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Das Insekt

Das Insekt

Titel: Das Insekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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Gabelspitze.
    »Hühnchen mexikanisch«, sagte Bonnie, ohne Duke anzusehen.
    Duke ließ seine Gabel auf den Teller fallen. Schweigend und durchdringend sah er Bonnie gute zehn Sekunden lang an. »Darf ich dich mal was fragen, Bonnie«, sagte er dann. »Sehe ich für dich aus wie ein Mexikaner? Ich meine, ist irgendetwas an mir mexikanisch?«
    Bonnie starrte stumm in ihren Teller und aß weiter. Zwischen ihr und Duke saß ihr Sohn Ray. Wie um aus der Schussbahn zu gehen, rückte er ein Stück vom Tisch ab.
    »Also entschuldige Mal«, bohrte Duke weiter, »hast du mich in letzter Zeit mal mit Sombrero gesehen?«
    »Nein Duke. Ich habe dich in letzter Zeit nicht mit Sombrero gesehen.«
    »Ich meine, ich hab schließlich keinen schwarzen Schnurrbart, ich trag keinen Poncho und sag auch nicht ständig arriba, arriba, oder so. Stimmt’s?«
    »Stimmt, Duke.«
    »Also sehe ich nicht wie ein Mexikaner aus.«
    »Nein.« Ihre Kehle war so zugeschnürt, dass sie kaum schlucken konnte. Sie wusste genau, was er als Nächstes sagen würde, und sie wusste auch, wohin das führen würde. Aber sie wusste nicht, wie sie es hätte verhindern können.
    »Okay, verstanden. Du findest also nicht, dass ich wie ein Mexikaner aussehe. Und warum kriege ich dann mexikanisches Essen vorgesetzt?«
    Bonnie hob den Kopf und sah ihn an. »Du magst doch auch italienisch, obwohl wir keine Gondel in der Auffahrt stehen haben.«
    Er starrte sie mit gespielt übertriebener Ungläubigkeit an. »Das ist ein Witz, oder? Du versuchst, komisch zu sein. Mein Urgroßvater war Italiener. Italienisch essen liegt mir im Blut.«
    »Du isst auch Ente süß-sauer. Und erzähl mir nicht, du hättest chinesische Vorfahren.«
    »Warum musst du ständig so schnippisch sein? Warum kannst du nicht einmal eine einfache Frage einfach beantworten? Nur ein einziges Mal! Gondeln in der Auffahrt? Was soll das? Ich habe nur gefragt, was du da gekocht hast, und du hast gesagt, was Mexikanisches, und ich habe gesagt, ich bin kein Mexikaner und sehe auch nicht wie einer aus und dass ich mich deshalb frage, ob du das gekocht hast, um mich zu ärgern, oder was?«
    »Mir schmeckt’s«, murmelte Ray.
    Duke hob beschwörend die Arme gen Himmel. »Na ist das nicht toll? Dir schmeckt’s! Du bist ein echter Gourmet, was? Und du stellst dich immer auf die Seite deiner Mutter. Das, was du da isst, ist eine Beleidigung.
    Eine Beleidigung für mich. Gib’s ruhig zu. Du würdest dir lieber den Magen verderben, als deinem Vater zuzustimmen. Ersticken sollt ihr an dem Zeug, alle beide.«
    Er warf seine Serviette auf den Tisch, schob seinen Stuhl heftig zurück und stürmte aus der Küche. Die Schwingtür schnarrte zweimal hin und her und beruhigte sich dann. Bonnie saß bewegungslos über ihren Teller gebeugt, die Gabel verkrampft erhoben. Die Deckenlampe leuchtete die Szene aus wie auf einer Bühne. Ray aß weiter, dann ließ auch er das Besteck sinken.
    »Hat es dir wirklich geschmeckt?«, fragte Bonnie.
    »Hey, ich fand’s super.« Sie sah die herausgepickten Rosinen an seinem Tellerrand liegen.
    Sie räumten gemeinsam die Küche auf und kratzten die Überreste in den Mülleimer. Auch die große Portion, die noch im Topf war. Sie spülte schweigend das Geschirr. Ray stand blinzelnd neben ihr mit einem Geschirrtuch in der Hand. Er war lang und schlaksig und hatte knochige Schultern. Seine Haare sahen immer so aus, als wäre er gerade erst aus dem Bett gekommen. Er war so alt, wie Bonnie es gewesen war, als sie ihn zur Welt gebracht hatte: siebzehn. War sie wirklich so jung gewesen, fragte sie sich. Unvorstellbar.
    Ray trug an diesem Abend sein Lieblings-T-Shirt, auf dem »Gerichtsmedizin« stand. Duke konnte das T-Shirt nicht ausstehen, zumindest sagte er das. »Ich kann das nicht ausstehen. Was sollen die Leute denken? Dass du krank bist, oder was?«
    Bonnie räumte das saubere Geschirr zurück in die Schränke. »Vielleicht liegt es an mir, dass dein Vater zur Zeit so empfindlich ist.«
    »An dir? Du hast doch nichts gemacht.«
    »Ich mache eben zu viel. Ich hab das Reinigungsunternehmen aufgezogen und bin nebenbei immer noch bei Glamorex angestellt. Kein Wunder, dass dein Vater sich ein bisschen nutzlos vorkommt.«
    »Wenn er wollte, würde er auch Arbeit finden. Aber er versucht’s ja nicht mal. Sitzt den ganzen Tag nur auf seinem Hintern vor dem Fernseher.«
    »Ach, Ray. Er ist schon seit über einem Jahr arbeitslos. Er ist nicht unbedingt faul – er ist irgendwie aus dem

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