KR151 - Ich rettete 2 Millionen
Dass ich in diese Sache hineingeriet, daran war ich so unschuldig wie ein neugeborenes Baby.
Ich bummelte an einem schönen Frühlingsmorgen, an dem sogar New York einen erträglichen Eindruck machte, zum 16. Polizeirevier. Ich hatte eine unerhört wichtige Aufgabe zu erledigen: Ich war auf der Suche nach einem kleinen Dieb.
Diese angenehmen Aufgaben bekommen wir auf zwei Wegen beschert. Entweder trifft ein Bericht aus Francisco, Detroit oder Sacramento ein, demzufolge einer meiner verehrten Kollegen ausgerechnet einen New Yorker Taschendieb verdächtigt, Haupt einer bösen Bande in seinem Distrikt zu sein, oder, was noch schlimmer ist, der Frau eines sehr reichen Mannes waren im Gedränge fünf Dollar abhanden gekommen. Der Mann schreibt empört an unseren obersten Chef in Washington, er sei ein freier Bürger der USA, und es wäre eine Schande, dass man seine Frau für die hohen Steuern, die er zahle, noch nicht einmal schützen würde, und er verlange, dass…
Weil reiche Leute meistens einflussreiche Leute sind, bekommen wir dann tatsächlich die wundervolle Aufgabe, die fünf Dollar wiederzubeschaffen und den Verbrecher, der sie stahl, hinter Gitter zu bringen.
Na, ich war also nach dem 16. Revier unterwegs, um nach einem Mann zu suchen, der einen Pelzmantel aus einem Wagen am Broadway geklaut hatte. Der Mantel gehörte der Frau eines Ölmagnaten, und daher kam es, dass ich mich nach dem Fell auf die Strümpfe machen durfte. Mein Chef, Mr. High, hatte nicht schlecht gegrinst, als er mich mit dieser Aufgabe betraute.
»Washington schreibt, ich müsste meinen besten Mann darauf ansetzen«, sagte er, »und das sind Sie.«
»Ich wünschte, ich wäre die größte Krampe in diesem Laden«, hatte ich milde geflucht.
Aber ein Befehl ist ein Befehl, und ich setzte mich ins Archiv und wälzte die Alben, in denen wir New Yorks Gauner mit Foto und Fingerabdruck verwahren. Es gab einige Spezialisten für Autodiebstähle. Ich notierte mir ihre Anschriften und besuchte sie der Reihe nach.
Das 16. Revier lag weit draußen im Westen. Ein gemütlicher Konstabler las die Morgenausgabe an seinem Tisch hinter der Barriere.
Ich schwang mich über die Barriere.
»FBI«, sagte ich. »Ich suche einen gewissen Fred Dujar, Pelzspezialist. Hat zuletzt in eurer Kante gewohnt, 66. Straße 436, aber dort ist er nicht mehr. Haben Sie eine Ahnung, wo er stecken kann?«
Ein guter Cop kennt alle Sünder in seinem Revier.
»Dujar? Meinen Sie einen schmächtigen, rothaarigen Knaben mit Sommersprossen? Vor drei Monaten entlassen!«, sagte der Konstabler.
»Ich denke, der wird es sein.«
»Warten Sie mal«, sagte er und stand auf. »Er hat uns weisungsgemäß mitgeteilt, wohin er verzogen ist.«
Er holte eine dicke Akte aus dem Schrank, befeuchtete den Zeigefinger und begann zu blättern.
»Hier«, sagte er nach einer ganzen Weile, »hier ist er. Wohnt jetzt 73. Straße 238 bei einer Witwe Tewe. Ich schreibe es Ihnen auf.«
Dazu kam es aber nicht mehr. Eine Sirene heulte los, und an der Wand, genau über dem Eingang, flackerten rote Leuchtbuchstaben: Alarm! – Alarm! – Alarm!
Das Gesicht meines tüchtigen Konstablers zeigte sekundenlang einen Ausdruck von absoluter Verblüffung.
»Das ist doch unmöglich«, murmelte er, »die National-Bank-Filiale! Unmöglich!«
Im nächsten Augenblick aber hatte er Mütze und Koppel von der Wand gerissen, sauste wortlos an mir vorbei durch die Tür und war verschwunden. Ich sauste hinterher.
Ich muss sagen, die Jungs dieses Reviers waren auf Draht. Kaum stand ich auf der Straße, heulten zwei Bereitschaftswagen aus der Toreinfahrt neben dem Gebäude. Mein freundlicher Wachhabender und vier andere Polizisten standen sprungbereit am Straßenrand. Die Wagen stoppten einen Sekundenbruchteil. Die Beamten sprangen in den Fond, und ich sprang mit.
Mit Sirenengeheul ging die Post ab. »Was will der denn hier?«, fragte ein Polizist.
Ich griff nach dem Halteriemen, denn der Wagen legte sich Reifen quietschend in die Kurve.
»FBI.«
»Ihr Burschen müsst auch immer dabei sein«, brummte er.
»Er wird sich noch wundern«, lachte ein anderer.
»Ich wette, es ist ein falscher Alarm. Irgendeinem nervösen Kassierer ist der Fuß ausgerutscht, und er trat auf den Alarmauslöser. In den zwanzig Jahren, die ich hier Dienst tue, ist noch nie etwas bei der Filiale passiert.«
»Wo ist der Laden überhaupt?«, fragte ich.
»Drei Ecken weiter, 44. Straße. Müssen gleich da sein. Aber machen Sie sich keine
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