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Liebesmaerchen in New York

Liebesmaerchen in New York

Titel: Liebesmaerchen in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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1. K APITEL
    Zark holte tief Luft. Er wusste, dass es vielleicht sein letzter Atemzug war. Der Sauerstoff im Raumschiff ging zu Ende, und es blieb ihm kaum noch Zeit. Sekundenschnell lief sein Leben in der Erinnerung wie ein Film ab. Er war dankbar, dass er alleine war und niemand an den erlebten Freuden und Leiden teilnehmen konnte.
    Leilah, immer wieder Leilah. Bei jedem der mühsamen Atemzüge sah er ihr Bild vor sich. Ihre klaren blauen Augen, das goldene Haar seiner einzig geliebten Frau. Als das Warnsignal im Cockpit losschrillte, glaubte er Leilahs Lachen zu hören. Erstaunt, süß, dann spöttisch.
    »Bei der roten Sonne! Wie glücklich wir zusammen waren!« Keuchend stieß er die Worte hervor, während er über den Boden auf seinen Kommandostand zukroch. »Liebende, Partner, Freunde.« Der Schmerz in seiner Lunge wurde unerträglich. Es stach wie Messer mit scharfen Spitzen. Er verbot es sich, noch mehr Sauerstoff mit nutzlosem Reden zu verschwenden. Aber seine Gedanken … seine Gedanken waren selbst jetzt noch bei Leilah.
    Dass sie, die einzige Frau, die er je geliebt hatte, die Ursache seiner Vernichtung sein sollte! Dass sie schuld sein sollte an seinem Untergang und dem Untergang der jetzigen Welt.
    Welch teuflisches Geschick, dass sich die leidenschaftliche Wissenschaftlerin in eine Kraft des Bösen verwandelt hatte.
    Jetzt war sie seine Feindin. Leilah, die einst seine Frau gewesen war. Sie ist es sogar immer noch, berichtigte Zark sich in Gedanken, während er sich mühsam am Schaltpult hochzog. Wenn es ihm gelang, am Leben zu bleiben und Leilahs Plan, die Zivilisation zu vernichten, zu vereiteln, dann blieb ihm nichts anderes übrig, als sie zu verfolgen. Er musste sie töten. Wenn er die nötige Kraft dazu aufbrachte.
    Commander Zark, Verteidiger des Universums, Herrscher über Perth, Held und Ehemann, drückte mit zitternder Hand auf einen Knopf …
    Fortsetzung in der nächsten Ausgabe!
    »Verdammt!«, murmelte Radley Wallace vor sich hin und sah sogleich verstohlen über die Schulter, um festzustellen, ob seine Mutter das Fluchen mitbekommen hätte. Neuerdings fluchte er gelegentlich – aber meist nur leise, da seine Mutter es nicht hören sollte.
    Die war jedoch vollauf damit beschäftigt, die ersten Umzugskartons auszupacken. Red hatte den Auftrag bekommen, seine eigenen Bücher einzuräumen, hatte jedoch beschlossen, zunächst einmal eine Pause einzulegen. Er liebte Pausen, besonders wenn er währenddessen Comics von Commander Zark lesen konnte. Seiner Mutter wäre es zwar lieber gewesen, er hätte sich mit richtigen Büchern beschäftigt, aber da es darin kaum Bilder zu sehen gab, zog Radley Comics vor. Und seiner Meinung nach war Commander Zark einem John Silver oder einem Huckleberry Finn haushoch überlegen.
    Radley rollte sich auf den Rücken und starrte gegen die frisch gestrichene Decke seines Zimmers. Die neue Wohnung gefiel ihm, am meisten der Blick auf den Park. Und der Aufzug natürlich. Auf die neue Schule jedoch, die er ab Montag besuchen sollte, freute er sich überhaupt nicht.
    Mom meinte zwar, die Schule sei gut, er würde bald neue Freunde kennenlernen, und außerdem könne er die alten immer noch besuchen, aber Mom brauchte sich ja nicht von allen Kindern anstarren zu lassen. Sie hatte auch gemeint, er solle am ersten Schultag den neuen Pulli anziehen, da dessen Farbe so gut zu seinen Augen passe. Aber Radley wollte lieber eins von seinen alten Sweatshirts anziehen, damit er sich wenigstens in seinen Sachen zu Hause fühlte. Mom wird das verstehen, sagte er sich. Sie versteht alles.
    Er kuschelte den Kopf tiefer in sein Kissen und wünschte, sie wäre nicht länger traurig darüber, dass sein Vater weggegangen war. Das lag inzwischen schon lange zurück, und Radley konnte sich kaum noch vorstellen, wie sein Dad ausgesehen hatte. Er kam nie zu Besuch und rief nur ein paarmal im Jahr an. Radley fand das ganz in Ordnung, und er hätte es gern seiner Mutter gesagt, fürchtete aber, sie würde sich aufregen und wieder anfangen zu weinen.
    Er brauchte eigentlich keinen Vater, solange er Mom hatte. Einmal hatte er ihr das gesagt, und sie hatte ihn so fest an sich gedrückt, dass er fast keine Luft mehr bekommen hatte. In der Nacht darauf hatte sie jedoch geweint. Deshalb sagte er es ihr lieber nicht noch einmal.
    Mit der Weisheit seiner neun Jahre fand Radley die Erwachsenen im Allgemeinen komisch. Aber seine Mom war große Klasse. Sie schrie ihn fast nie an, und wenn es doch

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