Das große Wawuschel-Buch
es«, flüsterte Wuschel noch einmal. »Mir wird schon etwas einfallen. Jedenfalls, wenn wir Marmelade essen wollen, müssen wir einen Herd zaubern, und zum Zaubern brauchen wir das Zauberbuch und deshalb müssen wir es holen. Also los.«
So leise er konnte, schlüpfte er aus dem Bett und krochdurch die dunkle Stube, dorthin, woher das piepsige Schnarchen kam. Vorsichtig tastete er nach dem Buch. Er zog ein bisschen daran, wartete und horchte. Die Wawuschelgroßmutter schnarchte ruhig und gleichmäßig, ein Zeichen, dass sie fest schlief. Wuschel zog wieder an dem Buch, noch einmal, noch ein bisschen. Bei jedem Mal zog er es weiter unter dem Kopf hervor.
»Gleich hab ich’s«, dachte er.
Aber kaum hatte er das gedacht, da gab es einen Ruck. Die Wawuschelgroßmutter! Piepsend fuhr sie in ihrem Bett hoch.
»Diebe!«, piepste sie so laut, wie sie nur piepsen konnte, »Hiiiilfe! Diiiiebe!«
Der Wawuschelvater und der Wawuschelonkel schnarchten weiter. Wenn sie einmal schnarchten, schnarchten sie und waren nicht so leicht wachzupiepsen.
Nur die Wawuschelmutter hatte das Piepsen gehört.
»Was ist denn los?«, jammerte sie schlaftrunken.
»Diebe!«, piepste die Wawuschelgroßmutter, »sie wollten mir mein Zauberbuch unter dem Kopf wegstehlen. Diebe sind in der Stube.«
»Aber nein, Großmutter«, sagte die Wawuschelmutter, »das hast du geträumt. Warte, ich mache Licht.«
Sie stand auf und nahm ihre Nachtmütze ab. Gleich wurde es etwas hell in der Wawuschelstube, denn die Wawuschelmutter hatte die allermeisten Haare auf dem Kopf. Ein Glück, dass Wuschel so fix war. Während die Großmutter piepste, war er schnell in sein Bett zurückgehuscht und hatte die Nase unter die Decke gesteckt.
»Du hast geträumt, Großmutter«, sagte die Wawuschelmutter noch einmal, »und soll ich dir sagen, warum? Weil dein Kopf auf dem harten Zauberbuch gelegen hat. Bei uns im Berg waren noch nie Diebe. Wo sollen die herkommen? Du tust jetzt dein Buch hier auf den Tisch, damit du nicht wieder schlecht liegst und einen bösen Traum hast. Und ich gebe dir Baldriantropfen und dann schlafen wir alle wieder.«
Die Wawuschelgroßmutter piepste zwar ärgerlich, aber dann ließ sie es doch zu, dass die Wawuschelmutter das Buch auf den Tisch legte. Sie nahm sogar die Baldriantropfenund es dauerte nicht lange, da schnarchten sie und die Wawuschelmutter wieder vor sich hin, die eine piepsig, die andere jammernd.
Wuschel und Wischel hatten inzwischen kaum gewagt, Luft zu holen. Wenn das schiefgegangen wäre!
»Hach, Wuschel, hab ich Angst gehabt«, flüsterte Wischel, »du auch?«
»Kein bisschen«, behauptete Wuschel, »ich bin doch nicht du! So, jetzt schnappen wir uns das Zauberbuch und fangen endlich an, einen neuen Herd zu zaubern.«
»Hast du immer noch nicht genug?«, jammerte Wischel, »wenn Mutter wach wird!«
Aber Wuschel ließ sich nicht halten.
»Sie wird nicht wach. Höchstens, wenn einer schreit. Du schreist doch nicht etwa?«
»Nein«, sagte Wischel zaghaft.
»Na also, dann komm. Denk an die Marmelade.«
Vorsichtig krochen sie aus dem Bett. Wuschel tappte zum Tisch und nahm das Zauberbuch. Dann schlichen sie zur Tür und öffneten sie leise. Zum Glück hatte der Wawuschelvater sie gerade frisch geölt. Wenn sie noch so laut geknarrt hätte wie am Tage zuvor, wäre bestimmt die Wawuschelmutter aufgewacht. Aber so schnarchte sie friedlich weiter.
Wuschel und Wischel horchten noch eine Weile, dann machten sie die Tür wieder ebenso leise zu.
Jetzt standen sie draußen im Vorraum, einer großen, runden Höhle, von der ein schmaler Gang aus dem Berghinausführte. Die Höhle war zum Himmel hin offen. Am Tag schien die Sonne herein und schickte ihr Licht in die Wawuschelwohnung. Auch wenn der Mond schien, war die Höhle hell. Heute Nacht schien der Mond.
»So«, sagte Wuschel, »hier bleiben wir. Hier können wir zaubern.«
»Wollen wir nicht lieber in den Wald gehen«, wandte Wischel ein, »wenn uns die Mutter erwischt …«
»Sie schnarcht«, sagte Wuschel. »Womöglich zaubern wir einen so großen Herd, dass er nicht durch den Gang hindurchpasst. Nein, wir bleiben hier. Schnell, Wischel, such den Buchstaben für Feuer. Wie hieß er noch? Meinst du, dass du ihn findest?«
»F heißt er«, sagte Wischel und sie fing an, in dem Zauberbuch zu blättern und ein F zu suchen.
Es war gar nicht einfach, vor allem, weil Wischel nicht richtig lesen konnte. So viele Zaubersprüche standen in dem dicken Buch – wo
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