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Das Haus des Windes

Das Haus des Windes

Titel: Das Haus des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Erdrich
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zur Tür, wo Angusund ich neben zwei staunenden alten Männern standen. Father Travis hätte ihn noch kriegen können, wenn er gleich kehrtgemacht hätte, aber er zwängte sich an der Betbank vorbei und lief in großen Sätzen die Kreuzwegstationen entlang. Cappy rannte raus. Father Travis holte mit seinen größeren Schritten auf, aber Cappy lief nicht die Treppe runter, sondern rutschte, geübt, wie er war und wie wir alle waren, das Geländer hinab und holte dabei Schwung, einen gewaltigen Schub, der ihn Hals über Kopf den Kiesweg hinunterschickte, mit Father Travis so dicht auf seinen Fersen, dass er sich nicht mal sein Fahrrad schnappen konnte.
    Cappy hatte diese tollen Schuhe an, aber Father Travis auch, wie ich feststellen musste. Er lief nicht in nüchternen schwarzen Schnürschuhen, sondern hatte vielleicht gerade Basketball gespielt oder gejoggt, als es ihm in den Sinn kam, mal eben die Beichte abzunehmen. Die beiden sprinteten volles Rohr den Weg in den Ort runter. Cappy überquerte mutig den Highway, und Father Travis folgte. Cappy lief quer durch ein paar Gärten, die er gut kannte, und verschwand außer Sicht. Aber trotz seiner Soutane, die er hochgerafft und unter dem Gürtel festgesteckt hatte, war Father Travis auf dem Weg Richtung Dead Custer Bar und Whiteys Tanke dicht hinter ihm. Wir staunten, wie seine bleichen, muskulösen Waden in der Sonne leuchteten.
    Was machen wir jetzt?
    Wir halten uns bereit, sagte ich.
    Angus und ich nahmen unsere Räder aus dem Fahrradständer und hielten Cappys Rad zwischen uns. Vielleicht konnte er genug Vorsprung kriegen, um aufzusteigen und mit uns zu fliehen. Wir beobachteten das Stück Straße, das wir hinter den Bäumen sehen konnten, denn dort würde Cappy auftauchen, wenn Father Travis ihn nicht kriegte. Da rannte er auch schon vorbei. Gleich darauf Father Travis. Sie verschwanden wieder, und Angus sagte: Jetzt versucht er ihn in den Gärten der BIA-Wohnblocksabzuhängen. Da kennt er sich aus. Wir beobachteten das nächste Straßenstück, und wieder rannte erst Cappy vorbei und dicht hinter ihm der Priester. Cappy kannte von jedem Gebäude die Vorder- und Hintereingänge und rannte quer durch das Krankenhaus, den Supermarkt, das Altenheim und unser damaliges winziges Casino. Er sprintete in die Dead Custer Bar und wieder raus und durch den Laden von Whiteys Tanke. Dann bog er in die Straße zu Bineshis Häuschen ein, in der Hoffnung, die Hunde aufzuscheuchen, die sich dann in Father Travis’ Gewand verbeißen würden, aber sie liefen unbehelligt daran vorbei. Cappy hopste bergab über den Friedhof, und dann liefen sie einen Bogen, der sie zum Spielplatz führte – es war ein faszinierender Anblick. Cappy brachte die Schaukel in Schwung und sprang elegant über das Klettergerüst hinweg. Father Travis landete wie ein Gorilla, mit den Fingerknöcheln auf dem Boden, aber er gab nicht auf. Sie sprinteten den Hügel hoch, zwei kleine Figuren, die im Näherkommen größer wurden. Cappy hielt auf sein Fahrrad zu, um aufzuspringen und wegzuradeln. Fast hätte es geklappt. Fast hätte er es geschafft. Aber nur fast. Father Travis legte noch einmal Tempo nach, bis er in Reichweite von Cappys Hemdkragen war. Cappy duckte sich unter seinem Griff weg, aber Father Travis ließ den Arm herabschnellen und packte seinen Hinterreifen.
    Cappy sprang ab. Father Travis, purpurrot im Gesicht und keuchend, erwischte ihn an den Schultern und hob ihn geradewegs in die Luft. Angus und ich ließen unsere Räder fallen, um ihm beizustehen. Wir hatten zwar nicht genau gewusst, was er Father Travis sagen wollte, aber jetzt war es offensichtlich. Er hatte genau das gebeichtet, was wir befürchtet hatten.
    Pater, das hier macht sich nicht so gut, sagte Angus.
    Lassen Sie ihn bitte runter, Father Travis. Ich versuchte mir vorzustellen, wie mein Vater in so einer Situation geklungen hätte. Cappy ist ein Minderjähriger, sagte ich. Vielleicht war das absurd, aber Father Travis hielt Cappy jetzt am Kragen undhatte die Faust erhoben, und seine Faust blieb in der Luft stehen.
    Ein Minderjähriger, sagte ich, der zu Ihnen gekommen ist, weil er Ihre Hilfe braucht, Father Travis.
    Ein worfmäßiges Brüllen erschütterte den Priester, und er schleuderte Cappy zu Boden. Er holte mit dem Fuß aus, aber Cappy rollte außer Reichweite. Wir sammelten unsere Räder auf, denn Father Travis regte sich nicht mehr. Er stand nur da, atmete keuchend ein und aus und funkelte, den Kopf gesenkt, unter

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