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Das Haus des Windes

Das Haus des Windes

Titel: Das Haus des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Erdrich
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bemüht, nicht auf die welligen Blätter und die Knospen der Stiefmütterchen zu treten. Er legte seine Hände auf ihre und löste vorsichtig ihren Griff. Dann umschloss er ihre Ellbogen, hob sie aus dem Wagen und stützte sie, als sie, noch immer gekrümmt, in seine Richtung kippte. Sie sackte gegen seine Brust, sah durch mich hindurch. Kotze klebte vorn an ihrem Kleid, und ihr Rock und der graue Bezug des Fahrersitzes waren mit dunklem Blut getränkt.
    Lauf zu Clemence, sagte mein Vater. Lauf hin und sag Bescheid, dass ich deine Mutter sofort nach Hoopdance in die Notaufnahme bringe. Sie sollen nachkommen.
    Mit einer Hand öffnete er die hintere Tür, und dann manövrierte er Mom, als tanzten sie eine Art grausigen Tanz, auf die Kante der Sitzbank und legte sie ganz behutsam hin. Half ihr, sich auf die Seite zu drehen. Sie schwieg, aber fuhr sich mit der Zungenspitze über die aufgeplatzten, blutigen Lippen. Ich sah, wie sie blinzelte, die Brauen zusammenzog. Ihr Gesicht begann anzuschwellen. Ich lief um den Wagen herum und stieg neben ihr ein. Ich hob ihren Kopf an und glitt mit den Beinen darunter. Saß nah bei ihr und legte ihr den Arm um die Schulter. Sie zitterte leicht, vibrierte, als hätte jemand in ihr einen Schalter umgelegt. Ein scharfer Geruch ging von ihr aus, nach Kotze und nach noch etwas anderem, Benzin oder Petroleum vielleicht.
    Ich setze dich da unten ab, sagte mein Vater und bog mit quietschenden Reifen aus der Auffahrt.
    Nein, ich komme mit. Ich muss bei ihr bleiben. Wir können vom Krankenhaus aus anrufen.
    Ich hatte mich meinem Vater, ob in Worten oder Taten, fast nie widersetzt. Aber es fiel uns nicht einmal auf. Da war schon dieser merkwürdige Blick gewesen, wie zwischen zwei Erwachsenen,für den ich noch nicht bereit gewesen war. Aber das spielte keine Rolle. Jetzt saß ich auf der Rückbank und hielt meine Mutter ganz fest. Ihr Blut klebte an mir. Ich griff nach hinten und zog den alten karierten Quilt herunter, der immer vor der Heckscheibe lag. Sie zitterte so sehr, dass ich dachte, es würde sie zerreißen.
    Schneller, Dad.
    Schon gut, sagte er.
    Und dann flogen wir hin. Er jagte das Auto auf über 140 hoch. Wir flogen einfach.
    Mein Vater konnte seine Stimme donnern lassen; das hatte er sich so angeeignet, sagte man. Als Jugendlicher hatte er das nicht gekonnt, aber im Gerichtssaal hatte er es dann gebraucht. Jetzt donnerte seine Stimme durch die Notaufnahme. Sobald die Sanitäter meine Mutter auf eine Trage gelegt hatten, sagte mein Vater, ich solle Clemence anrufen und dann warten. Als sein Zorn knisternd und klar die Luft erfüllte, ging es mir gleich besser. Was auch immer geschehen war, würde wieder in Ordnung kommen. Wegen seiner Wut, die so selten hervorbrach und immer Wirkung zeigte. Er hielt die Hand meiner Mutter, als sie sie auf die Station fuhren. Dann schloss sich die Tür hinter ihnen.
    Ich setzte mich auf einen orangefarbenen Plastikstuhl. Eine dürre schwangere Frau war an unserer offenen Autotür vorbeigegangen und hatte meine Mutter angestarrt, hatte sich alles genau angesehen, bevor sie sich anmeldete. Jetzt ließ sie sich mir gegenüber neben eine schweigsame alte Dame fallen und griff nach einer Ausgabe der People .
    Habt ihr Indianer nicht ein eigenes Krankenhaus? Baut ihr nicht gerade ein neues da drüben?
    Die Notaufnahme ist noch im Bau, sagte ich.
    Trotzdem, sagte sie.
    Was trotzdem? Ich ließ meine Stimme schneidend und sarkastischklingen. Darin war ich nicht so wie die meisten indianischen Jungs, die trotz ihrer Wut schweigend den Blick gesenkt hätten. Mich hatte meine Mutter anders erzogen.
    Die Schwangere schürzte die Lippen und schaute wieder in ihre Zeitschrift. Die ältere Frau strickte an dem Daumen eines Fausthandschuhs. Ich stand auf und ging zu dem Münztelefon, aber ich hatte kein Geld dabei. Ich fragte die Schwester an der Rezeption, ob ich ihren Anschluss benutzen dürfe. Es war ein Ortsgespräch, und sie hatte nichts dagegen. Aber es nahm keiner ab. Also war meine Tante mit Edward losgefahren, um vor dem Allerheiligsten zu beten, wodurch sich die beiden sonntags abends ein bisschen Bewegung verschafften. Edward sagte immer, während Clemence das Allerheiligste anbetete, grüble er darüber nach, wie es sein könne, dass die Menschen von den Bäumen gestiegen waren, bloß um anschließend einen runden weißen Keks anzugaffen. Mein Onkel war Naturkundelehrer.
    Ich setzte mich wieder in das Wartezimmer, so weit wie möglich von der Schwangeren

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