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Das kalte Jahr: Roman (German Edition)

Das kalte Jahr: Roman (German Edition)

Titel: Das kalte Jahr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Ehrlich
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Illustrierten, überflogen den Spielbericht ihrer Fußballmannschaft auf einem kleinen Laptop. Sie alle hatten jedenfalls zu warten und irgendwie die Zeit totzuschlagen, bis die Fahrzeitpause abgelaufen war und die Ladung in ihren Anhängern weitertransportiert werden durfte.
    Ich lief auf meinen schneeverklebten Stiefeln zwischen diesen teilweise rhythmisch aufröhrenden und Abgase ausdampfenden, insgesamt aber wie eine schlafende Kleinstadtstraße aufgereihten Fahrzeugen hindurch, näherte mich der Tankstelle von ihrer Rückseite, wo ein Reifendruckgerät und ein Staubsauger unter dem Lichtkegel einer Laterne angebracht waren. Vor den Toilettentüren stand ein silberner Kleinwagen, ebenfalls mit laufendem Motor, mit einer sehr jugendlich aussehenden Person auf dem Fahrersitz, die mit beiden Händen das Lenkrad festhielt, als könne sie jeden Moment losrollen. Auch hier stach mir die Luft beim Einatmen noch kalt in die Nase, und trotzdem konnte ich den Benzingeruch wahrnehmen. Zum ersten Mal, seit ich losgelaufen war, konnte ich überhaupt etwas riechen.
    Durch die Scheiben sah ich innen im Verkaufsraum der Tankstelle den Rücken einer Verkäuferin im roten Polohemd. Sie bückte sich immer wieder hinter den Tresen und holte Zigarettenstangen hervor, die sie dann aufriss und die einzelnen Schachteln in ein Regal hinter der Kasse sortierte. Ein Kaffeeautomat befand sich gerade im Selbstreinigungsmodus, zwischen den Süßwaren und Getränken saßen, in einem Metallregal, Stofftierversionen des Tankstellenmaskottchens eng beieinander.
    Zwischen der Tankstelle und dem Flachbau, in dem, wie ich jetzt sehen konnte, das Selbstbedienungsrestaurant, ein Automatenspielkasino und ein kleiner Erotikmarkt untergebracht waren, befand sich ein breiter Parkplatz für Pkws. Nur wenige Autos standen hier, ebenfalls mit laufenden Motoren. In einigen war das Innenlicht eingeschaltet, ich sah die Personen auf den Sitzen, die scheinbar gedankenlos ihre eigenen Spiegelungen in der Windschutzscheibe betrachteten. Die Beifahrertür einer großen Limousine mit getönten Scheiben sprang auf, eine Frau in weißer Bluse kam auf hohen Schuhen heraus, lief schnell zum Kofferraum, öffnete die Klappe, holte einen Picknickkorb heraus und verschwand dann mit hektischen Bewegungen wieder in der beheizten Fahrgastzelle.
    Ein ausgetretener Pfad führte vom Parkplatz eine Böschung hinab zwischen laubloses Gebüsch. Ich ging ihm nach, geistesabwesend, bis ich auf eine kleine Nische stieß, in der der Schnee geschmolzen und einer schwarzen, schlammigen Fläche gewichen war, auf der überall feuchte, fleckige Papiertaschentücher herumlagen. Dann kehrte ich wieder um und lief zurück auf den Parkplatz.
    Auf den Toiletten des Selbstbedienungsrestaurants, für die man auf ein kleines Tellerchen im Vorraum etwas Geld legen musste, ohne dass jemand dort war, der einen überwachte oder dieses Geld schließlich an sich nahm, trank ich aus dem Hahn des Waschbeckens eine große Menge Wasser, was mich noch hungriger machte.
    Ich belud mir am Buffet einen Teller mit Gemüse, Kartoffeln, Fleisch und Soße, den sich die Kassiererin kurz ansah, etwas in ihr Tastenfeld tippte und dann einen irrsinnig hohen Geldbetrag nannte mit müder Stimme, den ich ihr überrumpelt und ohne Beschwerde in die Hand zählte. Ich hätte mich an diesem Punkt gerne mit ihr unterhalten, nahm aber stattdessen mein Tablett mit dem Teller darauf und setzte mich an einen der vielen Tische, die an der Fensterseite des Flachbaus aufgestellt waren in einem offenen Raum, an den das Buffet, der Automatenspielbereich und der Eingang zum Erotikmarkt angrenzten.
    Während ich aß, hörte ich das Brummen der Kühlschränke am Buffet, hin und wieder ein klimperndes Aufjubeln der Automaten, die dann wild zu blinken begannen, ihren Ausschüttungsmodus simulierten, um Vorbeigehende zum Spielen zu animieren. Am Eingang des Erotikmarktes war eine Frauensilhouette aus Leuchtstoffröhren angeschaltet worden, ein ausgestrecktes und ein abgewinkeltes rechtes Bein leuchteten abwechselnd an ihrem Körper auf, mit einer viel zu langen Pause dazwischen, sodass es nie wie die Bewegung aussah, die es darstellen sollte. Auf dem glatten Plastikfurnier meines Tisches, das eine helle Holzsorte nachahmte, spiegelten sich diese bunten Lichter sehr verschwommen wider. Irgendwann fiel mir auf, dass ich meinen Teller schon längst leer gegessen und mich wohl für lange Zeit an diesen bunten Lichtpunkten, ihrem steten Wechsel

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