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Das Haus der toten Mädchen

Das Haus der toten Mädchen

Titel: Das Haus der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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dass sie dich abholt.“
    „Wenn du meinst.“
    Schweigen. Als sie sich wieder umdrehte, war er verschwunden.
    Sie setzte sich ans Ende des Stegs und ließ die Füße ins kühle Wasser baumeln. Sie hatte ihre Gummistiefel irgendwo verloren, ohne es überhaupt bemerkt zu haben, und das Wasser fühlte sich fabelhaft an. Vielleicht sollte sie sich einfach in den See gleiten lassen, um den Ruß und Schweiß und den Geruch nach Sex von sich abzuwaschen.
    Aber vielleicht sollte sie diesen letzten Hauch von ihm noch eine Weile bewahren. Sie starrte auf den See hinaus und schalt sich selbst einen Dummkopf.

22. KAPITEL
    „A lso, was wirst du mit deinem Leben anfangen?“ fragte Marge Averill sie eines Morgens, zwei Wochen nach dem Brand. „Nicht, dass ich dich loswerden möchte; du kannst liebend gerne so lange bleiben, wie du willst, aber der Rest deiner Familie hat sich schon ziemlich gut im Griff, während du immer noch wie eine verlorene Seele herumirrst.“
    Sophie rang sich ein Lächeln ab. „Sie brauchen mich nicht mehr.“
    „Nein, in der Tat“, bestätigte Marge ihr taktlos. „Madelene Laflamme wird gut auf Marty aufpassen und dafür sorgen, dass sie nicht in Schwierigkeiten gerät. Sie hätte kein besseres Zuhause finden können. Ich bin mir sicher, dass es ihr gut gehen wird.“
    „Ja“, erwiderte Sophie. „Wahrscheinlich wird sie Patrick heiraten und ein Dutzend Kinder in die Welt setzen.“
    „Ist sie dafür nicht ein bisschen zu jung?“
    „So sind die Davis-Frauen nun mal. Wir verlieben uns nur einmal, und danach gibt es keinen anderen mehr. Wenigstens hat Marty eine gute Wahl getroffen.“
    „Ich hatte nicht den Eindruck, dass deine Mutter ihr ganzes Leben lang einem Mann treu war“, wandte Marge scharfzüngig ein.
    „Doch, im Grunde schon. Er starb, bevor sie meinen Vater traf, und sie kam zu dem Schluss, dass es irgendwie weitergehen musste. So schlägt sie sich seither durchs Leben, aber wahre Liebe ist das nicht.“
    „Und du? Was ist mit deiner verflossenen großen Liebe?“
    „Ich habe keine verflossene große Liebe.“
    „Wohl wahr. Er ist ja noch hier.“
    Sophie musterte sie scharf. „Wovon redest du?“
    „Na, wovon schon? Thomas Griffin ist wieder in der Stadt. Er war nur ein paar Tage weg. Dann hat er das Whitten-Haus gekauft, und jetzt setzt er es instand.“
    „Ich hoffe, er ist damit glücklich.“
    „Ich glaube nicht. Er vergrault jeden, der ihm zu nahe kommt. Ich fürchte, es liegt daran, dass du nicht mit ihm sprechen willst.“
    „Es gibt nichts zu sagen.“
    „Oh, ich denke schon, dass es reichlich Gesprächsstoff gibt. Ich weiß natürlich nicht, was genau zwischen euch vorgefallen ist, aber ich kann es mir ungefähr vorstellen.“
    „Tus nicht. Lies lieber einen Kitschroman.“
    „So heiß?“ Marge grinste lüstern. „Glückliches Kind.“
    „Ich möchte mich nicht darüber auslassen.“
    „In Ordnung, Schwamm drüber. Was hast du heute vor? Ich habe heute Vormittag eine Hausführung und muss noch einigen Bürokram erledigen. Wann wirst du entscheiden, was mit dem Grundstück passieren soll? Wenigstens warst du so klug, den ganzen Kasten anständig zu versichern. Mit dem Geld kannst du wahrscheinlich deine Hypothek tilgen und sogar ein kleines neues Häuschen bauen.“
    „Und dann?“
    Marge zuckte mit dem Schultern. „Das wird sich schon noch zeigen. Du hast noch immer deinen Job als freie Kolumnenautorin.“
    „Ich will ein Zuhause.“
    „Dann such dir eins. Bau dir eins. Es war nur ein Haus, Sophie.“
    Und all ihre Träume. Sie setzte ein künstliches Lächeln auf und erhob sich. „Wie sagt man so schön: Wenn alles über dir zusammenschlägt – geh einkaufen. Ich brauche neue Klamotten. Und hier im Ort gibt es nicht viel, was meinem Stil entspricht.“
    „Wenn man das einen Stil nennen will“, entgegnete Marge mit gerümpfter Nase. „Du kleidest dich wie eine alte Frau.“
    „Ich fühle mich wie eine alte Frau“, gab sie trotzig zurück.
    „In Burlington gibt es eine Filiale von ‚Victoria’s Secret‘.“
    „Geh arbeiten, Marge.“
    Der Sommer war vorüber, und der Herbst präsentierte sich gleich von seiner grimmigen Seite. Die Luft war kühl und trocken und ließ alles wie frisch gewaschen erscheinen. Der Wind hatte nicht nur Laub von den Bäumen gerissen, sondern auch eine Reihe Äste, und als Sophie kurz nach sieben in den Ort zurückfuhr, bewunderte sie die leuchtend bunten Kronen der Bäume, die den See säumten. Das Jahr schritt

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