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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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als ganz harmlos erweisen sollte – weshalb soll in Palermo nicht ein Chirurg mit Namen Monteleone Herzen verpflanzen können? –, also selbst wenn alles legal sein sollte: Wir sind ihm auf die Haut gekrochen, und dort werden wir uns einbohren wie die Zecken!« Er blickte auf die Notizen, die ihm gerade ein Beamter ins Zimmer gebracht hatte. »In zwei Stunden fliegt eine Sondermaschine mit einem Kommando von vierzig ausgesuchten Spezialbeamten in Zivil direkt nach Palermo. Alle Männer sind Scharfschützen und tragen kugelsichere Westen. Ich selbst werde das Unternehmen leiten. Das ist mir ein Herzensbedürfnis, meine Herren: Vor vierundzwanzig Jahren – ich war damals ein kleiner Staatsanwalt in Messina – trat Dr. Soriano gegen mich an. Nicht im Gerichtssaal, nicht bei einem Prozeß. Privat! Er nahm mir das Mädchen weg, das ich liebte. Es wurde Sorianos Frau. Ein Jahr später – sie war schwanger – verließ ich Sizilien und kam hierher nach Rom! Ich weiß, das ist lange her. Vierundzwanzig Jahre. Und ich würde auch kein Wort mehr darüber verlieren, wenn Soriano nicht damals schon ein Schwein gewesen wäre: Er zeigte meiner Braut Fotos – es waren natürlich widerliche Fotomontagen –, die mich und andere Frauen in unbeschreiblichen Situationen zeigten. An dem gleichen Abend, geschockt durch Bilder, die ein Mädchen ihrer Erziehung und ihres Standes noch nie gesehen hatte, gab sie sich ihm hin. Damit hatte ich sie verloren. Meine Herren – es wird mir ein Fest sein, Dr. Soriano wiederzusehen!«
    Genau um 12 Uhr 30 mittags hob die Sondermaschine der Alitalia vom Flughafen Fiumicino ab. Nicht einmal der Flugkapitän wußte, wen er transportierte. Man hatte ihm gesagt, es handle sich um eine Gruppe von Wissenschaftlern, die auf Sizilien geologische Untersuchungen anstellen sollten. Da sie als Beauftragte der Regierung galten, wurde ihr Gepäck auch nicht gewogen oder kontrolliert. Man rechnete nicht damit, daß Geologen mit Maschinenpistolen, Munition und sogar zwei leichten, zerlegbaren Granatwerfern auf Forschungsreise gehen. Daß die Mafia nicht rechtzeitig gewarnt wurde, daß niemand einen Wink gab, daß auch nicht die geringste Information durchsickerte – das erklärte sich allein aus der Tatsache, daß der Generalstaatsanwalt persönlich die Aktion leitete.
    Eine winzige persönliche Rechnung, über einen im Vergleich zu seinen anderen Untaten harmlosen Vorfall, den Soriano nach vierundzwanzig Jahren längst vergessen hatte, wurde ihm jetzt präsentiert und konnte ihn vernichten.
    Im Flugzeug, vorne im I.-Klasse-Raum, lag auch Leone Tortalla, Bankier aus Mailand. Eingehüllt in Decken, an drei Tropfflaschen angeschlossen, begleitet von zwei jungen Ärzten, dämmerte er dahin, dem Tode näher, als er ahnte, aber trotz seines desolaten Zustandes von belebender Hoffnung erfüllt.
    Er wird mich retten. Nur er allein kann es …
    Dr. Ettore Monteleone. Im Kinderheim Camporeale. Zwei Etagen unter der Erde in der modernsten Herzklinik der Welt, der Mafia-Klinik.
    Das Haus der verlorenen Herzen.
    Die Anwälte waren in Rom geblieben und kümmerten sich um seine schluchzende und mit viel Dramatik Abschied nehmende Freundin. Ob sie Leone Tortalla wirklich so innig geliebt hatte, blieb eine offene Frage; sie beruhigte sich immerhin erst, als ihr die Anwälte eröffneten, Signore Tortalla werde ihr im Falle eines ›Unglücks‹ ein Startkapital von zehn Millionen Lire hinterlassen.
    »Gibt es noch Hoffnung?« fragte sie und tupfte sich zierlich die Tränen ab.
    Der Anwalt blickte hinüber auf die Startbahn. Die Sondermaschine hob gerade von der Betonpiste ab. Sie saßen im VIP-Raum des Airports und hatten den Start noch abwarten wollen. Im Raum roch es nach Desinfektionsmitteln und dem antibakteriellen Spray, mit dem man Leone Tortalla eingesprüht hatte.
    »Das weiß nur Dr. Monteleone«, sagte der Anwalt. »Wenn er noch dort ist …«
    Zwei Jahre hatten Dr. Volkmar verändert.
    Zwei Jahre Chef einer Mafia-Klinik, zwei Jahre Herztransplantationen mit jungen, gesunden Herzen, die man ahnungslosen Männern aus der Brust schnitt. Zwei Jahre lang das unaussprechbare Entsetzen vor sich, hinter einer schalldichten Glaswand: Ein grün abgedeckter, junger Körper, ein Junge, der sich auf die Fremdenlegion gefreut hatte … ein Stück aus der lebenden Herzbank.
    Wer hält das aus?
    Dr. Volkmar hatte eine große Wandlung durchgemacht. Man sah es ihm nicht an. Er war immer noch der elegante, sportlich aktive, blendend

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