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Das Karussell der Spitzbuben

Das Karussell der Spitzbuben

Titel: Das Karussell der Spitzbuben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Geschäft. So um die Fünfzig herum. Er trug einen Glencheckanzug, eine beige Mappe...“
    „Und über dem Arm einen Mantel?“
    Brownlaker nickte aufgeregt. „Genau den meine ich. Ich glaube, daß ich ihn kenne, aber mir fällt um nichts in der Welt sein Name nicht ein. Könnten Sie mir behilflich sein?“ Die Frau sah ihn plötzlich merkwürdig verschmitzt an. „Ich??“ Sie deutete auf sich.
    „Ja. Er könnte doch ein Stammkunde sein.“
    Sie kicherte leise, und der Finger, der eben noch auf sie zeigte, richtete sich jetzt gegen Jerry Brownlaker.
    „Ich weiß, woher Sie ihn kennen, Sir!“
    „Was... was... was Sie nicht sagen“, stotterte Jerry. Die Frau fuhr fort: „Er liegt Ihnen schwer im Magen, weil er Ihnen ein Strafmandat verpaßt hat oder so was Ähnliches...“
    „Ein Strafmandat... mir???“
    „Ja!“ nickte sie fröhlich.
    „Wie kommen Sie darauf, Madam?“
    „Weil er von der Polizei war.“
    „Er war von der Polizei?“ wiederholte Jerry Brownlaker ungläubig.
    „Ja, man sieht’s den Burschen nie an“, kommentierte sie diese Tatsache.
    „Wenn Sie wissen, daß er von der Polizei war, dann kennen Sie doch sicher auch seinen Namen.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, aber er war noch nie zuvor in meinem Laden.“
    „Woher wollen Sie dann wissen, daß er von der Polizei war?“
    „Weil er es sagte!“ Die Tabakhändlerin tat, als sei nichts selbstverständlicher als die Wahrheit. „Außerdem hielt er mir seine Brieftasche unter die Nase!“
    „Und darin haben Sie einen Polizeiausweis gesehen?“
    Brownlakers Gegenüber wurde langsam ungeduldig, und mürrisch bekam er zur Antwort: „Mich hat seine Brieftasche nicht interessiert. Meinetwegen kann er Polizist sein oder auch nicht. Er wollte ja nur wissen, ob heute früh jemand versucht habe, russische Papirossy bei mir zu kaufen. Aber russische Zigaretten führe ich nicht. Die raucht hier keiner.“
    Jerry Brownlaker nickte. „Vielen Dank. Und bitte entschuldigen Sie, wenn ich etwas aufdringlich war. Wahrscheinlich habe ich mich geirrt.“
    „Das soll vorkommen... Sie sind nicht aus Edinburgh, stimmt’s?“
    „Stimmt!“ Brownlaker lächelte, ein letztes Neigen des Kopfes, dann verließ er den Laden. Enttäuscht, nachdenklich, noch immer erschrocken und noch immer voller Erregung. Die Bücke der Frau mit dem Strickzeug, die ihm folgten, waren dagegen kaum zu deuten. Vielleicht drückten sie eine Spur Zufriedenheit aus.

Besuch im Campbell-Haus

    Vier Tage später in London. Es war Sonntag.
    Kurz nach 15 Uhr klingelte Perry Clifton am Portal des Campbell-Hauses am Older Square.
    Ein runzliges Gesicht erschien in dem kleinen Fenster neben dem Eingang.
    „Ja??“
    „Mein Name ist Clifton...“
    Bevor Perry weitersprechen konnte, wurde das Fenster wieder zugemacht, und jenseits der Tür rumorte es. Sekunden später schwang der eine Teil der schweren Flügeltür zurück, und Clifton stand einem fröhlich dreinblickenden Männchen gegenüber. Die listigen Augen in dem zerknitterten Gesicht blinzelten ihm zu.
    „Ich weiß Bescheid. Mister Bools hat mir gesagt, daß Sie um drei kommen. Soll ich den Fahrstuhl anstellen, oder gehen Sie zu Fuß?“
    „Ich gehe gern zu Fuß!“
    „Okay, Sir! Zweiter Stock. Das Büro von Mister Bools ist die dritte Tür links von der Treppe aus.“
    Perry Clifton nickte. Das Männchen schob sich an ihn heran und flüsterte: „Brownlaker ist auch da. Mit soooo einem Gesicht!“
    Das „soooo“ dokumentierte der Pförtner mit einer Geste, die eine jammervolle Miene anzeigen sollte.
    „Aha“, erwiderte Clifton und tat beeindruckt. Er hielt es für unnötig, dem Pförtner zu sagen, daß er jenen Brownlaker gar nicht kannte.
    Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, legte er die insgesamt vier Treppenabsätze zurück.
    Ehe er an die Tür mit dem Schild „Ch. A. Bools, Direktor“ klopfte, warf er einen Blick auf seine Uhr: 15 Uhr 12.
    „Ja, bitte?“
    Perry Clifton öffnete, trat ein und befand sich in einem zwar geräumigen, aber äußerst nüchtern eingerichteten Büro. Jeglicher Komfort fehlte. Lediglich die sicher wertvollen Kupferstiche an den Wänden verliehen dem Raum eine besondere Note. Das vorherrschende Material war Holz: Stühle, Tische, Regale, Rollschränke und eine Art Sitzecke.
    Zwei Männer erhoben sich bei seinem Eintreten. Einer der beiden, ein weißhaariger, ernst dreinblickender Gentleman, trat ihm mit ausgestreckter Rechten entgegen. „Mister Clifton, nehme ich an.“
    „Sie

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