Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
Vom Netzwerk:
die Bettkante.
    »Noch hundert Schritte bis zur Tür«, meldete der Kollege aus dem ersten Bett.
    »Alles klar?«, flüsterte Trevisan den beiden Kollegen zu. »Wir müssen damit rechnen, dass sie sofort schießt, nachdem sie Bergen erkannt hat.«
    »Alles klar«, antworteten beide.
    Einen Moment blieb es still. Dann flüsterte der Kollege: »Die Zielperson ist kurz vor der Tür.«
    Trevisan nahm seine Waffe in die Hand. »Leise jetzt!«
    Es dauerte noch ein paar Sekunden, bis es klopfte. Für einen Augenblick war Trevisan versucht, einfach »Herein« zu rufen, doch er entschied sich anders. Er beobachtete die Türklinke. Sein Herz hämmerte und das Adrenalin durchströmte seinen Körper. Die langsame Bewegung der Türklinke steigerte die Spannung. Zentimeter um Zentimeter schob sich der Griff dem Boden entgegen, bis das Schloss die Tür freigab.
    Das Erste, das Trevisan erblickte, war ein überdimensionaler Blumenstrauß. Dann schob sich der Körper der Person leise in das Zimmer. Alle Augen waren auf den vermeintlichen Mann gerichtet, der ein Baseballcap und eine blaue Jacke trug. Die Person war etwa einhundertsiebzig Zentimeter groß und von schlanker Statur. Trevisan zweifelte keine Minute daran, dass sich unter der Jacke und der Mütze die Täterin verbarg.
    Die Person nickte Trevisan und den anderen Anwesenden kurz zu. »Guten Tag, Balldrauf-Blumenservice. Blumen für Herrn Holger Bergen. Wer ist das bitte?« Die Hand der Person näherte sich langsam der Jackentasche.
    »Zugriff!«, brüllte Trevisan und schnellte von seinem Stuhl hoch.
    Die Tür flog auf und die zwei Reinigungskräfte in ihren blauen Overalls rissen den Blumenboten um und stürzten mit ihm zu Boden. Die Basecap segelte durch die Luft und gab den Blick auf die kurze blonde Stoppelfrisur frei. Trevisan stand über dem Blumenboten und hielt ihm seine Pistole vor die Nase. Auch Till hatte sein Versteck verlassen und hielt die Waffe auf ihn gerichtet.
    »Keine falsche Bewegung, Polizei!«, zischte Trevisan. »Machen Sie keinen Blödsinn, Sie haben keine Chance!«
    Schon klickten die Handschellen hinter dem Rücken des vermeintlichen Mannes.
    »Was … was soll … das?« Der Blumenbote blickte ängstlich zu ihnen auf.
    Trevisan atmete tief ein. Er hatte zweifellos einen Mann vor sich. Zögernd ließ er seine Waffe sinken. »Verdammt noch mal«, knurrte er. »Das ist sie nicht.«
    *
    Der total verstörte Blumenbote saß auf einem Stuhl und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich dachte schon, es wäre vorbei«, sagte er atemlos.
    »Wer hat Ihnen den Auftrag gegeben?«, fragte Trevisan und wies auf die Blumen.
    »Ich weiß nicht, liefere nur«, erklärte der junge Mann. »Unser Geschäft ist direkt um die Ecke.«
    Till untersuchte den Blumenstrauß, der unter dem Einsatz sichtlich gelitten hatte. Ein kleines Kuvert war am Papier befestigt. Er öffnete es. Eine Genesungskarte befand sich darin. Sie war maschinell geschrieben.
    Till las laut vor: »Die besten Genesungswünsche senden dir: deine Kameraden. – Wer könnte den Strauß geschickt haben?«, fragte er Bergen.
    »Vielleicht wirklich meine Kameraden vom Heimat- und Kulturverein. Das sieht ganz nach Herbert aus.«
    Trevisan zog eine Grimasse.
    »Entschuldigen Sie, es war ein Missverständnis«, sagte er zu dem Blumenboten und gab ihm seinen Ausweis zurück. »Bitte reden Sie mit niemandem darüber. Und wenn Sie angesprochen werden und Sie jemand etwas fragt, das mit dem Zimmer hier zu tun hat, dann geben Sie uns sofort Bescheid.«
    *
    Die Krankenschwester, die am anderen Ende des Ganges vor Zimmer 308 damit beschäftigt war, den Servierwagen mit Tassen zu befüllen, stellte die letzte Tasse auf das Tablett und eilte den Gang hinunter. Der Aufruhr vor dem Zimmer am anderen Ende des langen Ganges war ihr nicht verborgen geblieben. Sie tat, als habe sie überhaupt nichts bemerkt. Doch jetzt war klar: Bergen lag auf Zimmer 343. Und die Polizei war bereits im Haus. Das war das Ende ihres Planes. Wozu Blumen doch gut waren … Sie trug ein selbstgefertigtes Namensschild an ihrem Revers. Schwester Karin stand darauf mit schwarzem Filzstift geschrieben.

 
     
48
    »Der weiße Kittel steht dir«, sagte Alex mit einem Lächeln. »Ein wirklich appetitliches Karbolmäuschen.«
    »Niedere männliche Instinkte«, scherzte Tina in ihrer Verkleidung als Krankenschwester. »Ich habe nichts anderes von dir erwartet.«
    Trevisan hatte sich mit seinem Team in einem Ärztezimmer gegenüber dem Raum

Weitere Kostenlose Bücher