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Das Karussell der Spitzbuben

Das Karussell der Spitzbuben

Titel: Das Karussell der Spitzbuben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Honig?
    „Meine Freunde, auf euch warten Genüsse ohnegleichen. Ich serviere euch die feinsten Räucheraale, die es zwischen Rom und Moskau, zwischen Wien und Tokio, zwischen New York und Sydney gibt. Schon allein der Name läßt in den Mündern der Feinschmecker dieser Erde ganze Sturzbäche zusammenlaufen. Meine Freunde — ich serviere euch Schlutuper Goldaale. Jawohl, ihr habt richtig gehört. Goldaale aus Schlutup. Sie wurden vor erst sechsunddreißig Stunden geräuchert. Ihr Fleisch ist weiß, von unvergleichlicher Zartheit und unübertroffenem Aroma. Es sind Aale, deren Haut so mild und weich ist, daß man sie mit den Lippen zerdrücken kann. Zusammengefaßt, meine Freunde, Goldaale aus Schlutup sind die Krönung allen Fischessens.“ Lars Kellemann breitete theatralisch die Arme aus und rief mit strahlender Miene: „Ich wünsche euch allen guten Appetit.“
    Er klatschte in die Hände, die Tür öffnete sich, und zwei Mietkellner balancierten insgesamt vier Tabletts herein. Auf jedem lagen, wunderschön garniert, zehn Aale aus Schlutup. Keiner wog unter zweihundert Gramm, und alle zeigten sie die gleiche goldschwarze Räucherfarbe. Ein Zeichen, daß hier große Meister des Aal-Räucherns am Werke gewesen waren.
    Man sah es an vierzig Mienen und hörte es aus vierzig Mündern: Lars Kellemann war wieder einmal ein großer Wurf gelungen.
    Die Nachgeschichte:
    Einer der Gäste, Martin Ohmsen, gab sich auf dem Heimweg — Mitternacht war längst vorbei — allergrößte Mühe, Ordnung und System in seine durcheinanderwirbelnden Gedanken zu bringen. Er war wohl der einzige aus der Reihe der Geburtstagsgäste, der den Bericht über den Aaldiebstahl in der Lübecker Zeitung gelesen hatte. Maßte er nun die Polizei informieren — oder mußte er nicht? Noch einmal versuchte er im Geist, Kellemanns Worte an seinem Ohr vorüberziehen zu lassen. Gesetzt den Fall, Kellemanns Worte hatten der Wahrheit entsprochen, stammten dann die Schlutuper Goldaale aus dem Raub oder nicht?
    Martin Ohmsen kam einfach zu keinem vernünftigen Ergebnis. Aber das lag wohl in erster Linie daran, daß er seinen Aal in zuviel Klaren batte schwimmen lassen.

    Und wir fragen nun alle Detektive: Wies irgend etwas darauf hin, daß die Geburtstagsaale aus dem Raub stammten?

Fall 48: Zellenpost

    In Abschnitt C von Block 4 im 3. Stock des Westflügels gab es insgesamt sechs Einzelzellen. Darin saßen zur Zeit:

    Zelle 144: Dr. H. Förster, Chemiker. Er hatte illegal Rauschgift bearbeitet.
    Zelle 145: Frank Brünn, Waldarbeiter. Er hatte einen gestohlenen Lastwagen an einen Hehler verkauft.
    Zelle 146: Albert Muxer, Buchhalter. Er saß wegen Unterschlagung.
    Zelle 147: David Spengler, Student. Er saß wegen gefährlicher Körperverletzung.
    Zelle 148: Arno Strauß, ebenfalls Student. Er büßte eine Freiheitsstrafe wegen bewaffneten Überfalls auf eine Wechselstube ab.
    Zelle 149: Peter Möckel, Privatdetektiv, saß wegen Erpressung.

    Alle diese Personen befanden sich seit vier Tagen in Einzelarrest, weil sie sich an den Vorbereitungen einer Verschwörung beteiligt hatten.
    Am Nachmittag des 20. beobachtete ein Wächter, wie aus einer der eben aufgeführten sechs Zellen eine Art Röllchen an einem Zwirnsfaden herabgelassen wurde. Eine Hand im 2. Stock fischte die Botschaft vom Faden.
    Zehn Minuten später lag die Zellenpost dem wachhabenden Beamten vor.
    Hier ist der Text:

    Morgen Abend nach dem Essen Zellenkrawall. Wir protestieren gegen schlechte Behandlung. Alle Bewohner von Block 4 sollen den Rithmus aufnehmen, der von Abschnitt C kommt. Mann muß die Leute von die Presse auf uns aufmerksam machen. Weitergäben!!

    Und nun, Detektive, sollt ihr herausfinden, in welcher Zelle von Abschnitt C, Block 4 des Westflügels der vermutliche Briefschreiber saß.

Fall 49: Nitroglyzerin

    Donnerstag. England. Sheffield.
    Punkt 11 Uhr betrat der weißhaarige, elegante Gentleman mit dem tiefgebräunten jugendlichen Gesicht das Gebäude der WESTERN CITY BANK in Sheffield.
    11 Uhr 4 erreichte er das Sekretariat der Direktion.
    Miß Gwendy Lockter sah ihm mit strengen, reservierten (einstudierten) Blicken entgegen. Der Weißhaarige bedachte sie mit der Andeutung eines Lächelns, griff in die Tasche und reichte ihr eine Visitenkarte. Dazu sagte er mit dunkler, wohllautender Stimme:
    „Mister Martin erwartet mich. Wir haben vorhin miteinander telefoniert.“ Sein Lächeln verstärkte sich. „Und ich glaube sogar, daß Ihre reizende Stimme dieses Gespräch

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