Das Jesuskomplott. Thriller (German Edition)
vermutlich nicht. Seine Fertigkeiten werden uns aber sehr nützlich sein, denn er ist Chefskulpteur bei Madame Taussauds. Genauso wenig dürften Sie bisher Peter Deary begegnet sein. Er arbeitet bei Scotland Yard und gilt als der europäische Spezialist für die Rekonstruktion von Gesichtern und die Herstellung von Phantombildern.»
Engel brauchte nur drei Sekunden, um Hendersons Plan zu durchschauen, und es schauerte ihm bei diesem Gedanken.
Henderson hatte den Tisch einmal umrundet und stand hinter einer in einen Sari gekleideten Frau mit eindeutig indischen Gesichtszügen. Engel schätzte sie auf Mitte bis Ende fünfzig.
«Sanika Nuri ist meine rechte Hand und so etwas wie der gute Geist der HAF. Sie wird sich um alle organisatorischen Belange kümmern, und wann immer Sie einen Wunsch haben, wenden Sie sich vertrauensvoll an sie.»
Die Angesprochene blickte verschämt in die Runde und richtete den Blick schnell wieder auf die Tischplatte vor sich.
«Last but noch least», Henderson legte Engel die Hand auf die Schultern, «haben wir hier den Chef dieses Unternehmens. Professor Engel obliegt die Gesamtkoordination und gemeinsam mit Sarah Goldberg die Dokumentation und Zusammenführung der von Ihnen gewonnenen Erkenntnisse. Sie sind eine kleine Gruppe von Spezialisten, und ich hoffe, dass Sie schnell zu einem Team zusammenwachsen. Selbstverständlich stehen Ihnen weitere Mitarbeiter zur Verfügung: Radiologen, Physiker, Chemiker. Wir verfügen hier über ein komplett ausgestattetes Labor, in dem wir jede erdenkliche Analyse durchführen können. Sie können die Räumlichkeiten bei Gelegenheit besichtigen. Jetzt sollte aber zunächst Professor Engel seine Strategie erläutern, wie wir mit den Fundstücken umgehen. Anschließend möchte ich Ihnen die Möglichkeit geben, zu unseren Schätzen zu fahren. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie darauf neugierig sind.»
Henderson nickte Engel auffordernd zu.
«Liebe Kolleginnen und Kollegen, zunächst möchte ich Ihnen sagen, dass ich sehr stolz bin, Teil eines derartigen Teams von Spezialisten zu sein. Eine solche Gelegenheit bekommt man nicht oft. Was unser Vorgehen betrifft, wird sich unsere Arbeit zunächst auf zwei Bereiche konzentrieren. Zum einen müssen wir die Ossuarien untersuchen und feststellen, ob die Inschriften echt sind oder sich jemand einen üblen Scherz mit den Namen dieser Familie erlaubt hat. Im nächsten Schritt sollten wir versuchen, in den Ossuarien vorhandenes genetisches Material zu isolieren und für einen DNA-Abgleich aufzubereiten. Die zentralen Fragen lauten: Stehen die in diesem Grab bestatteten Personen in einem Verwandtschaftsverhältnis und, wenn ja, in welchem? Das gut erhaltene Skelett aus dem verborgenen Ossuarium verdient natürlich besondere Aufmerksamkeit. Darüber werden sich Mrs. Stone und ihr Kollege Hawley mit Hingabe hermachen. Mr. Deary und Mr. van Damme, Sie werden sich noch ein paar Tage gedulden müssen, ehe Sie mit Ihrer Arbeit beginnen können. Da ich nicht davon ausgehe, dass Sie sich alle genau mit der Periode zwischen zwanzig vor und siebzig nach Christus in Palästina auskennen, schlage ich als Einstimmung auf unsere gemeinsame Arbeit eine kleine Vorlesung meinerseits vor. Wie wäre es heute Abend?»
Er sah Henderson fragend an.
«Ausgezeichnete Idee, Wolfram. Ich würde sagen, wir treffen uns zu diesem Briefing nach dem Dinner. Wenn es sonst nichts mehr zu besprechen gibt», er schaute in die Runde, «schlage ich vor, dass ich Sie in unser Allerheiligstes bringe.»
***
Die Tür wurde geräuschvoll aufgerissen. Di Lucca, der in eine E-Mail seines Londoner Mitarbeiters vertieft war, schreckte hoch. Mit jugendlichem Elan stürmte Bischof Legado in das Büro.
«Ich störe Sie hoffentlich nicht, John. Ich habe gute Nachrichten. Der Heilige Vater hat uns grünes Licht gegeben.»
«Gott sei Dank!»
Di Lucca atmete hörbar auf. Im nächsten Moment überkam ihn Skepsis. Er hatte lernen müssen, dass Entscheidungen im Vatikan fast nie so definitiv waren, wie man zunächst dachte.
«Was heißt grünes Licht genauer?»
Legado setzte sich an den Besprechungstisch in der Mitte des Raumes und bat di Lucca mit einer Handbewegung, neben ihm Platz zu nehmen.
«Wenn ich den Kardinal am Telefon richtig verstanden habe, hat er gegenüber dem Papst ein bisschen dick aufgetragen. Er tat so, als wüssten wir sicher, dass Henderson behaupten wird, er habe den Leichnam des Herrn gefunden.»
Di Lucca machte eine
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