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Das Jesuskomplott. Thriller (German Edition)

Das Jesuskomplott. Thriller (German Edition)

Titel: Das Jesuskomplott. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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angeschossenen Tieres. Eines gefährlichen Tieres, dachte Wolfram, als er dem stierenden Blick nicht länger standhalten konnte.
    Inzwischen hatte der Legionär die Seite gewechselt und schlug einen Nagel in den rechten Unterarm. Das Schreien des Opfers war fast verstummt, nur noch ein leises Wimmern war zu hören. Jetzt ging alles blitzschnell. Der Soldat, der eben noch die Hände eines Menschen mit einem Nagel durchbohrt hatte, schlug wie ein Zimmermann eine kleine Holztafel am Balken fest. Die Kamera zoomte die Tafel heran. Engel erkannte sofort, dass der Titulus dreisprachig verfasst war. In Latein, Griechisch und Hebräisch stand dort: «Jesus aus Nazareth, König der Juden». Wer auch immer diesen Satz in das Holz geritzt hatte, war kein Jude, denn er hatte die hebräischen Schriftzeichen genau wie die lateinischen und griechischen von links nach rechts statt von rechts nach links geschrieben. Engel wunderte sich über sich selbst, aber er konnte trotz der grausigen Bilder, die er in den letzten Minuten gesehen hatte, noch klar denken. Henderson ging also davon aus, dass die in der römischen Kirche Santa Croce aufbewahrte Titulusreliquie echt war. Auch er selbst hatte daran kaum Zweifel, dieses Teilstück eines Titulus stammte aus der Zeit Jesu und enthielt diesen Schreibfehler. Ein späterer Fälscher hätte diesen Fehler kaum begangen.
    Nachdem die Tafel angebracht war, zogen die Soldaten den Balken am aufrecht stehenden Kreuzteil herauf und befestigten ihn. Alles ging blitzschnell vonstatten, anscheinend hatten die Soldaten Routine in Kreuzigungen. Zwei von ihnen verdrehten Jesus die Beine und trieben ihm erneut einen Nagel durch den Körper, diesmal durch die Fersen. Dann befestigte der Legionär noch einen kleinen Holzbalken unterhalb des Gesäßes und setzte sich, als die Arbeit getan war, zu den anderen auf den Boden. Sie legten ein Tuch aus und begannen zu würfeln. Der Gekreuzigte drehte langsam den Kopf von einer Seite zur anderen. Er öffnete den Mund, blieb aber stumm. Der ganze Körper verkrampfte bei dem Versuch, sich aufzurichten. Er schaffte es für den Bruchteil einer Sekunde, das Gesäß auf den Stützbalken zu bekommen, rutschte aber sofort wieder herunter. Aus seinem Mund kam ein schwaches Röcheln, und ein Blutfaden lief heraus. Nach einer oder zwei Minuten spannte er erneut die Beinmuskulatur im Versuch, das Gesäß nach oben zu heben. Erneut gelang es ihm für wenige Sekunden, ehe er kraftlos zusammenbrach. Noch ein drittes Mal wiederholte sich dieser grauenvolle Kampf, dann hing der Körper bewegungslos am Kreuz.
    Die Soldaten hatten die ganze Zeit gewürfelt, gelacht und getrunken. Jetzt stand einer von ihnen auf und schlug dem leblos am Kreuz hängenden Mann mit einem Stock in die Seite. Als keine Reaktion kam, holte er zu einem zweiten, kräftigeren Schlag aus. Der Knüppel traf die Lende mit voller Wucht, aber Jesus bewegte sich nicht. Der Legionär stellte sich quer zum Kreuz und nahm den Pflock in beide Hände, wie man heute einen Baseballschläger führt. Er zielte auf die Beine und holte aus, als ihm ein Kamerad den Arm zurückhielt. Er machte eine wegwerfende Handbewegung. Engel verstand das Vulgär-Latein, das die beiden sprachen, zwar nicht, wusste aber sofort, was er meinte.
    «Lass es, der Mann ist tot.»
    Der Legionär ließ sich eine Lanze reichen und stieß dem Gekreuzigten in der Leistengegend ins Fleisch. Er rührte sich nicht, obwohl deutlich sichtbar Blut aus der Wunde trat.
    Die Soldaten hoben das Kreuz aus der Verankerung und legten es auf den Boden. Mit einem zangenähnlichen Werkzeug zog ein Legionär die Nägel aus Fleisch und Holz. Ein anderer warf sich den toten Körper über die Schulter, und alle gingen nach rechts aus dem Bild. Am Boden lag das leere Kreuz.
    Die Stille im Raum wurde durch einen Knall durchbrochen. Extreme Helligkeit blitzte auf, die Vorhänge fielen zu Boden. Engel brauchte einige Sekunden, um sich an das Licht zu gewöhnen. Dann sah er zehn Ossuarien auf kleinen, marmornen Podesten. Im hinteren Teil der Bühne erschien ein Katafalk aus der Erde, darauf ein mit Goldleisten versehener Glassarg, der leicht geneigt war, sodass man von allen Plätzen des Amphitheaters das darin liegende, mit einem durchsichtigen, an den Rändern mit Gold bestickten Seidentuch bedeckte Skelett sehen konnte. Als der Sarg zum Stehen gekommen war, erhob sich hinter ihm ein Kreuz. Zentimeter für Zentimeter wuchs es aus dem Boden. Es entsprach exakt dem im Film

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