Das Jesus Sakrileg, Teil 1: Thriller (German Edition)
fasziniertesten Mythen war zweifelsfrei der Heilige Gral. Der Kelch, in dem angeblich das Blut Jesu aufgefangen wurde. Jeder kannte die Geschichte und seinen Ursprung. Der römische Soldat Longius wollte durch einen Speerstich in Jesus Körper prüfen, ob dieser schon tot war. Das Blut, welches aus seinem Körper floss, fing Josef von Arimathäa in einem einfachen Kelch auf. Die Geburtsstunde des Grals war geboren und somit unendlich viele Theorien. Theorien, die besagten, dass Josef mit dem Gral nach Britannien floh und dort die erste Kirche Britanniens erbaute. Andere wiederum wollen wissen, dass er nach Frankreich floh. Und wieder andere vermuten den Gral noch immer in Jerusalem, da Josef Jerusalem nie verließ. Theorien, die Weltliteratur erschufen, wie die Artussage, aber auch Kriege auslösten und Despoten wie Hitler auf die Suche schickten.
Die Wahrheit kannten jedoch nur wenige. Einige dieser wenigen waren die Kardinäle des Vatikans. Jeder wusste vom Ursprung dieser Saga. Dabei war sie aus heutiger Sicht nichts weiter als eine früh christliche Werbemaßnahme durch den Papst.
Im Jahre 1054 kam es durch die Exkommunikation des Patriarchen durch den Papst zur Spaltung der beiden Kirchen. Leo IX. fürchtete, dass diese Exkommunikation dazu führen konnte, dass viele Gläubige in einen Glaubenskonflikt geraten könnten.
Also kam ihm der Gedanke, unter den Gläubigen ein Gerücht zu verbreiten: das Gerücht vom heiligen Gral, welcher seit Jahrhunderten verloren war und dem Entdecker ewiges Leben bescheren würde.
Gekonnt nutzte er der Kirche treu ergebene Dichter und Wanderschauspieler, um dieses Gerücht publik zu machen. Schneller, als er erwartet hatte, machte die Kunde über den heiligen Gral die Runde.
Ein Mythos war geboren.
Mit diesem Mythos verstärkte sich auch die Kraft der katholischen Kirche.
Sowie damals der Gral dazu diente, die Interessen der katholischen Kirche zu vertreten und sie zu stärken, taten dies heute die vielen Gerüchte um Geheimbünde. Ein Übriges taten Stiftungen und von der Kirche gegründete Organisationen, wie Opus Dei. Eine Organisation, die zwar seit 1928 bestand, aber eigentlich erst in den Achtzigern zum Tragen kam, als der Vatikan aufgrund eines Bankenskandals arg in Verruf geraten war. Man nutzte geschickt Opus Dei, um dieses Milliardengrab zu verschleiern. Denn dies war zum ersten Mal wirklich ein Ereignis, welches den kleinen Vatikanstaat in den Ruin gestürzt hätte. Da hatte sich wieder einmal bewahrheitet, was der Kardinal schon immer wusste. Die wahre Gefahr waren nicht irgendwelche Mystiker, Fantasten oder Gläubige. Die wahre Gefahr war der Kapitalmarkt, dessen Gesetzen auch der Vatikan ausgesetzt war.
Der Papst hatte sich gegen den Beschluss der Kurie gewehrt, vieles unter den Teppich zu kehren, und Opus Dei als Strohmann zu nutzen. Zwar rollten jede Menge Köpfe, doch vieles blieb für ewig unentdeckt. Seitdem hatte Opus Dei seinen schlechten Ruf. Dabei war der Gründer Josemaria Escriva ein sehr frommer Mann, der mittels dieser Organisation den Schwächsten in der Gesellschaft eine Stimme gab, den Notleidenden, und dies unabhängig von ihrem Glauben.
Der Kardinal sah es als einen Akt der Buße, dass der Papst ihn heilig sprach. Anscheinend hatte der Papst ein so schlechtes Gewissen, dass er die Grundwerte von Opus Dei zur Rettung der Kirche geopfert hatte.
Doch mit der Aufgabe des Strohmannes änderte sich auch das Aufgabenfeld von Opus Dei. Nun beherrschten Kleriker wie er Opus Dei und gekonnt nutzte der Kardinal diese Organisation für seine Zwecke. Vor allem zur Finanzierung seines großen Traumes, selbst Papst zu werden.
Seine Heiligkeit bekam natürlich nichts von diesen Dingen mit, da er sich nie wirklich für die finanziellen Belange der Kirche interessierte und Opus Dei zwar offiziell der Kirche unterstand, aber intern keiner Kontrolle unterlag.
Dank der Gelder von Opus Dei war der Kardinal mächtig. So mächtig, dass er bei der nächsten Papstwahl viele der Kardinäle auf seine Seite ziehen würde, dessen war er sich sicher.
Und die letzten Zweifel würde Ismail ausräumen oder besser gesagt, den Grund, warum er in Jerusalem war. Sollten seine Recherchen recht behalten, so würde es nicht mehr lange dauern und der Thron des Pontifex maximus wäre endlich sein.
Kapitel 56
Andreas war so gespannt, wie die Geschichte mit Joshua weiterging, dass er auf der Toilette fast daneben gepinkelt hätte. Er wusch sich die Hände und schlug das Buch
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