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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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hinter sich lässt und die Colchester-Ländereien betritt, läuft Gefahr, getötet zu werden. Und genauso wenig sollten sie sich auf unser Land wagen. Aber seit Edward so viele Ritter auf seinen Kreuzzug mitgenommen hat, hat es keinen richtigen Kampf mehr gegeben.«
    »Sie sind also immer noch unsere Feinde«, bekrä f tigte Lil liane.
    »Ja, das sind sie.« Lord Barton seufzte. »Und es ist un wahrschei n lich, dass sich das jemals ändern wird.«
    Der Rest der Mahlzeit verlief vergleichsweise friedlich. Schwierige Themen, wie William, Sir Corbett of Colchester und ihre Zukunft wurden nun geflissentlich vermieden. Sir Aldis gab sich Mühe, die Aufmerksamkeit seines Schwieger vaters auf die Verteidigungsanlagen Orricks zu lenken, und Tullia tat ihr Bestes, um Odelia, Lilliane und Santon zu unterhalten. Aber Odelia schien entschlossen zu sein, Schwierigkeiten zu machen, und schließlich suchte Tullia bei San ton und seiner bewundernden Aufmerksamkeit Trost. Da Odelia sie bewusst ignorierte, war Lilliane auf sich selbst ge stellt und beobac h tete von ihrem Platz am Familientisch das Treiben der Gesellschaft, die sich in der großen Halle ver sammelt hatte.
    Als die Mahlzeit beendet war, begannen die Lustbarkeiten. Einige Minnesänger unterhielten die Menge mit vergnüglichen Balladen und zotigen Gedichten. Hunde schössen pfeilschnell zwischen den Tischen umher und suchten nach heruntergefa l lenen Krumen, während Kinder einander foppten und umherrannten und sowohl die Erwachsenen als auch die Tiere mit ihren Streichen plagten.
    Doch über der ganzen Gesellschaft lag eine Atmosphäre der Harmonie und der guten Laune. Der Sommer hatte eine gute Ernte und scheinbaren Frieden gebracht. Jetzt hatten sie sich versammelt, um gemeinsam Hochzeit zu feiern. Abgese hen davon, dass die nächsten Nachbarn, die Bewohner von Schloss Colchester, nicht zugegen waren, war dieser Abend ein voller Erfolg.
    Bei dem Gedanken an die Colchesters verfinsterte sich Lil lianes stolzes Antlitz. Sie hatte schon seit Jahren nicht mehr an ihr Verlöbnis mit Sir Corbett of Colchester gedacht, und es bekümmerte sie, dass ihr Vater das Thema heute Abend zur Sprache gebracht harte. Damals war sie vierzehn Jahre alt gewesen. Ihr Vater und Lord Frayne of Colchester hatten gehofft, ihre zerbrechliche Freundschaft durch die Heirat der ältesten Tochter von Schloss Orrick mit dem jüngsten Sohn der Colchester, zu festigen.
    Er war natürlich viel älter als sie gewesen. Dre i undzwan zig Jahre im Gegensatz zu ihren vierzehn. Aber sie konnte sich an den großen, ruhigen jungen Mann noch gut erinnern. Er war so dunkel und ernst gewesen, dass sie sich damals fast ein bisschen vor ihm gefürchtet hatte. Doch war er so at traktiv und überwältigend gewesen, dass sie über die Verbin dung sehr erfreut gewesen war. Als Verlobungsg e schenk hatte er ihr einen silbernen Kamm und einen passenden Spiegel geschenkt; sie hatte diese Gabe immer in Ehren ge halten. Ihre Schwestern hatten sie sehr beneidet, und selbst ihre Mutter, Lady Edlyn, war beeindruckt gewesen.
    Aber das war lange her, rief sich Lilliane zur Ordnung. Im folgenden Jahr war ihre Mutter im Kindbett gestorben. Ihr Vater war verrückt vor Trauer geworden und hatte ziemlich heftig mit Lord Frayne über eine Schafherde gestritten. Am nächsten Tag war Lord Frayne ermordet aufgefunden wor den. Obwohl Augenzeugen Lord Barton dieses Verbr e chens bezichtigt hatten und tatsächlich einige Beweise darauf hin deuteten, dass er der Täter war, hatte er geschworen, un schuldig zu sein.
    Daraufhin hatte der Krieg zwischen den beiden Häusern im langen Tal von Windermere Fold gewütet. Der Fluss Kee ne war mehr als einmal rot vor Blut gewesen. Und erst als ihr einziger Cousin, der teure Jarvis, gefallen war, war eine Art von Frieden geschlossen worden. Aber es war ein Frie den voller Schmerz gewesen, und die Wunden, die er ge schlagen hatte, würden bleibende Narben hinterlassen. Selbst jetzt erschienen ihr jene Tage als die schlimmsten in ihrem jungen Leben.
    Es hatte ihr keine Schwierigkeiten bereitet, die Aufgaben der Schlossherrin zu übernehmen. Immerhin hatte sie ihre Mutter in allen Bereichen der Haushaltsführung in einem Schloss unterwiesen. Aber der Tod ihres jungen Cousins, der ihr wie ein Bruder gewesen war, und die lange und schme r zensreiche Genesung ihres schwer verletzten Vaters hatten sie sehr angestrengt. Es war eine freudlose Zeit für Orrick gewesen. Kein Gelächter und Gesang, kein Vergn ü

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