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Totgelebt (German Edition)

Totgelebt (German Edition)

Titel: Totgelebt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Hagemann
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2. Kapitel
     
    Langsam ging Paula die Treppe hoch. Sie ließ sich Zeit. Sie schlich förmlich die letzten Stufen bis zur Wohnungstür. Die letzten beiden Stufen nahm sie dann zusammen und stand vor ihrer Türe. Bevor s ie den Schlüssel ins Schloss steckte, schaute sie auf das Namensschild. Franz und Neumann stand dort, fein säuberlich untereinander, alphabetisch geordnet. Sie riss ihren Blick los, verscheuchte die Erinnerungen und schloss auf. Anne kam aus der Küche, grinste sie an und verschwand wieder in der Küche. Sie war müde, sie war genervt, sie war lustlos. Was war jetzt schon wieder los, fragte sie sich und versuchte zugleich die aufkommende, schlechte Laune zu ignorieren. Sie ging ins Schlafzimmer, suchte sich frische Sachen heraus und verschwand im Bad. Eine Dusche würde ihr jetzt sicherlich gut tun. Anne steckte den Kopf zur Tür hinein.
    „Möchtest du etwas essen , h ast du Hunger?“
    „Ja, gerne“, gab sie zurück. Sie öffnete die Duschwand ein wenig, „Komm doch mit unter die Dusche“, sagte sie plötzlich. Einladend schaute sie Anne an. Aber diese war schon fast aus dem Bad und rief nur „Ich habe vorhin schon geduscht. Beeil dich, dann können wir gleich zusammen essen.“ Resigniert stieg Paula aus der Dusche, trocknete sich ab, cremte sich ein und zog sich die frischen Sachen an.
    „Hm, du riechst aber gut“, strahlte Anne sie an. Nur ein kurzer, flüchtiger, unsicherer Blick streife sie bei den Worten. „Und das Essen riecht auch gut“, gab sie zurück. Anne füllte ihre Teller und sie setz t en sich an den Esstisch. Schweigen. Sie aßen. Schweigen. Paula dachte nach. Wann hatte dieses Schweigen eigentlich angefangen. Wann hatte sich der Alltag so in den Vordergrund gedrängt. Wann hatten sie dieses bestimmte Gefühl, dieses bestimmte Gespür füreinander verloren? Die Situation deprimierte sie. Eine ganze Weile ging das nun schon so. Zu Beginn hatte sie noch versucht die Situation zu retten, hatte darum gebeten, dass sie etwas ändern sollten, mehr auf die Beziehung, mehr auf einander zu achten. Der Alltag kann ein Beziehungskiller w erden , das wusste sie. Eine Beziehung ist immer harte Arbeit, auch das wusste sie. Aber so deprimierend hatte sie das bisher noch nicht erlebt. Sie waren nun seit vier Jahren ein Paar, teilten sich seit knapp zwei Jahren diese Wohnung, trotzdem hatte Paula momentan nicht mehr das Gefühl hier mit ihrer Freundin gemeinsam zu leben.
    Sie schaute auf, sie war so in Gedanken, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass Anne mit ihr sprach.
    „Wie war dein Tag, erzähl ein bisschen. Was war los, was ist passiert?“
    „Nichts Besonderes, wir sind in der Sache mit dem Überfall auf die alte Frau nicht weitergekommen. Wir werden uns Morgen doch noch einmal an den Enkel halten. Ich glaube, da steckt noch einiges dahinter.“
    Schwerfällig kam ein Gespräch in Gang, sie erzählten sich gegenseitig, was sie den Tag über erlebt hatten.
    Als sie später im Bett lagen, nahm Paula den Gedanken noch einmal auf. So geht es einfach nicht mehr weiter, dachte sie. Es wird ja immer schlimmer. Wir leben zusammen wie zwei Fremde. Sie drehte sich zu Anne um, nahm sie in den Arm, küsste sanft ihren Nacken. Doch Anne spürte es kaum, sie war bereits eingeschlafen. Nachdenklich drehte Paula sich wieder um und versuchte auch in den Schlaf zu finden.
     
    Gegen vier Uhr klingelte das Telefon. Sie hatte das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein, so gerädert fühlte sie sich. Trotzdem sprang sie mit einem Satz aus dem Bett. Sie wollte beim Telefon sein, bevor es ein zweites Mal klingelte und Anne geweckt würde. Verschlafen murmelte sie ihren Namen ins Telefon.
    „Guten Morgen , Paula. Gut geschlafen? Ich hoffe, ausreichend für diese Nacht. Wir haben hier ein Problem. Am besten, du kommst so schnell wie möglich zum Stadtwald, Ausgang Ost. Wir haben eine Leiche: junges Mädchen, vielleicht zwanzig Jahre alt. Alles weitere gleich. Ich warte vor Ort auf dich.“
    Entnervt warf sie den Hörer auf den Tisch. Sie hätte gut und gerne noch zwei bis drei Stunden Schlaf gebrauchen können. Sie war müde und immer noch deprimiert. Momentan ein Dauerzustand, dachte sie. Sie war urlaubsreif. Sie hatte das Gefühl, dass ihr eine längere Auszeit nicht schaden würde. Vielleicht sollte sie es mit Arbeitsunfähigkeit versuchen. Das half alles nichts. Leise schlich sie ins Schlafzimmer, fischte im Dunkeln irgendetwas aus dem Kleiderschrank, in der Hoffnung, es würde farblich

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