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Das Jesuskomplott. Thriller (German Edition)

Das Jesuskomplott. Thriller (German Edition)

Titel: Das Jesuskomplott. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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Überzeugung, dass nur die Überwindung aller Religionen die Menschen einem friedlichen Miteinander näher bringen konnte. Fiele eine Bastion, in diesem Falle die christliche und damit einer der mächtigsten, folgten die anderen wie bei einem Dominoeffekt - zu eng waren die Verflechtungen untereinander.
    Sarah stand auf und ging zum Fenster. Sie legte die Stirn an das Glas und beließ sie dort, als sie weitersprach, wobei ihr Atem die Scheibe beschlagen ließ.
    «Sind Sie sicher, dass es hier nur um die wissenschaftliche Bewertung eines archäologischen Grabungsfundes geht? Sie sind Historiker, Wolfram. Wie hätte man das, was wir hier untersuchen, im Mittelalter genannt?»
    Engel war sofort klar, worauf Sarah hinauswollte:
    «Reliquien. Um genau zu sein, die wichtigsten Reliquien der Christenheit. Mit Ausnahme des Skeletts natürlich, das hätte man damals sofort vernichtet.»
    Sarah drehte sich um, lehnte sich an das bodentiefe Fenster und blickte Henderson aus weit geöffneten Augen an.
    «Reliquien bedeuteten Macht und Reichtum, oder? Und wäre das heute wirklich anders? Würden die Menschen nicht genau wie vor Jahrhunderten zu diesen Relikten pilgern, ihnen Wundertätigkeit zusprechen, sie anbeten? Es gibt nur einen großen Unterschied: Heute wäre das Skelett des biblischen Jesus die mächtigste überhaupt denkbare Reliquie.»
    Engel schüttelte energisch den Kopf.
    «Du willst doch nicht ernsthaft behaupten, Henderson gehe es darum, einen Reliquienkult aufzubauen, um damit Geld zu scheffeln. Wenn ich mich recht erinnere, steht er auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen noch auf der ersten Seite.»
    «Geld spielt nur die zweitwichtigste Rolle. Es gibt ein viel stärkeres Motiv, das Henderson antreibt.»
    Sarah beendete den Satz abrupt und schwieg dann, als würde sie auf Engels Frage warten. Er war zu sehr mit ihren Andeutungen über Reliquien und ihre Strahlkraft in der Gegenwart beschäftigt, und so dauerte es einige Sekunden, bis er reagierte.
    «Meinst du Hass?»
    «Rache.»
    Sie drückte sich vom Fenster ab und begann, während sie auf Engel zuging, eine Geschichte zu erzählen, die alles veränderte.

Dreiundvierzig Jahre vor der Auferstehung
     
     
    Er konnte nicht Schritt halten. Die Männer marschierten immer schneller, ohne den Rhythmus zu verlieren. Seine zwölfjährigen Beine waren zu kurz, und sein Atem rasselte, sodass er die Musik kaum hörte. Noch zweihundert Meter bis zur Kreuzung mit der Garvaghy Road. Die Sonne brannte. Er mochte den Geruch kochenden Teers, der ihm in die Nase stieg. Er blickte sich um. Außer den Orangemen sah er niemanden auf der Straße. Wo versteckten sich die Katholiken, die gebetsmühlenartig mit von Krokodilstränen erstickten Stimmen erklärten, dies sei ihr Viertel, in dem die Oranier nichts zu suchen hätten? Feiglinge!
    Er wandte seinen Kopf nach links. An der Hauswand prangte eine riesige rote Hand. Der dicke, glatzköpfige Mann neben ihm tippte sich zum Gruß an die Mütze. Vater rückte die hellrot leuchtende Schärpe zurecht, unter der er klein und verletzlich erschien.
    Der Junge reckte sich und zog mit der linken Hand das Banner glatt. Auf orangefarbenem Grund blickte Wilhelm von Oraniens weißgepudertes, von einer mächtigen Perücke umrahmtes Gesicht entschlossen nach vorne. Jetzt sollte keine Falte die Flagge verunstalten. Am liebsten hätte er sich daran festgehalten, fürchtete aber, der alte, spröde Stoff könnte zerreißen. Seit 1795 trugen sie Williams Bildnis durch die Stadt. Wer wollte daran zweifeln, dass es ihr Recht war, diesen Weg zu gehen.
    Plötzlich setzte die Musik aus. Der Zug kam zum Stehen, und die Szene schien eingefroren, als hätte jemand einen Film mitten in der Vorführung gestoppt. Er wagte nicht, den Kopf zu drehen, sondern schaute hinunter auf den Boden. Vor seinem rechten Schuh verunzierte ein eingetrockneter, schmutzig weißer Taubenschiss das Pflaster. Vorsichtig schob er seinen Fuß nach vorne, bis er den Fleck bedeckte.
    «Da stehen Sie, die elenden Papisten!»
    Der Schrei unterbrach die Stille, die in seinen Ohren fast lauter dröhnte als das malmende Geräusch der Panzer, die sich vom Ballyoran Hill näherten.
    Er spürte die Hand seines Vaters auf der Schulter. Als er zu ihm aufblickte, sah er einen Schweißtropfen, der von der Nasenwurzel die Wange herunterlief.
    Er war derart in die Betrachtung des sich seinen Weg bahnenden Salzwassertropfens vertieft, dass er nicht sah, wie ein Katholik sich aus der Sperrkette

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