Das Halsband der Koenigin 1
Fiaker fand,« erwiderte die Königin.
»Madame,« unterbrach sie der König, »Sie haben wohl gethan; Sie haben stets edle Eingebungen, die sich vielleicht nur zu leicht erschließen; daran aber ist die Wärme des Edelmuths Schuld, wodurch Sie sich auszeichnen.«
»Ich danke, Sire,« erwiderte die Königin mit spöttischem Ton.
»Bedenken Sie wohl,« fuhr der König fort, »daß ich Sie nicht im Verdacht von etwas gehabt habe, was nicht vollkommen loyal und ehrlich gewesen wäre; der Schritt allein und das abenteuerliche Aussehen der Königin haben mir nicht gefallen; Sie haben das Gute gethan wie immer, doch indem Sie Andern Gutes erwiesen, haben Sie Mittel gefunden, Ihnen selbst Schlimmes zuzufügen. Das ist es, was ich Ihnen zum Vorwurf mache. Nun habe ich eine Vergeßlichkeit wieder gut zu machen, ich habe über dem Geschick einer Familie von Königen zu machen. Ich bin bereit: nennen Sie mir diese Mißgeschicke, und meine Wohlthaten werden nicht auf sich warten lassen.«
»Der Name Valois, Sire, ist, denke ich, berühmt genug, daß er Ihrem Gedächtniß gegenwärtig sein muß.«
»Ah!« rief Ludwig mit einem schallenden Gelächter, »ich weiß nun, was Sie beschäftigt. Die kleine Valois, nicht wahr, eine Gräfin von ... Warten Sie doch ...«
»Von La Mothe.«
»Von La Mothe, ganz richtig, ihr Mann ist Gendarm?«
»Ja, Sire.«
»Und die Frau ist eine Intrigantin. Oh! ärgern Sie sich nicht; sie setzt Himmel und Erde in Bewegung, sie überläuft die Minister, sie quält meine Tanten, sie erdrückt mich selbst mit Eingaben, mit Bittschriften, mit genealogischen Beweisführungen.«
»Ei! Sire, daraus geht nur hervor, daß sie bis jetzt vergebens reclamirt hat.«
»Ich läugne es nicht.«
»Ist sie ein Valois oder ist sie keine?«
»Ich glaube wohl, daß sie eine ist.«
»Nun denn! eine Pension, eine anständige Pension für sie, ein Regiment für ihren Mann, kurz einen entsprechenden Hausstand, für Sprößlinge von königlichem Stamm.«
»Oh! sachte, Madame, sachte! Teufel! wie rasch Sie zu Werke gehen! Die kleine Valois wird mir immerhin genug Federn ausrupfen, ohne daß Sie bemüht sind, ihr beizustehen. Sie hat ihren Schnabel, die kleine Valois.«
»Oh! ich befürchte nichts für Sie, Ihre Federn halten fest.«
»Eine anständige Pension, da danke ich! Wissen Sie, wie furchtbar sie diesen Winter meiner Cassette zur Ader gelassen hat? Ein Regiment diesem Gendarmen, der die Speculation gemacht, eine Valois zu heirathen? Ich habe kein Regiment mehr zu vergeben, Madame, nicht einmal an diejenigen, welche es bezahlen oder verdienen. Einen Hausstand würdig der Könige, von denen sie abstammen, diesen Bettlern! Gehen Sie doch! während wir Könige selbst nicht einmal mehr einen reicher Privatleute würdigen Hausstand haben! Der Herr Herzog von Orleans hat seine Pferde und seine Mauthiere nach England geschickt, um sie verkaufen zu lassen, und zwei Drittel seines Haushalts aufgehoben. Ich habe mein Wolfszeug aufgegeben. Herr von Saint-Germain hat auch meine Haustruppen verabschieden lassen. Wir Alle, groß und klein, leben von Entbehrungen, meine Liebe.«
»Aber, Sire, Valois können nicht Hungers sterben.«
»Sagten Sie mir nicht, Sie haben hundert Louisd'or gegeben?«
»Ein schönes Almosen!«
»Es ist königlich.«
»Geben Sie eben so viel.«
»Ich werde mich wohl hüten. Was Sie gegeben, ist genug für uns Beide.«
»Eine kleine Pension also!«
»Keineswegs, nichts Fixes; diese Leute werden Ihnen genug für sich selbst auspressen; sie gehören zu der Familie der Nagethiere. Habe ich Lust zu geben, nun, so werde ich geben ohne Vorgänge, ohne Verpflichtungen für die Zukunft. Mit einem Wort, ich werde geben, wenn ich zu viel Geld habe. Die kleine Valois, doch wahrlich, ich kann Ihnen nicht Alles erzählen, was ich von ihr weiß. Ihr gutes Herz hat sich in der Falle fangen lassen, meine liebe Antoinette. Ich bitte Ihr gutes Herz um Vergebung.«
Indem er so sprach, reichte Ludwig seine Hand der Königin, die sie, einer innern Bewegung nachgebend, ihren Lippen näherte.
Doch plötzlich stieß sie seine Hand wieder zurück und rief:
»Sie sind nicht gut gegen mich. Ich grolle Ihnen.«
»Sie grollen mir, Sie! Nun wohl! ich...ich...«
»Oh! ja, sagen Sie mir, Sie seien mir nicht böse, Sie, der Sie mir die Thore von Versailles verschließen lassen; Sie, der Sie um halb sieben Uhr Morgens in mein Vorzimmer kommen; der Sie meine Thüre mit Gewalt öffnen und mit wüthenden Augen bei mir
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