Das große Wawuschel-Buch
liest, und der Wawuschelvater hat es noch nicht gelernt. Das dicke Zauberbuch nützt ihnen leider gar nichts.
Im Gegenteil, es hat schon oft Unheil angerichtet. Bis vor Kurzem nämlich glaubte die Wawuschelgroßmutter felsenfest, dass sie eine Menge Zaubersprüche auswendig wisse. Immer wieder hat sie versucht, auswendig zu zaubern. Es war aber jedes Mal ein grausiges Kuddelmuddel, das sie dabei vor sich hinpiepste, ein richtiger Zaubervers-Salat. Weil sie nicht lesen kann, schlug sie außerdem auch noch die falsche Seite im Zauberbuch auf und legte den Finger auf den falschen Spruch. Und dann kam der größte Unfug heraus. Ja, auch Zaubern will gelernt sein. Man muss es können und bei den Wawuschels sieht es sehr schlecht damit aus.
Am ärgerlichsten ist deswegen der Wawuschelonkel. Er lässt sich nicht davon abbringen, dass es in dem Zauberbuch einen Spruch gibt, mit dem man Tabak herbeizaubern kann, und diesen Tabak möchte er gar zu gern haben.
Der Wawuschelonkel ist ein Miesepeter. Nur dann hat er leidlich gute Laune, wenn er an seiner langen Pfeife schmauchen kann, und er weiß nie, wo er genug Tabak herbekommen soll. Draußen vor dem Berg hat er zwar ein kleines Tabakfeld. Aber leider macht es eine Menge Arbeit, den Tabak zu pflanzen, zu pflücken, zu trocknen und zu schneiden, sehr viel Arbeit. Und Arbeit ist für dieLaune des Wawuschelonkels ganz besonders schädlich. Außerdem ahnen die Menschen, die draußen spazieren gehen, nicht, dass dort ein Feld mit Wawuscheltabak liegt. Wenn der Wawuschelonkel Pech hat, trampeln sie mitten hindurch und verderben seinen ganzen Tabak. Dann muss er Tannennadeln oder dürres Laub in seine Pfeife stopfen und das ist für seine Laune das Allerschlimmste. Er sitzt da mit krummem Rücken, macht ein unglückliches Gesicht und grunzt und brummt vor sich hin: »Scheußlicher Tabak, scheußlicher Tabak, scheußlicher Tabak.«
Und vor lauter schlechter Laune fällt ihm ein grünes Haar nach dem anderen aus.
Deswegen sind die Wawuschels immer sehr besorgt, wenn der Onkel schlechte Laune hat. Jedes Haar, das ihm dabei ausfällt, kann nicht mehr leuchten und in dem dunklen Berg kommt es auf jedes Haar an.
Aus lauter Furcht, dass dem Wawuschelonkel womöglich alle Haare ausfallen könnten, hat die Wawuschelgroßmutter sogar schon versucht, einen Sack Tabak für ihn zu zaubern. Aber natürlich ist es schiefgegangen. Einen Sack, ja, den hat sie herbeigezaubert. Aber was war darin?
Kein Tabak, sondern Heuschrecken!
Kaum hatte der Wawuschelonkel den Sack aufgemacht, da sprang und hüpfte es in Scharen heraus. Die Wawuschels hatten, ehe sie sich’s versahen, eine Heuschreckenplage auf dem Hals. Tagelang mussten Wuschel und Wischel herumkriechen und Heuschrecken fangen und die arme Wawuschelmutter musste einenKessel voll feinster Brombeermarmelade fortschütten, weil mindestens fünf Dutzend Heuschrecken hineingehüpft waren.
Die Wawuschelgroßmutter aber schwor, nie wieder zu zaubern, niemals wieder!
Diesen Schwur hat sie auch bis jetzt gehalten, obwohl es ihr und den anderen manchmal schwerfiel.
Und nun saßen die Wawuschels zusammen in ihrem Berg und horchten. Sie saßen um den Tisch herum und machten bedepperte Gesichter. Nur die Wawuschelmutter saß nicht mit am Tisch. Sie stand beim Herd und rührte Marmelade. Aber auch sie machte ein bedeppertes Gesicht.
»Bumbumbum«, tönte es durch den Berg, »bumbumbum.«
»Hört ihr es?«, sagte der Wawuschelvater, »da ist es wieder.«
»Ja«, jammerte die Wawuschelmutter.
»Ja«, piepste die Wawuschelgroßmutter.
»Ja«, grunzte der Wawuschelonkel, »und meine Pfeife schmeckt überhaupt nicht.«
»Ja«, nickten auch Wuschel und Wischel.
»Bumbumbum«, machte es wieder, »bumbumbum.«
»Was mag das bloß sein?«, jammerte die Wawuschelmutter, »seit drei Tagen bumst es nun schon. Ob sich etwa ein Riese durch den Berg wühlt?«
»Riesen gibt es nicht mehr«, grunzte der Wawuschelonkel schlecht gelaunt, »sie sind schon lange ausgestorben. Das solltest du wissen.« Er schüttelte den Kopf überso viel Unverstand. Dabei fielen ihm wieder drei grüne Haare aus und verloschen.
»Aber was ist es denn bloß?«, piepste die Wawuschelgroßmutter, »wir wohnen doch schon immer und immer hier im Berg und noch nie hat etwas gebumst.«
Sie schwiegen und horchten. »Bumbumbum«, machte es, »bumbumbum.«
»Wir müssen unbedingt herausbekommen, was da bumst«, sagte der Wawuschelvater. »Wuschel, Wischel, kommt mit. Wir drei wollen
Weitere Kostenlose Bücher