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Das Haus des Windes

Das Haus des Windes

Titel: Das Haus des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Erdrich
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seinen dichten Augenbrauen hervor. Irgendwie hatten wir es geschafft, moralisch die Oberhand zu gewinnen, und wir wussten es. Wir stiegen auf.
    Schönen Tag noch, Pater, sagte Angus.
    Father Travis starrte an uns vorbei, und wir radelten davon.
    * * *
    Scheiße noch mal, sagte ich später zu Cappy. Was hast du dir dabei gedacht?
    Cappy zuckte mit den Schultern.
    Hast du ihm von dem Keller erzählt, dass ihr da wart?
    Alles, sagte Cappy.
    Scheiße noch mal.
    Clemence runzelte bei meinen Worten missbilligend die Stirn.
    Entschuldige, Tantchen, sagte ich. Wir waren in der Hoffnung zu Clemence und Edward gefahren, dass sie vielleicht gerade aßen, und hatten uns getäuscht, aber das machte nichts, weil Clemence wusste, worauf wir aus waren, und uns gleich ihre üblichen Makkaroni mit Hack aufwärmte und ihren Sumpftee eingoss, bloß dass sie ihn extra für uns mit Limonade mischte. Sie fütterte Mooshum, der immer an den Mahlzeiten teilnahm, aber inzwischen einen so schlimmen Tatter hatte, dass er keine Suppe mehr essen konnte.
    Warum hast du es ihm erzählt?
    Keine Ahnung, sagte Cappy. Vielleicht wegen dem, was er über seine Freundin gesagt hat. Oder wegen seinem sei du der Erste, der sie bemerkt , weißt du noch?
    Er hat gesagt, du sollst sie bemerken und nicht … du weißt schon. Ich blieb taktvoll, obwohl ich sicher war, dass Clemence gerade nicht zuhörte. Cappy hatte Sex gehabt, aber irgendwie auf einer höheren Warte, und deshalb benutzte ich keine der üblichen Sexvokabeln. Er wurde sauer, wenn man sie für das benutzte, was zwischen ihm und Zelia passiert war.
    Du hättest zu deinem Dad gehen können oder zu deinem großen Bruder und mit denen reden können, sagte ich.
    Eigentlich bin ich aber froh, dass ich zu Father Travis gegangen bin, sagte Cappy und grinste.
    Cappys Sprint begann schon jetzt zur Legende zu werden und sollte ihm eine Menge Ruhm einbringen. Father Travis schadete die Geschichte auch nicht, denn wir hatten noch nie einen Priester gehabt, der dermaßen gut in Form war.
    Diese Wadenmuskeln!, sagte Clemence.
    Der letzte Priester wär keine zehn Meter weit gekommen, sagte Mooshum. Den habe ich mal sturzbesoffen in unserem Garten liegen sehen. Der Alte hat mehr gewogen als du und alle deine dürren Freunde zusammen. Er gluckste. Aber dieser Neue, der hat seinen Stolz. Er wird viele Gebete sprechen müssen, bis er über Cappys Sprint hinwegkommt.
    Gott helfe den armen Erdhörnchen, sagte Onkel Edward, der gerade in die Küche kam.
    Clemence holte ein Küchenhandtuch und band es Mooshum um den Hals. Zwischen zwei Happen sagte er: Hab ich euch schon erzählt, wie ich schneller gerannt bin als der Leberfresser-Johnson? Wie dieser Gauner Indianern aufgelauert hat, um sie zu töten und ihre Lebern zu essen? Ein weißer Wiindigoo war das, aber als ich noch jung und wendig war, bin ich ihm nachgerannt und hab ihn Biss für Biss zerkleinert und ihm allesheimgezahlt. Ich hab ihm das Ohr abgerissen und dann die Nase. Wollt ihr den Daumen mal sehen?
    Das hast du schon erzählt, sagte Clemence, die wild entschlossen war, dem alten Mann Nahrung einzuflößen. Aber Mooshum wollte reden.
    Hört mal gut zu, Jungs. Die Leute erzählen, Leberfresser-Johnson wäre ein paar Indianern entwischt, indem er ein paar Lederriemen durchgebissen hätte, mit denen sie ihn gefesselt hatten. Er soll einen Jungen getötet haben, der ihn bewachte, und dem armen Kerl das Bein abgeschnitten haben. Angeblich hat er sich mit diesem Bein in die Wildnis davongemacht und sich davon ernährt, bis er wieder unter Freunden war.
    Mund auf, sagte Clemence und fütterte ihm den nächsten Bissen.
    Aber so war es nicht, sagte Mooshum. Ich war nämlich dabei. Ich war mit ein paar Schwarzfuß-Kriegern auf der Jagd, als sie den Leberfresser erwischten. Sie wollten ihn an die Crow ausliefern, weil er so viele von denen getötet hatte. Ich saß neben dem jungen Schwarzfuß, der auf ihn aufpassen sollte, aber der wollte Johnson so dringend töten, dass ihm die Hände zuckten.
    Ich fing an, in der Schwarzfußsprache, die er halbwegs verstand, mit dem Leberfresser zu reden. Leberfresser, sagte ich, manche Schwarzfüße hassen dich dermaßen, dass sie dich splitternackt pfählen und lebendig häuten wollen. Aber erst wollen sie dir die Eier abschneiden und sie vor deinen Augen an die alten Frauen verfüttern.
    Also wirklich!, sagte Clemence.
    Der Schwarzfuß kriegte ganz leuchtende Augen, sagte Mooshum. Ich sagte zu dem Leberfresser, alle anderen

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