam, ihn einfach nur dahintreiben zu sehen. Er tat das etwa zehn Minuten lang, bevor er eine andere Wand erreichte. Dann stieß er sich ziemlich heftig ab, kehrte zu seinem Blitzanzug zurück und zog ihn an.
    »Los, komm«, sagte er zu Ender.
    Sie gingen zur Unterkunft. Der Raum war leer, da alle Jungen beim Essen waren. Jeder begab sich zu seiner eigenen Koje und wechselte in eine reguläre Uniform. Ender spazierte zu Dinks Koje und wartete einen Moment, bis Dink fertig zum Gehen war.
    »Warum hast du gewartet?« fragte Dink.
    »Hatte keinen Hunger.«
    »Tja, nun weißt du, warum ich kein Kommandant bin.«
    Das hatte sich

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