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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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PROLOG
    Vor sechs Jahren saßen Peter und ich wie jede Woche in diesem kleinen italienischen Restaurant in der Nähe des Campus und aßen zu Abend. Das Essen war nicht berühmt und der Service unter aller Kritik, aber dort wurden wir nicht nach dem Personalausweis gefragt, wenn wir eine Flasche Wein statt eines Glases bestellten.
    Wir hatten unsere zweite Flasche zur Hälfte geleert, weil… Himmel, wir waren zu Fuß hergekommen, die Abschlussklausuren waren vorüber, und Peter bezahlte alles mit der Kreditkarte seines Vaters.
    Wir unterhielten uns und lachten, während es im Raum immer wärmer wurde. Petes Gesicht war gerötet und sein Haar zerzaust, weil er immer wieder mit den Händen hindurchfuhr. » Ich denke, ich habe mindestens eine Eins minus in Multiwissenschaften«, sagte er. Sein Haar fiel ihm erneut in die Augen. Er fuhr fort, sich endlos über seine in den verschiedenen Fächern zu erwartenden Noten und darüber auszulassen, welchen Einfluss sie auf seine Bewerbung an der juristischen Fakultät haben würden, obwohl wir gerade erst unser erstes Semester beendet hatten. Peter pflegte sein Leben in allen Einzelheiten sorgfältig im Voraus zu planen.
    Ich wollte eigentlich jedem seiner Worte fasziniert lauschen, war aber zu sehr damit beschäftigt, die Konturen seines perfekten Kinns zu betrachten und mir auszumalen, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn ich meine Lippen auf seine leicht stoppelige Haut presste und mich dann zu seinem Hals hinunterarbeitete. Ich dachte an seine von jahrelangem Tennisspiel gestählten Hände und überlegte, wie es sein mochte, wenn sie über meinen nackten Rücken glitten, nachdem er mir meine Kleider vom Leib gerissen hatte.
    » Was meinst du, wie du in Rhetorik abgeschnitten hast?«, riss mich Peter aus meinen erotischen Gedanken, bevor ich zu der Stelle kommen konnte, wo er unsere Teller vom Tisch fegte und mich gleich hier im Restaurant nahm.
    » Bestimmt bestanden.« Ich vermied direkten Augenkontakt, denn ich fürchtete, er könnte mir anmerken, was ich mir ausgemalt hatte, wenn er mir in die Augen sah. » Es war nicht allzu…Es lief ganz gut.«
    » Ich hatte auch Schlimmeres erwartet«, nickte Peter, ehe er mir eine ausführliche Beschreibung seines Sommerpraktikums in der Firma seines Vaters lieferte und ich wieder in Gedanken an Hände, Münder und dieses absolut perfekte Kinn versank.
    Wir verzehrten unsere Mahlzeit, dann bestellte er zwei Desserts, und wir begannen, beide von beiden Tellern zu essen, bis kein Krümel mehr übrig war. Die anderen Gäste waren schon längst gegangen, und die Kellnerin räumte alles, sogar die Zuckertütchen von unserem Tisch ab, um uns endlich zum Aufbruch zu bewegen, sie ließ uns notgedrungen nur die Flasche und die Gläser. Das weiße Tischtuch zwischen uns war mit Wein und roter Sauce bekleckert.
    » Wenn ich mit dir zusammen bin, habe ich immer einen Mordsspaß.« Peter verteilte den Rest des Weins in unsere Gläser.
    » Dafür bin ich bekannt«, erwiderte ich todernst, dabei brachte ich endlich den Mut auf, ihn wieder anzusehen.
    » Ich möchte dich etwas fragen, Van«, begann er, hob sein Glas und drückte in dem Versuch, feierlich zu wirken, das Kinn auf die Brust.
    Mein Herz machte einen kleinen, trunkenen Satz. Ich hob ebenfalls mein Glas. Meine Hand zitterte.
    Er lächelte breit. Seine Unterlippe wies rote Weinflecken auf, aber seine Zähne schimmerten so weiß wie Kaugummidragees. » Willst du mich heiraten«, er stieß mit seinem Glas leicht gegen das meine, » wenn wir mit dreißig noch nicht verheiratet sind?«
    In mir wallte eine Mischung aus Kränkung und Ärger auf, als mir klar wurde, dass er mich lediglich als zweite Wahl in Betracht zog. Innerhalb von Sekunden war ich von potenzieller Verlobter zum Trostpreis degradiert worden. Als ich ihm von meinem Sommerjob als Kellnerin in einem Countryklub erzählt hatte, hatte er meinem Geplapper von hoffentlich zu erwartenden Trinkgeldern tatsächlich aufmerksam zugehört, statt zu erwägen, mir die Kleider vom Leib zu reißen.
    » Sagen wir zweiunddreißig.« Ich rang mir ein gequältes Lächeln ab. » Gib mir wenigstens eine reelle Chance.«

1
    Die Hochzeit übertraf meine kühnsten Träume. Die Kirche war dunkel und schlicht. Weiße Kerzen säumten die grauen Steinwände, und ein riesiger Lüster warf einen goldenen Schein über den Altar. Die Bankreihen waren mit Bittersüßzweigen geschmückt, die mit braunen und orangefarbenen Gazebändern zusammengebunden

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