Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen
ist der Gläubige überzeugt, dass der Gefallene auch wieder aufstehen kann, dass sich selbst eine übel stehende Sache zum Guten wenden lässt – wenn die Sache denn an sich vor Gott bestehen kann. Eines wird der Gläubige deshalb niemals tun: sich selbst zum Richter machen und einem Gestrauchelten auch noch hinterher treten.
Die Lebenshaltung, die ich als gläubiger Mensch einnehme, ist im Wesentlichen von Demut geprägt. „Demut“ kommt von „Dien-Mut“, der Bereitschaft zu Dienen. Wenn ich mein Handeln nur an irdischen Zielen orientiere, dann schmerzt mich jeder Fehlschlag, jedes Scheitern. Ich sehe in den Dingen immer schnell den scheinbar unersetzlichen Verlust. Als gläubiger Mensch vermag ich mich leichter zu trösten. Ebenso fällt es mir leichter, von einer Sache abzulassen. Aus dem Glauben heraus ist ein Verzicht nicht so schwer. Das gilt besonders dann, wenn ich im Zweifel bin, ob ich mein Ziel nur erreiche, wenn ich gegen meine Grundregel – Respekt vor dem Nächsten und Respekt vor der Schöpfung – oder gegen andere Gebote meines Glaubens verstoße. Zweifellos halten sich die allermeisten Menschen an Recht und Gesetz, ganz unabhängig davon, ob sie gläubig sind oder nicht. Unser Gewissen hängt nicht exklusiv an der Religion. Aber wer es sich in Gewissensfragen gerne leichter machen will, der hat doch immer dieses kleine Schlupfloch, das für den Gläubigen fest vernagelt ist: die Chance, vielleicht nicht erwischt zu werden.
Dagegen muss für einen gläubigen Menschen ein Fehler, selbst ein schrecklicher Schicksalsschlag kein Weltuntergang sein. Fehlschläge können auch eine Reifung bewirken und mich bereichern, selbst wenn ich den Weg aus dem Dunkel zunächst nicht sehen kann. Ich gehe daher mit einer gewissen inneren Ausgeglichenheit und Gelassenheit an die Dinge heran. Mein Glaube schützt mich vor Verkrampfungen und vor zu viel Ehrgeiz. Und wenn ich nicht weiß, wie es weitergehen soll, wenn mir der Überblick fehlt, wenn meine Hoffnung gerade auf dem Tiefpunkt ist – solche Momente verlieren durch gläubiges Gebet ihren Schrecken. Die „Erleuchtung“, was ich tun kann, um mich aus einer unglücklichen Lage zu befreien, kommt dann meist ganz von selbst.
Mein Lebensthema – Bewahrung der Schöpfung und biologischer Landbau
Auch mein pragmatisches, wenn man so will mein „innerweltliches“ Lebensthema fußt auf den beiden Grundprinzipien meiner Lebenseinstellung: dem Respekt vor dem Nächsten und dem Respekt vor der Schöpfung. Auf Basis dieser Prinzipien könnte ich mich selbstredend für Dutzende anderer vernünftiger Dinge engagieren: bei Amnesty International für die Menschenrechte, beim Bischöflichen Hilfswerk Misereor für die Linderung des Hungers in der Welt, beim WWF für die Tiere der Serengeti oder den heimischen Hirschkäfer. Als Unternehmer könnte ich statt Babynahrung aus biologisch erzeugten Lebensmitteln auch Solarmodule herstellen oder einen fairen Teehandel betreiben. Oder ich könnte in einem konventionellen Chemiewerk dafür Sorge tragen, dass dessen Produktion die Umwelt so wenig wie möglich belastet. Wenn ich also genau das tue, was ich tue, dann nicht, weil ich es für den Königsweg zur Rettung der Welt halte. In unserem Unternehmen habe ich in recht jungen Jahren Verantwortung übernommen, weil mein Vater, als ich 29 Jahre alt war, gestorben ist. Und auch die Entscheidungen für Biolandbau und biologisch einwandfreie Produktion waren in der Familie vorgeprägt. Neben der aktiv gepflegten Liebe zur Kunst stand mein „Lebensthema“ schon deshalb für mich relativ früh fest.
Anders als Glaube und Grundüberzeugungen sind Lebensthemen von vielen Prägungen, sicher auch von den Zufällen der eigenen Lebensgeschichte abhängig. Wichtig scheint mir allein zu sein, dass es einem Menschen gut tut, wenn er für sich so etwas wie ein Lebensthema findet. Solch eine „Überschrift“ für die eigene Biographie muss auch beileibe kein „großes“ Thema ankündigen. Im Gegenteil: Wer sich in der Pflicht sieht, alle Probleme der Welt zu lösen, wird es schwerer haben, wirklich „sein“ Thema zu finden, als der, der sich „nur“ der Steuervereinfachung, dem Jugendtheater oder dem Kugelstoßen widmen möchte.
Ebenso wenig wird es jedem Menschen gelingen, „sein“ Thema im beruflichen Umfeld zu finden. „Make your passion your profession“, sagen die Angelsachsen. Doch nicht immer lässt sich aus einer Leidenschaft ein Geschäft machen. So wie es Berufe
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