Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)
Muthigen ein, welche nicht bezahlen. Die Königin hat mir einen Dauphin geschenkt, die Stadt schwimmt in Freude. Lassen Sie ankündigen, zur frohen Feier der Geburt meines Sohnes werde die Oper durch ein Schauspiel mit freiem Eintritt eröffnet, und wenn zweitausendfünfhundert zusammengehäufte Personen, das heißt eine Mittelsumme von dreimalhunderttausend Pfund ihnen nicht genügen, um die Solidität zu beweisen, so bitten Sie alle diese kräftigen Bursche, sich ein wenig zu tummeln; Sie wissen, Herr Lenoir, daß sich das Gewicht verfünffacht, wenn es um vier Zoll fällt. Ihre zweitausendfünfhundert Brave werden fünfzehntausend Centner wiegen, wenn Sie sie tanzen lassen; geben Sie also einen Ball nach dem Schauspiel.«
»Sire, ich danke,« erwiderte der Architect.
»Zuvor bedenken Sie aber, das wird schwer sein.«
»Sire, ich bin meiner Sache sicher und werde auf diesen Ball gehen.«
»Ich,« sagte der König, »ich verspreche Ihnen, der zweiten Vorstellung beizuwohnen.«
Der Baumeister befolgte den Rath des Königs. Man spielte Adele von Ponthieu vor dreitausend Plebejern, welche mehr Beifall klatschten, als Könige.
Die Plebejer waren es wohl zufrieden nach dem Schauspiel zu tanzen und sich bedeutend zu belustigen. Sie verzehnfachten ihr Gewicht, statt es zu verfünffachen.
Nichts rührte sich im Saal.
Hätte man ein Unglück zu fürchten gehabt, so wäre es bei den nachfolgenden Vorstellungen gewesen, denn die Furchtsamen der hohen Stände füllten diesen Saal, in den sich drei Jahre nach seiner Eröffnung der Herr Cardinal von Rohan und Frau von La Mothe zum Ball begaben.
Dieß war der Eingang, den wir unsern Lesern schuldeten; nun aber suchen wir unsere Personen wieder auf.
XXIII.
Der Opernball
Der Ball hatte seinen höchsten Glanzpunkt erreicht, als der Cardinal Louis von Rohan und Frau von La Mothe verstohlen, der Prälat wenigstens, unter die Tausende von Masken und Dominos aller Art schlüpften.
Sie waren bald von der Menge umhüllt, unter der sie verschwanden, wie in den großen Wirbeln die einen Augenblick von den Spaziergängern am Ufer bemerkten, dann aber von der Strömung fortgerissenen Wirbelchen verschwinden.
Seite an Seite, so viel man sich in einem solchen Gedränge neben einander halten konnte, versuchten es zwei Dominos, ihre Kräfte vereinigend, der Gewalt zu widerstehen; da sie aber sahen, daß es ihnen nicht gelang, so entschlossen sie sich, eine Zuflucht unter der Loge der Königin zu nehmen, wo die Menge weniger zusammengedrängt war und wo ihnen überdieß die Wand einen Anlehnungspunkt bot.
Schwarzer Domino und weißer Domino, der eins groß, drr andere von mittlerer Gestalt; der eine Mann, der andere Weib; der eine die Arme bewegend, der andere den Kopf hin und her drehend.
Diese zwei Dominos überließen sich offenbar einem sehr belebten Gespräch.
Horchen wir.
»Ich sage Dir, Oliva, daß Du Jemand erwartest,« wiederholte der Größere, »Dein Hals ist kein Hals mehr, er ist die Stütze einer Wetterfahne, die sich nicht nur nach jedem Winde, sondern nach Jedem, der da kommt, dreht.«
»Nun! und dann?«
»Wie! und dann?«
»Ja, was ist da zu staunen, daß mein Kopf sich dreht? Bin ich nicht deßhalb hier?«
»Ja, wenn Du ihn aber den Andern verdrehst!«
»Ei! warum geht man denn in's Opernhaus?«
»Aus tausend Gründen.«
»Oh ja, die Männer, doch die Frauen kommen nur aus einem einzigen.«
»Aus welchem?«
»Ich habe es Dir schon gesagt, um so viel als möglich Köpfe zu verdrehen. Du hast mich auf den Opernball geführt. Ich bin jetzt da, füge Dich.«
»Mademoiselle Oliva!«
»Oh! stimme nicht Deinen hochmüthigen Ton an. Es ist Dir längst bekannt, daß mir das nicht bange macht, und enthalte Dich besonders, mich bei meinem Namen zu nennen. Du weißt, daß es nichts Geschmackloseres gibt, als die Leute auf einem Opernball bei ihrem Namen zu nennen.«
Der schwarze Domino machte eine Geberde des Zorns, die plötzlich durch die Ankunft eines blauen, ziemlich dicken, ziemlich großen Dominos von schöner Tournure unterbrochen wurde.
»Sachte, sachte, mein Herr,« sagte der Ankömmling, »lassen Sie doch Madame sich nach ihrem Belieben belustigen. Was Teufel! es ist nicht alle Tage Mittfasten und man kommt nicht bei allen Mittfasten auf den Opernball.«
»Mischen Sie sich in das, was Sie angeht,« entgegnete brutal der schwarze Domino.
»Ei! mein Herr!« versetzte der blaue Domino, »erinnern Sie sich doch ein- für allemal, dah ein wenig
Weitere Kostenlose Bücher