Das große Wawuschel-Buch
»leider. Ich kann nichts dafür, das ist bei Drachen nun mal so. Aber es qualmt nicht und es stinkt nicht. Es ist bloß schön warm.«
»Aber gerade das brauchen wir doch!«, rief Wischel und sprang vor Freude, dass sie eine so gute Idee hatte, in die Luft. »Warmes Feuer, das wollten wir doch zaubern.Würdest du Mutter erlauben, dass sie Marmelade auf deinen Flammen kocht?«
Der Drache nickte mit allen drei Köpfen.
»Wenn es nicht wehtut? Und wenn ihr mich krault?«
Jetzt hatte auch Wuschel eine Idee.
»Wir haben doch noch die eiserne Platte von unserem alten Herd. Die machen wir mit Ketten an der Decke fest und der Drache legt sich darunter und bläst sein Feuer dagegen. Dann wird die Platte warm und wir haben einen feinen Herd.«
»Ja!«, rief Wischel. »Und ich kraule dich immerzu, Drache.«
»Und ich …«, fauchte der Drache.
Aber er konnte den Satz nicht zu Ende fauchen. Mitten darin musste er niesen. Hatschi, hatschi, hatschi!
Es klang ziemlich laut, weil gleich drei Nasen auf einmal niesten.
»Ich glaube, ich habe mich ein bisschen erkältet«, fauchte er und dann ging es noch einmal los: Hatschi, hatschi, hatschi!
»Oje«, meinte Wischel erschrocken, »wenn das bloß Mutter nicht gehört hat.«
Aber die Wawuschelmutter hatte es gehört.
Die Tür ging auf und da stand sie schon. Entgeistert starrte sie den Drachen an.
»Du meine Güte, wie kommt denn dieses Ungeheuer in dieses Haus?«, jammerte sie und geriet so aus der Fassung, dass der Drache einen Schreck bekam und zu weinenanfing. Aus allen sechs Augen tropften ihm dicke Tränen. Schluchzend erklärte er, dass er ein freundlicher Drache sei und als Herdfeuer bei den Wawuschels bleiben wolle.
Das konnte die Wawuschelmutter erst recht nicht verstehen. Wuschel und Wischel mussten ihr immer wieder auseinandersetzen, wie sie den Drachen zu einem Herd umbauen wollten. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie den Plan begriffen hatte.
»Ja, das ist eine gute Idee«, nickte sie schließlich, »wenn man es wirklich so machen kann …? Aber sagt doch einmal, Wuschel und Wischel, wie habt ihr den Drachen eigentlich zu uns geholt? Und mitten in der Nacht dazu?«
Ja, da blieb den Wawuschelkindern nichts anderes übrig, als ihrer Mutter alles zu erzählen.
Die Wawuschelmutter – nun, die Wawuschelmutter war zwar sehr lieb und gut, aber sie hatte eine lockere Hand. Wups, flog diese durch die Luft, erst an Wuschels und dann an Wischels Backe.
»So«, sagte die Wawuschelmutter, »das ist dafür, dass ihr das Zauberbuch stibitzt und die arme Großmutter so erschreckt habt. Eigentlich hättet ihr noch mehr verdient. Aber wenn es sich wirklich machen lässt, dass ich auf dem Drachen Marmelade kochen kann …«
»Es geht bestimmt«, druckste Wuschel und Wischel schluckte: »Wir zaubern auch bestimmt nicht wieder. Pass auf, der Drache wird ein guter Herd. Ich will ihn auch immer kraulen.«
»Na«, sagte die Wawuschelmutter, »dann geht jetzt endlich zu Bett. Sonst ist die Nacht vorbei und ihr habt nicht ausgeschlafen.«
Da merkten Wuschel und Wischel, dass sie kaum noch die Augen aufhalten konnten. Schnell krochen sie in ihr Bett und bald darauf schliefen alle Wawuschels tief und fest.
Der Drache aber lag in einer Ecke und blies warme Flämmchen aus allen drei Mäulern.
3. Kapitel
Ein Herd mit drei Köpfen
Am nächsten Vormittag hatten die Wawuschels viel zu tun. Der neue Herd musste montiert werden. Alle halfen dabei. Nur der Wawuschelonkel hockte wie üblich in seiner Ecke, zog an seiner Pfeife und schimpfte über den schlechten Tabak. Aber das waren die anderen schon gewöhnt. Keiner kümmerte sich darum. Jeder war viel zu beschäftigt.
Die Wawuschelgroßmutter hatte die alte Herdplatte vor sich auf den Tisch gelegt und putzte sie blitzblank. Sie piepste und ächzte vor Anstrengung und war sehr stolz, wenn sie wieder einen schwarzen Fleck weggeputzt hatte.
Auch die Wawuschelmutter putzte: Sie machte den Marmeladekessel sauber. Denn auf dem neuen, blanken Herd sollte auch ein blitzblanker Kessel stehen.
»Ojemine, ojemine«, jammerte sie dabei, »hoffentlich kann man auch wirklich auf dem Drachenherd kochen. Was sollen wir sonst tun?«
Es war nun einmal so: Die Wawuschelmutter musste immer jammern. Sonst fehlte ihr etwas.
Währenddessen wühlte der Wawuschelvater mit Wuschel und Wischel in seiner Rumpelkammer herum. Der Wawuschelvater nämlich war ein Sammler. Wenn er imWald spazieren ging, um Luft zu schnappen, brachte er alles
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