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Das Haus des Windes

Das Haus des Windes

Titel: Das Haus des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Erdrich
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Nacht, als Whitey Sonja geschlagen hatte, und dass es schon so ausgesehen hatte, als wollte sie von ihm weg, und wie viel Geld ich insgesamt gefunden hatte.
    Damit kann sie ganz schön weit kommen, sagte er. Er wandte den Kopf ab und sah beleidigt aus.
    Yeah, ich hätt’s dir sagen sollen.
    Eine Zeitlang schwiegen wir beide.
    Wir sollten trotzdem mal die Kiste ausgraben, sagte er. Nur mal nachsehen. Vielleicht hat sie dir Geld übriggelassen, sagte Cappy. Seine Stimme klang neutral.
    Genug für solche Schuhe wie deine, sagte ich im Weiterfahren.
    Ich hätte getauscht, sagte Cappy.
    Ist schon okay. Ich mag meine jetzt. Ich wette, sie hat mir einen Scheißzettel reingelegt. Wetten?
    Wir hatten beide recht, wie sich herausstellte.
    In der Kiste lagen zweihundert Dollar, ein Sparbuch und ein Brief.
    Lieber Joe,
    das Geld ist für deine Schuhe. Ich lass dir auch Ersparnisse da für eine Uni an der Ostküste.
    Ich schaute in das Sparbuch. Es waren zehntausend Dollar.
    Sei gut zu deiner Mom. Vielleicht verdienst du irgendwann, wie gut du es hast. Ich fange mit den $ ein neues Leben an. Nichts mehr von dem, was du gesehen hast.
    Trotzdem alles Liebe,
    Sonja
    Was zum …?, sagte ich zu Cappy.
    Was meint sie damit – was du gesehen hast?
    Ich rang mit mir. Ich wollte ihm alles von dem Tanz erzählen, von jedem Heulen, jeder fließenden Bewegung, und ihm die Quaste zeigen. Aber ein rätselhaftes Gefühl der Scham lähmte mir die Zunge. Nichts, sagte ich.
    Ich teilte mir das Bargeld mit Cappy und steckte das Sparbuch und den Zettel ein. Cappy wollte das Geld erst nicht nehmen, bis ich sagte, es sei für ein Busticket, damit er Zelia in Helena besuchen könne. Reisegeld also. Er nahm die Scheine und faltete sie.
    Wir fuhren wieder zurück, und auf halber Strecke scheuchten wir an einem mit Wasser gefüllten Straßengraben ein Entenpärchen auf.
    Ein paar Meilen weiter fing Cappy an zu lachen. Hier, ich weiß einen guten. Was hat Federn und schwimmt auf dem See und beginnt mit Z? Er wartete nicht auf eine Antwort. Zwei Enten. Immer noch hochzufrieden mit seinem Witz, brachte er mich bis zu mir nach Hause, wo ich mit meinen Eltern zu Abend essen wollte. Ich ging rein, und wir waren zwar schweigsam und geistesabwesend und immer noch in einer Art Schockstarre, aber wir waren zusammen. Wir aßen kandierte Süßkartoffeln, die ich nicht mochte, aber trotzdem aß. Dazu gab es Bauernschinken und eine Schüssel frische Erbsen aus dem Garten. Meine Mutter sprach ein kleines Gebet vor dem Essen, und wir redeten über Cappys Sprint. Ich erzählte ihnen sogar den Witz mit den Enten. Wir schwiegen über alles, was mit Lark zu tun hatte, und über alles, was uns wirklich beschäftigte.

KAPITEL ZEHN
DIE SCHWARZE SEELE
    Linda Wishkob schälte sich aus ihrem Auto und trottete auf unsere Haustür zu. Ich ließ Dad öffnen und schlich mich zur Hintertür raus. Ich hatte endlich meine Gedanken über sie und ihr Bananenbrot geordnet; diese Gedanken waren nicht besonders logisch, aber ich wurde sie trotzdem nicht los. Linda war dafür verantwortlich, dass es Linden gab. Sie hatte ihren Bruder gerettet, obwohl sie schon gewusst hatte, dass er eine schwarze Seele war. Jetzt fühlte ich mich so von ihr abgestoßen, wie er und ihre biologische Mutter sich von ihr abgestoßen gefühlt hatten. Meinen Eltern ging es da offenbar anders. Wie sich später herausstellen sollte, versorgte Linda, während ich mit Pearl im Garten Fangen spielte, wobei wir uns nie berührten, sondern uns nur immer wieder im Trab umkreisten, meinen Vater mit neuen Informationen. Was sie ihm erzählte, brachte ihn dazu, meine Mutter die nächsten zwei Tage über ins Büro und zurück zu begleiten. Am dritten Tag bat mein Vater sie, eine Einkaufsliste zu schreiben.
    Er bestand darauf, dass wir den Einkauf für sie erledigten, dass sie die Tür hinter uns abschloss und Pearl bei sich im Haus behielt. Ich folgerte daraus, dass Linden Lark wieder in unserer Gegend war. Weiter kam ich in Gedanken nicht. Ich dachte überhaupt nicht darüber nach, ertrug es nicht, darüber nachzudenken. Ich war mit den Gedanken schon ganz woanders, als mein Vater mich bat, mit ihm einkaufen zu gehen. Ich hatte gerade losgewollt, um mit Cappy einen neuen, noch schnelleren und steileren Sprungparcours auf den Erdhügeln auszuarbeiten.Ich hatte nicht die mindeste Lust, mit meinem Vater einzukaufen, aber er sagte, es bräuchte mindestens zwei, um alles zu entziffern und genau das zu finden, was meine Mutter

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