Das Jobinterviewknackerbuch
und das heißt: nicht um Längen besser und teurer gekleidet als der Personalchef. In diesem Fall ist er die Primadonna, nicht Sie. Bewerben Sie sich aber sozusagen auf Augenhöhe (als Abteilungsleiter oder als Partner), dann dürfen und sollten Sie Armani tragen, wenn das in dieser Firma so üblich ist.
»Was für ein Unsinn, da mache ich nicht mit!«, schimpfen Sie jetzt? »Ich bin so gut in meinem Job, da ist es völlig egal, was für ein Zettelchen hinten in meinem Pullover kratzt.« Stimmt. Das kann sein, wenn Sie ein wirklich gefragter Experte sind.
So bestätigte uns Frank Petersen, Personalchef der Noventum Consulting GmbH: »Wenn jemand ein etwas verschrobener, aber genialer Programmierer ist, der sonst nur in Sneakers rumläuft, aber sich zum Vorstellungsgespräch in Muttis Konfirmationsanzug pressen lässt, wirkt das absolut unauthentisch. Dann soll er lieber gleich in Jeans und mit Sakko zu uns kommen.« Einem genialen Programmierer gestehe man auch mal fettige Haare und zerfetzte Jeans zu – doch bitte man schließlich doch darum, dass derjenige seinen Kleidungsstil und seine Hygiene an das Unternehmen anpassen möge. (Das komplette Interview lesen Sie im Schlussteil).
Das kann also passieren. Es kann aber auch sein, dass Ihr Arbeitgeber die Sache mit dem Outfit so dermaßen wichtig findet, dass er im Zweifelsfall lieber einen schicken Kandidaten nimmt als einen genialen. »Es wurden schon Leute nicht eingestellt, weil sie die falsche Uhr trugen«, sagte uns ein Headhunter, der sich auf Top-Management-Positionen in der Industrie spezialisiert hat. »Bei manchen Positionen brauchen Sie eine Uhr, die nicht 300 Euro kostet, sondern 5 000.« Er erklärte uns auch, dass es Firmen gibt, in denen »alle Mitarbeiter total gut aussehen«. Alle trainieren im Fitness-Studio, denn »Bauch geht gar nicht, und kein Hintern auch nicht«. So etwas steht natürlich nicht im Stellenangebot.
|148| DIE FUCHTELFALLE
Ihr Körper spricht mit
»Sie können so viele Bücher lesen, wie Sie wollen: Wenn Sie nervös sind, zappeln Ihnen trotzdem die Beine«, sagte uns der Personaler einer angesagten Internet-Firma.
Die Körpersprache ist nämlich sozial gesteuert. Der Habitus ist »das Körper gewordene Soziale«, sagt Bourdieu. Wenn Sie sich in Ihrem Leben schon über viele Erfolge freuen konnten, oder anders: Wenn Sie sich viel zu oft schämen mussten, dann ist das in Ihren Körper eingeschrieben.
Sie werden in der Regel keinen erfolgreichen Manager sehen, der mit eingezogenem Kopf über die Flure huscht, und umgekehrt keinen Gebäudereiniger, der hoch erhobenen Hauptes eine Lobby feudelt.
»Körpersprache lässt sich nur marginal beeinflussen, weil sie aus dem Unterbewusstsein kommt«, erklärte ein anderer Personaler. Wenn jemand über ein geringes Selbstwertgefühl verfüge und dennoch versuche, steuernd auf seine Körpersprache zu achten, gehe das in der Regel in die Hose.
Sein Ratschlag: »Trainieren Sie mit Freunden Ihre Haltung, Ihre Sitzstellung, Ihre Gestik und Mimik. Da kann man bis zu einem gewissen Grad etwas machen!« Und das machen wir jetzt. Dabei lassen wir alles, was Sie ohnehin schon hundert Mal gehört haben (nicht die Arme verschränken, nicht breitbeinig sitzen, nicht auf der vorderen Stuhlkante klemmen und so weiter), einfach weg. Wir schauen wieder, was eigentlich hinter den einzelnen Empfehlungen steckt, damit Sie sich Ihr eigenes Bild machen können.
|149| Die Entdeckung der nicht zu langsamen Langsamkeit
Lassen Sie uns mit etwas beginnen, das meistens überhaupt nicht zur Sprache kommt: Ihr Bewegungstempo. Vielleicht gehören Sie ja auch zu denjenigen, die eher zu Hibbeligkeit neigen als zu
gravitas romana
.
Was bitte?
Gravitas
ist eine der vielen Tugenden, die man im alten Rom für wichtig hielt. Gemeint ist so etwas wie würdiges Verhalten in der politischen Öffentlichkeit, das sich eben nicht mit hektischem Gezappel erreichen ließ, sondern mit einer gewissen Langsamkeit als Zeichen höchster Verantwortung und Eleganz. Hintergrund war natürlich auch, dass dem Senator bei zu großer Eile die akkurat gefaltete Toga vom Körper fiel.
Eine ähnliche Vorstellung finden wir übrigens bei den Samurai. »Besiege Eile mit Langsamkeit«, lautet eine Regel der Shaolin-Mönche. Ruhig und gewählt zu sprechen ist oberstes Gebot.
Nun sind wir heute weder im alten Rom noch unter den Samurai. Dass das Gebot der Langsamkeit auch heute noch gilt, sehen Sie leicht am Gegenteil: Wenn sich eine Person
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