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Das Karussell der Spitzbuben

Das Karussell der Spitzbuben

Titel: Das Karussell der Spitzbuben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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weitervermittelt hatte.“
    Die Röte der Verlegenheit schoß Gwendy in die Wangen, als sie sich erhob.
    „Einen Augenblick bitte, Sir“, flüsterte sie. Auf dem Weg zum Direktionszimmer warf sie einen unauffälligen Blick auf die Karte und las:

    SIR HENRY P. METFORT-COOL
    Generalbevollmächtigter
    der
    United British Petrol Company

    11 Uhr 6 kam Percy O. Martin seinem Besucher mit ausgestreckten Händen entgegen und bat ihn in sein repräsentatives Direktionsbüro.
    „Ich hoffe“, forschte der Weißhaarige, „Sie haben meiner Bitte um absolute Diskretion entsprochen.“
    „Selbstverständlich, Sir!“ versicherte Direktor Martin. Der Besucher setzte mit äußerster Behutsamkeit den schwarzen Koffer auf den Schreibtisch und lächelte mitten hinein in das erstaunte Gesicht des Percy Oldwin Martin. Mit dem gleichen Lächeln öffnete er den Koffer, entnahm seiner Jackettasche eine lederne Hülle und eine Pistole. Letztere hielt er so, daß der Lauf genau auf Martins aschfahl gewordenes Gesicht zeigte. Und mit leiser, freundlicher Stimme erklärte er:
    „Hören Sie mir gut zu, Mister Martin. Und besonders über den ersten Satz sollten Sie ernsthaft nachdenken. Ich habe nichts zu verlieren, und ich werde diese Bank nicht ohne Geld verlassen!“
    Martin suchte nach Worten, während seine Blicke mit unaussprechlichem Entsetzen an der Flasche im Koffer mit der unbeweglichen Flüssigkeit, der darüber angebrachten Uhr und dem winzigen Mikrophon, das mit der Uhr gekoppelt war, hingen.
    „Kennen Sie sich in der Chemie aus, Mister Martin?“ fragte der angebliche Sir Henry liebenswürdig.
    Martin brachte nur ein stummes Kopfschütteln zustande. Der Weißhaarige nickte. „Habe ich mir gedacht. Was Sie hier in der Flasche sehen, ist eine Mischung aus Salpetersäure und Glyzerin. Das Ergebnis nennt sich — Nitroglyzerin. Einer der wirksamsten Sprengstoffe.“
    Der Besucher fuhr sich mit der Linken über die Stirn. „Ja, was wollte ich gerade sagen... Stimmt, Sie rufen jetzt Ihren Chefkassierer an und bitten ihn, er möge fünfzigtausend Pfund, gebündelt in Fünf-, Zehn- und Hundert-Pfundnoten, vorbereiten. Der Beauftragte der ,United British Petrol Company’ käme in wenigen Minuten mit einem von Ihnen abgezeichneten Scheck. Bitte!“
    Der Daumen des „Sprengstoffexperten“ drückte den Sicherungsflügel herunter. Ohne die Flasche aus den Augen zu lassen, griff Martin nach dem Telefon. Er mußte sich zweimal räuspern, bevor er seine Stimme in der Gewalt hatte.
    Nachdem er den Hörer wieder zurückgelegt hatte, zerschnitt der Besucher mit einem raschen Griff die Telefonschnur und schob Martin die Lederhülle hin.
    „Der vorbereitete Scheck ist da drin. Zeichnen Sie ihn ab!“ Martin tat es.
    Was nun folgte, war gespenstisch.
    Sir Henry entnahm dem Koffer mit äußerster Behutsamkeit die Flasche mit Uhr und Mikrophon, dazu einen dünnen, silberglänzenden Draht, den er in eine Buchse an der Rückseite der Uhr steckte — einer glaslosen Uhr, deren Zifferblatt manchen Kratzer aufwies. Irgendwann mußte sie heruntergefallen sein, wobei das Glas zersplittert war.
    Der Weißhaarige hielt Martin das andere Ende des Drahtes hin. „Nehmen Sie!!“
    Als der Bankdirektor zögerte, griff sein Peiniger nach der Waffe. Schwer atmend nahm Martin den Draht zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Als der Draht ganz still lag, erklärte der Mann mit leiser Stimme:
    „Es ist 11 Uhr 12. Wenn ich jetzt auf diesen roten Knopf drücke, wird eine Automatik ausgelöst. Das bedeutet, daß die Bombe genau sechzig Minuten lang scharf bleibt. Die Automatik schaltet sich 12 Uhr 12 wieder ab. Wenn Sie während dieser sechzig Minuten einen lauten Ton von sich geben, den Draht loslassen oder an ihm ziehen, fliegt die ganze Bank in die Luft. Achtung!“
    Er drückte den roten Knopf an der Uhr. Geräuschlos nahm er Scheck, Lederhülle und Koffer an sich, ließ die Pistole im Inneren seiner Jacke verschwinden und ging auf Zehenspitzen zur Tür.

    Miß Gwendy, die gerade den Hörer auf die Gabel legte, sah ihm erstaunt entgegen. Es war ungewöhnlich, daß ihr Chef seine bevorzugten Besucher nicht selbst zur Tür begleitete. Der Mann mit den weißen Haaren zerstreute ihre Zweifel, indem er mit sanfter Stimme erklärte:
    „Mister Martin möchte innerhalb der nächsten halben Stunde nicht gestört werden. Und er bittet Sie, alle Störungen von ihm fernzuhalten. Er sitzt über einer komplizierten Berechnung.“
    Gwendy Lockter nickte verständnisvoll.

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