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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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für das Mahl vorbereitet. Andere Diener liefen geschäftig hin und her, be laden mit Platten voller Fasane und Wachteln, Enten und Aalen. Große Terrinen mit Lauchsuppe und Körbe voller Brot wurden auf jeden Tisch gestellt, und Wein und Bier flössen in Strömen. Tabletts mit köstlichen Obstkuchen und Schüsseln mit g e schmorten Birnen warteten in der Küche darauf, später serviert zu werden.
    Lilliane konnte nicht verleugnen, dass sie stolz auf den Anblick war, der sich vor ihr entfaltete. Keine drei Wochen zuvor war sie entsetzt gewesen, als sie entdeckt hatte, in was für einem verwahrlosten Zustand die Halle war. Die beiden gewaltigen Feuerstellen waren schwarz vor verkrustetem Ruß gewesen und hatten Myriaden kleiner Kriechtiere be herbergt. Das große Wappen von Orrick, das stolz in der Sonne hätte funkeln sollen, war grau von Rauch und Spinnweben gewesen, die blaue und silberne Farbe kaum noch zu erkennen.
    In den letzten paar Jahren war die Halle nur selten für Festlic h keiten genutzt worden, und Lilliane konnte Tullia wegen ihres schäbigen Erscheinung s bildes keinen Vorwurf machen. Immerhin war das Mädchen erst vierzehn gewesen, als ihre beiden älteren Schwestern Orrick verlassen hatten. Das Schloss war groß und weitläufig. Für seine I n standhal tung und die Erledigung der täglichen Aufgaben zu sorgen war eine Aufgabe, die man nicht unterschätzen durfte und die niemals zu enden schien. Es gab zahlreiche Diener, die dafür sorgen sollten, dass die Arbeit erledigt wurde, aber Lilliane wusste, dass die hübsche, weichherzige Tullia niemals in der Lage sein würde, dafür zu sorgen, dass die Diener ihre Aufgaben gewissenhaft erledigten. Wenigstens hatte Tullia genügend Voraussicht bewiesen, um vor der Hochzeit nach ihr zu schicken.
    Lilliane hatte jede Minute damit verbracht, dafür zu sor gen, dass Orrick für den Empfang der Gäste bereit war. Jedes Bettlaken war gewaschen und in der Sonne gebleicht wor den. Man hatte verdorbene Lebensmittel aus den Vorrats kammern entfernt und frisch geerntetes Getreide und Früch te eingelagert. Jedes Zimmer, angefangen von dem hochherrschaf t lichsten Gemach für einen besonderen Gast bis zu den kleinsten Kammern der Dienerschaft war gekehrt und geschrubbt worden. Jeder Kerzenleuchter war abge nommen worden, um das Wachs, das daran herunterge tropft war, abzukratzen und ihn so lange zu polieren, bis man sich in ihm spiegeln konnte. Eine Gruppe von Frauen hatte sich tagelang damit abgeplagt, Biene n wachs und die Beeren der Wachsmyrte zu kochen, um Hunderte von Kerzen zu ziehen.
    Auf Lillianes Weisung hin hatten die Näherinnen neue Vorhänge für die große Halle und alle größeren Gemächer angefertigt. Mit geschickten, flinken Fingern hatten sie feine, neue Kleider genäht, wie sie von den Gastgebern, der Familie der Braut, erwartet wurden. Sie war vom Morgengrauen bis zur Dämmerung auf den Beinen gewesen und hatte jede Arbeit so lange beaufsichtigt, bis es keinen Diener mehr gab, den sie nicht kannte und der ihre hohen Ansprüche noch nicht kennen gelernt hatte. Sie bezweifelte nicht, dass sie alle über ihre Rückkehr nach Orrick murrten, aber das lag nur daran, dass sie unter Tullias unerfahrener Hand faul geworden waren.
    Jetzt war sie zufrieden, denn auch der anspruch s vollste ihrer Gäste konnte nichts mehr an Orrick auszusetzen haben. Und so lehnte sie sich vor über die reich verzierte Steinbalu strade und betrachtete aufmer k sam die Menge, die sich im Erdgeschoss versammelt hatte.
    »Suchst du jemand besonderen?«
    Die Stimme ihres Vaters überraschte sie, und sie wirbelte herum und sah ihn an. Er war gekleidet, wie es sich für den Herrn dieses Schlosses geziemte, in einer Tunika aus kostba rer blauer Seide, die am Kragen, am Saum und an den Är meln mit breiter Silberborte bestickt war. Ein kurzer Um hang war über einer Schulter befestigt und wurde durch eine große Saphirbrosche gehalten, die in aufwendig gearbe i tetes Silber gefasst war. Eine schwere Silberkette umgab seine be achtliche Taille.
    Nachdem sie nach Orrick zurückgekehrt war, war Lilliane zuerst erschüttert gewesen, wie sehr ihr Vater während ihrer Abwesenheit gealtert war. Aber heute Abend, in seinem kö niglichen Gewand, sah er fast wie der Mann aus, an den sie sich aus ihrer Jugendzeit erinnerte.
    »Ich war nur neugierig, wer von Tullias Gästen schon angekommen ist«, antwortete sie.
    »Aber du hast niemand besonderen im Auge?« beharrte er.
    »Nein, warum fragst

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