Das Herz der Savanne - Afrika-Roman
hätte ihrer Schwester gerne ein paar tröstende Worte gesagt, aber ihr fiel nichts ein. Deshalb strich sie nur sanft mit der Hand über Corinnes Arm.
Allmählich verebbte das Beben in deren Körper, die Schluchzer wurden leise, hörten ganz auf. Corinne saß zusammengesunken wie ein kleines, verzweifeltes Mädchen mit rot geheulten Augen und leerem Blick auf der Bettkante, zerknüllte ein Taschentuch in ihren Händen: »Was soll ich jetzt bloß tun? Was soll ich jetzt nur machen?« Gleich darauf schlug sie wieder auf das Kopfkissen ein und schrie erneut: »Dieses Schwein, dieses elende Schwein. Das wird er mir büßen!«
Rose stand mit verschränkten Armen dabei, reichte ihrer Tochter immer wieder ein frisches Taschentuch. Einmal blickte sie zu Ruth und nickte leicht. »Ja«, sagte sie, »Willem ist ein Schwein. Eine Frau wie du, eine Salden, sollte sich das nicht gefallen lassen. Rache ist süß. Was würdest du am liebsten mit ihm tun?«
Corinne richtete sich auf. »Am liebsten würde ich ihn kastrieren, umbringen, erschießen, aufhängen, erdolchen, verbrennen ...«
Rose ließ sie eine Zeitlang reden, dann setzte sie sich neben sie, legte ihr einen Arm um die Schulter. »Es gibt bessere und effektivere Methoden«, flüsterte sie. »Du kannst Willem dort treffen, wo es am wehsten tut. Du kannst ihn ruinieren. Zeig ihm, dass du kein dummes Gänschen bist, das nur nach seiner Pfeife tanzt. Wehr dich!«
Corinne schluckte. »Aber wie? Was soll ich denn tun, Mutter?«
»Du sprachst vorhin von einem Deal, von dem sich Willem viel erwartet. Reichtum, den er mit seiner neuen Freundin verprassen kann. Was ist das für ein Deal, Corinne?«
Corinne, halb besinnungslos vor Kummer und Wut, schnäuzte sich die Nase. »Es geht um Horatio. Ich weiß nicht genau, was da abläuft. Aber Willem hat gesagt, wenn ich aussage, dass Horatio bei uns eingebrochen ist, dann werden wir endlich so reich sein, wie wir es verdienen.«
»Willem verdient es aber nicht, reich zu werden. Und du hast selbst genug Geld. Willst du mitansehen, wie er sich ein schönes neues Leben aufbaut? Oder willst du ihm gehörig Salz in die Suppe streuen?«
»Salz«, heulte Corinne auf. »Salz, Salz, Salz!«
Rose zog ihre Tochter behutsam hoch. »Dann gehen wir zur Polizei, und du machst eine neue Aussage.«
Corinne sah ihre Mutter mit waidwunden Augen an. »Wirklich?«
»Ja. So triffst du ihn am härtesten. Und nicht nur ihn, sondern seine kleine Freundin gleich mit. Oder glaubst du, sie wird noch bei ihm bleiben, wenn er zugeben muss, in krumme Geschäfte verwickelt zu sein? Tu es jetzt, Corinne! Wehr dich deiner Haut! Zeig, dass du eine stolze Frau bist, mit der man so nicht umspringen darf!«
Corinne zog die Nase hoch. »Du hast recht.«
»So ist es gut. Du bist eine echte Salden«, lobte Rose und tätschelte ihr den Arm. Ruth warf sie erneut einen Blick zu: »Ruf den Anwalt an.«
»Einen Augenblick noch«, bat Ruth. »Nur der Form halber: Hat Willem irgendwo ein Muttermal?«
Corinne sah ihre Schwester verstört an. »Warum willst du das wissen? Was hat das mit dem zu tun, was hier passiert?«
Ruth lächelte. »Manchmal hängt alles mit allem zusammen. Also? Hat er eines?«
Corinne nickte. »Ja. Hinten, auf dem Rücken, kurz über dem Po.«
»Wie sieht es aus?«
»Es ist ein Stern. Ein kleiner, niedlicher Stern.«
Sie lächelte wehmütig, aber Ruth hatte nicht vor, ihre Schwester zu schonen. »Dann schau mir recht bald einmal zu, wenn ich Sally das nächste Mal bade. Denn sie, meine Liebe, hat ein ebensolches Muttermal.« Ruth lachte auf. »Willem van Leuwen ist der Vater von Sally. Und du bist, wenn du so willst, ihre Stiefmutter.«
»Du bist ein Trottel, Willem. Der größte Trottel, den die Welt je gesehen hat.«
»Wieso? Was ist passiert?« Willem hielt den Telefonhörer ein Stück weg. »Schrei doch nicht so!«
»Ich habe deine Gattin und ihre penetrante Mutter und ihre unsägliche Schwester auf dem Polizeirevier getroffen. Dein liebes Weib hat eine Aussage gemacht. WIR SIND ERLEDIGT, LEUWEN.«
»Verdammt. Was hat sie gesagt?«
»Alles, mein Lieber, alles. Sie hat berichtet, wie du sie nach dem Schlüssel der Waffenkammer gefragt hast. Sie hat erzählt, dass du in der Nacht, in der die Zuchtstiere getötet wurden, nicht in deinem Bett gelegen hast. Sie hat erzählt, dass du sie angestiftet hast, den Schwarzen in euer Haus zu schicken. Sie hat sogar erzählt, dass sie selbst ihm den Schlüssel gegeben hat. Und sie hat von einem
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