1222 - Die Jenseits-Sekte
Johnny schluckte. Das war beinahe schon Kitsch. Von einer derartigen Kulisse träumten die Filmemacher. Erotik in dieser heilen Welt der Natur, wo niemand störte. Johnny war kein Filmemacher. Er hatte sich über so etwas auch keine näheren Gedanken gemacht, aber dieses Bild war wirklich einmalig.
Suzy war jetzt auf den Steg geklettert. Sie hockte dort für einen Moment auf den Holzplanken, richtete sich dann mit einer geschmeidigen und irgendwie auch lockenden Bewegung auf, weil sie genau wusste, wie sie in dieser Pose wirkte, drehte sich und lachte den vor dem Steg am Ufer sitzenden Johnny an.
Er sagte nichts. Er lachte nicht mal zurück. Ob er rote Ohren bekommen hatte, wusste er nicht. Jedenfalls klopfte sein Herz schneller, und Suzy machte es überhaupt nichts aus, dass sie einen Zuschauer hatte. Sie wusste ihre Reize sehr gut einzusetzen.
Es war alles so perfekt. Das silbrige Mondlicht wirkte nicht mehr so kalt wie sonst. Es fiel auf Suzys Rücken und sorgte dafür, dass der nackte Körper ein marmorhaftes Aussehen erhielt, wie das einer griechischen Göttin.
Sie schien sich ihrer Nacktheit nicht bewusst zu sein oder spielte bewusst mit dem Feuer, denn jetzt strich sie zunächst das nasse Haar zurück, das am Kopf glatt kleben blieb und aufgrund der Nässe dunkel aussah.
Es blieb nicht allein bei den Haaren. Ihre Handflächen glitten am Körper entlang nach unten, um so das Wasser zu entfernen, das auf ihrer Haut perlte.
Für Johnny sah es aus, als würde sich seine Freundin streicheln und dafür sorgen, dass es ihr gut ging. Sie wusste sich sehr wohl zu positionieren und war mit ihren 18 Jahren bereits ein Luder. Das Gesicht ließ sie ebenso wenig aus wie die beiden hoch angesetzten und festen Brüste. Sie streichelte über die Seiten der Schenkel hinweg, sie vergaß die Beine nicht und ließ sich Zeit dabei, sehr viel Zeit. Suzy dachte gar nicht daran, nach dem Bademantel zu greifen, der in der Nähe der Füße lag.
Johnny stöhnte leise. Er hatte es irgendwie kommen sehen, dass Suzy so reagieren würde. Sie hatte mit ihm allein sein wollen. Mal weg von der Clique. Dahin fahren, wo man nicht gestört wurde, einfach hinein in die Einsamkeit, und das hatte sie tatsächlich geschafft. Sie befanden sich in der Einsamkeit des Waldes, und es gab keine weiteren Menschen außer ihnen beiden.
Suzy war super. Johnny wusste das. Er hatte sich kopfüber in sie verknallt. Sie war nicht so wie die anderen Mädchen, die ihm bisher über den Weg gelaufen waren. Das war auch nichts Festes gewesen. Außerdem gehörte er zu den jungen Menschen, die Vorsicht walten ließen, wenn sie einer fremden Person begegneten, denn er hatte schon böse Erfahrungen machen müssen.
Nicht bei Suzy Abbot. Da hatte es ihn wie der berühmte Blitzschlag erwischt, und dieser eine Treffer hatte seine eigene Welt völlig verändert und aus den Fugen gelöst. Nichts- war mehr so wie es sein sollte oder gewesen war. Johnny würde zwar nie zugeben, mit Scheuklappen durch die Gegend zu laufen, doch die rosarote Brille saß unsichtbar vor seinen Augen, denn für ihn gab es nur Suzy.
Wie happy war er gewesen, als sie einverstanden gewesen war, wegzufahren. Ein paar Tage, nur sie allein. Dass es gleich am ersten Abend zu dieser Schau kommen würde, hätte er sich nicht vorstellen können. Aber Suzy war jemand, die sich auskannte und auch genau wusste, was sie wollte.
Johnny hatte mit ihr noch nicht geschlafen, aber das würde sich ergeben, davon war er überzeugt. Außerdem spielten die äußeren Bedingungen perfekt mit.
Es war Sommer. Es war dunkel. Es war noch warm. Kein kühler Wind.
Dafür eine Luft, die sich wirklich aushalten ließ und manchmal, wenn sie in Bewegung geriet, so sanft über die Haut fuhr, als bestünde sie aus weichen Federn.
Johnny trug nur ein T-Shirt, eine kurze Hose und weiche Turnschuhe. Suzy kannte den verschwiegenen See, der mehr ein Teich war und wie ein dunkles Auge versteckt in der Landschaft lag. Das Auto hatten sie gut geschützt abstellen können. Es war alles perfekt, und auch Johnny hatte gewusst, dass es zwischen ihnen mal passieren musste. Weg von diesem Petting, schließlich waren sie alt genug und gehörten zu der Generation, die alles so cool nahm.
Aber die Menschen waren nicht so cool, auch wenn sie sich nach außen hin so gaben. Im Prinzip waren sie gleich geblieben. Da hatten sich vor allen Dingen die Gefühle nicht verändert. Die Aufregung, das Herzklopfen, die Erwartungshaltung, all dies konnte
Weitere Kostenlose Bücher