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Das Kind des Schattens

Titel: Das Kind des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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ihm nächstes Jahr ein paar neue Dinge beizubringen.«
    Paul tauschte einen kurzen Blick mit Loren. Es war wirklich angenehm, ein Grund zur Freude. Tabor war noch jung. Er würde sich wohl erholen. Mehr noch, Paul hatte ein intuitives Gefühl, dass Tabors neuer Weg nicht nur richtig, sondern sogar notwendig war: Welches Pferd der Ebene, auch wenn es noch so schnell war, konnte jetzt jemanden zufrieden stellen, der auf einem Flügelwesen Danas geritten war?
    Als Paul später am Nachmittag zusammen mit Kim zum Palast zurückging, erfuhr er, dass auch sie sich entschlossen hatte, nach Hause zurückzukehren. Von Dave wussten sie es noch nicht.
     
    Am nächsten Morgen, es war der letzte Tag, begab er sich zum Sommerbaum.
    Zum ersten Mal, seit er damals drei Nächte lang als Opfergabe für den Gott im Baum gehangen und um Regen gefleht hatte, war er nun hier allein. Er ließ sein Pferd am Rande des Mörnirwaldes zurück, unweit von Aideens Grab, obwohl er es nicht wusste. Jennifer war einmal früh am Morgen in Kevins Frühling von Matt dorthin geführt worden.
    Er ging den wohlbekannten Weg durch die Bäume, sah, wie das Morgenlicht allmählich trübe wurde, und mit jedem Schritt spürte er in zunehmendem Maße noch etwas anderes.
    Seit der letzten Schlacht in Andarien, als er seiner Rache, die er Galadan geschworen hatte, entsagte und stattdessen seine Heilkraft gestärkt hatte, um das Wasser, das den Zyklus von Arthurs Leiden beenden sollte, steigen zu lassen … seit jenem Abend hatte Paul die Anwesenheit des Gottes in sich nicht mehr gesucht. Auf irgendeine Weise war er ihr sogar ausgewichen.
    Aber jetzt war es wieder da. Und als er zu der Stelle kam, wo die Bäume des Gotteswaldes ihren doppelten Korridor bildeten, der ihn unerbittlich wieder zurück in die Lichtung des Baumes führte, erkannte Paul, dass Mörnir immer mit ihm sein würde. Er würde immer Pwyll Zweimalgeboren sein, der Herr des Sommerbaumes, wohin auch immer er gehen würde. Er war zurückgeschickt worden. Diese Realität war ein Teil von ihm und würde es bis zu seinem Tode sein.
    Und während er so dachte, kam er in die Lichtung und sah den Baum. Es war hell hier, denn über dem freien Waldstück erschien der Himmel, er was mild, blau und von wellenförmigen Wolken übersät. Er erinnerte sich daran, wie weiß die Sonne von einem leeren Firmament gebrannt hatte.
    Er schaute auf den Stamm und die Äste. Er wusste, dass sie so alt wie diese erste Welt waren. Und als er in die dicken grünen Blätter hineinsah, stellte er ohne Überraschung fest, dass die Raben noch immer da waren und mit ihren hellen gelben Augen seinen Blick erwiderten.
    Es war sehr still, kein Donner dröhnte, nur tief in seinem Pulsschlag war dieses Bewusstsein von der ständigen Anwesenheit des Gottes.
    Und Paul erkannte nun, dass er sich davor niemals wirklich verbergen konnte, auch wenn er es wollte, und das hatte er ja während der süßen Tage dieses Sommers immer wieder versucht. Er konnte nicht ungeschehen machen, wozu er geworden war. Diese Wandlung war nicht etwas, was kam und ging. Er würde es akzeptieren müssen, dass er gezeichnet und abgeschieden war. Auf eine Weise war das immer so gewesen. Einsam und kontrolliert, viel zu sehr: Das war der Grund, warum Rachel ihn in jener Nacht, als sie auf der Autobahn im Regen starb, verließ. Er stellte eine Macht dar, war ein Bruder für die Götter. So war es, und so würde es immer sein. Er dachte an Cernan und Galadan und fragte sich, wo sie wohl waren. Beide hatten sie sich vor ihm verbeugt.
    Jetzt verbeugte sich niemand. Und auch Mörnir zeigte sich ihm nur durch das Pochen seines Pulsschlags. Der Baum schien zu brüten, er war tief in die Erde gesunken, tief ins Gewebe seiner Jahre.
    Die Raben beobachteten ihn schweigend. Er konnte sie zum Sprechen bringen; er wusste jetzt, wie das zu bewerkstelligen war. Er hätte sogar die Blätter des Sommerbaums dazu veranlassen können, wie im Sturmwind zu rascheln und zu rauschen, und wenn er sich genügend anstrengte, hätte er zur rechten Zeit auch den Donner des Gottes entfesseln können. Er war der Herr dieses Baumes, dies war der Ort seiner Macht.
    Aber von alledem tat er nichts. Es war nicht der Grund, weswegen er gekommen war. Er wollte diesen Ort nur ein letztes Mal sehen und in seinem Innern zur Kenntnis nehmen, was durch die Wirklichkeit bestätigt worden war.
    Schweigend trat er nach vorne und legte eine Hand auf den Stamm des Sommerbaumes. Er empfand ihn wie eine

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