Der verbannte Highlander
Prolog
Gott kann nicht zufrieden seyn … als bis nicht diese
elende und abscheuenswerthe rasse ausgerotet und getilget,
und niemals gedultet, fuerderhin in diesem lande zu weylen
oder auffenthalt zu haben … sie sollen gejagt, verfolget,
und vernichtet werden mit feuer und schwert …
Erlass zur Auslöschung von Clan Gregor
Kommission erteilt dem Earl of Argyll durch den Geheimen Rat
24. Februar 1603
Inveraray Castle, Juni 1606
E ines Tages würde sein Cousin sie noch alle umbringen. Patrick MacGregor konnte nur hoffen, dass dieser Tag nicht heute war. Doch Alasdair konnte einfach keiner Herausforderung widerstehen, nicht einmal einer, die sie tief in die Höhle des Teufels führte – in diesem Fall nach Inveraray Castle, der Festung von Clan Campbell in den Highlands. Die dicken Steinmauern der strengen Burg ragten hoch über die Bäume hinaus und erinnerten abweisend an die Vorherrschaft ihres Feindes seit mehr als hundertfünfzig Jahren.
Heute allerdings waren die Tore der uneinnehmbaren Festung einladend geöffnet und das Tal, das sich von der Burg bis zu der Reihe strohgedeckter Hütten entlang des Ufers von Loch Fyne erstreckte, wimmelte vor Hunderten von Clansleuten, die von überall aus den Highlands hergekommen waren. Ein Hauch von Aufregung lag in der feuchten Morgenluft. Die Spiele würden bald beginnen.
Als sie die schützenden Schatten des Waldes verließen und sich dem Turnierplatz näherten, musterte Patrick aufmerksam die Umgebung. Die vielen Jahre der Flucht vor Ergreifung hatten seine Sinne geschärft. Vorsicht und Argwohn waren ihm in Fleisch und Blut übergegangen, und im Moment schlugen alle seine Instinkte heftig Alarm.
Sein Blick schoss hierhin und dorthin durch die Menschenmenge, um sich ein genaues Bild der Situation zu machen. Doch niemand nahm übermäßig Notiz von den drei Neuankömmlingen … bis jetzt.
Die MacGregors waren wieder einmal für vogelfrei erklärt worden – was dank der Campbells in den letzten gut siebzig Jahren nur allzu häufig vorgekommen war. Dennoch hatte sein Cousin Alasdair Roy MacGregor, Chief der MacGregors of Glenstrae, darauf bestanden, die Highlandspiele in diesem Jahr zu besuchen, um am Wettkampf im Bogenschießen teilzunehmen. Alasdair war als ›der Pfeil von Glenlyon‹ bekannt und galt als hervorragender Bogenschütze. Doch er war nicht der Beste. Dieser Titel gehörte Rory MacLeod. Es war die Gelegenheit, MacLeod gegenüberzutreten und ihn zu übertreffen, die sie gezwungen hatte, ihr Versteck zu verlassen. Die Tatsache, dass die Spiele in diesem Jahr auf Inveraray – dem Heim ihres erbittertsten Feindes – abgehalten wurden, erhöhte die Gefahr nur noch.
Als die drei Männer den Rand des schlammigen Feldes erreicht hatten, drehte sein Cousin sich zu ihm um. »Du weißt, was zu tun ist?«
»Aye «, antwortete Patrick. Das sollte er besser auch, denn schließlich war es sein eigener Plan. »Aber bist du dir auch sicher, dass du das hier tun willst?« Sein Cousin trug zwar einen stählernen Helm über dem unverwechselbaren roten Haar – ein Merkmal, das die MacGregors mit ihren Feinden, den Campbells, gemeinsam hatten – und eine Kapuze gegen den Regen, die seine Züge überschattete, doch wenn jemand
ihn erkannte, bevor ihr Plan in die Tat umgesetzt war, dann war der Chief ein toter Mann.
Die Augen seines Cousins leuchteten erwartungsvoll auf. »Absolut sicher.« Um Unterstützung heischend sah er Patricks Bruder Gregor an. »Es wird Zeit, dass Rory MacLeod ein kleines bisschen Konkurrenz bekommt, und die Gelegenheit, das direkt unter Argylls spitzer Nase zu tun …« Sein Mund verzog sich zu dem vertrauten spitzbübischen Grinsen, das ihm die Herzen seines Clans eingebracht hatte. »Das ist eine Versuchung, der man einfach nicht widerstehen kann.«
»Wir werden längst wieder fort sein, bevor ihnen überhaupt klar wird, was geschehen ist«, fügte Gregor hinzu.
»Aber nicht zu schnell«, warf der Chief ein. »Ich will, dass jeder weiß, wer gewonnen hat.«
Patrick bedachte seinen verwegenen Cousin mit einem stählernen Blick. »Damit du den goldenen Pfeil von Lady Marian einfordern kannst?«
Alasdair lachte glucksend und schlug ihm hart auf die Schulter, denn er war sich seines Rufs als eine Art Robin Hood sehr wohl bewusst. Ebenso wenig war ihm die Anspielung auf jenen Bogenschießwettbewerb entgangen, der abgehalten worden war, um dem berühmten Geächteten eine Falle zu stellen. »Hinter deiner
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