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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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meine Hand auf seine. »Ich wollte es nur heute Abend abnehmen, ich …« Ich wusste auch nicht genau, warum ich das Band nicht tragen wollte. »Ich werde es morgen wieder umbinden.«
    »Hey«, er beugte sich ein wenig herunter, damit er mein Gesicht sehen konnte. »Mach dir keine Sorgen, alles ist gut.« Kinthos wirkte anders als noch am Vormittag in seiner Rüstung.
    »Aber vielen Dank, dass ich eines bekommen habe«, schob ich lächelnd hinterher. »Du möchtest mich wohl näher kennenlernen«, neckte ich ihn und stieß ihm leicht meinen Ellbogen in die Seite.
    »Oh Lilia, das war so blöd heute Vormittag. Ich soll mich zwischen euch allen entscheiden, aber wie soll ich das nur machen? Ich kenne doch kaum eine.« Er ließ meinen Arm los und drehte sich Richtung Dorf. »Die meisten habe ich nie zuvor gesehen. Seit Tagen schon halten sie mich im Tempel fest und als gestern herauskam, dass ich der neue Oberste sein soll, war ich völlig überrumpelt.«
    Ich war überrascht, wie offen und ehrlich Kinthos zu mir war. Fast so, als wäre alles normal zwischen uns.
    »Ach Quatsch, sei froh. Du bist der Oberste! Alle müssen von nun an tun, was du befiehlst.«
    Er rümpfte die Nase. »Schön wär‘s. Atira sagt mir, was das Beste für das Volk ist.« Er zwinkerte mir zu, und doch wirkte er mitleiderregend.
    »War es auch ihre Entscheidung, welche Mädchen du auswählen sollst?«
    »Ja klar! Glaubst du etwa, ich hätte dich sonst gewählt?« Er lachte und verschwand in der Dunkelheit.
    »Hee!«, schrie ich und rannte ihm hinterher. Ohne zu überlegen, liefen wir nebeneinander Richtung Dorf. Früher waren wir oft zusammen ins Dorf gelaufen und hatten uns unter die Leute gemischt.
    In Schlangenlinien führte der Weg steil bergab und ich verdrängte den Gedanken daran, dass wir den Weg auch wieder zurückgehen mussten. Doch wer wusste schon, wann es ein nächstes Mal geben würde, um ins Dorf zu gehen. Ich nahm mir vor, den Abend zu genießen.
    Nach kurzer Zeit sahen wir in einiger Entfernung eine Gruppe Krieger, die den Weg zum Tempel bewachte. Man hatte nach Thymus‘ Tod überall die Wachen verstärkt.
    »Lass gut sein, Kinthos. Wir können doch auch hier spazieren gehen.«
    »Nein, ich will ins Dorf!« Er verschränkte die Arme vor der Brust und ging mit erhobenem Kopf auf die Männer zu.
    »Sie werden dich nicht gehen lassen, es ist zu gefährlich«, flüsterte ich.
    »Du hast recht.« Er drehte sich wieder Richtung Tempel.
    Ich wusste, wie er sich fühlte. Auch ich wollte jetzt liebend gerne ins Dorf. Noch hatten die Männer uns nicht gesehen.
    Denk nach! Was kann ich tun?
    Ich griff mit einer Hand nach Kinthos, der erschrocken stehen blieb. Mit der anderen tastete ich auf dem Boden nach einem größeren Stein. Als ich einen gefunden hatte, zog ich Kinthos mit mir, näher an die Krieger heran. Dort warf ich den Stein so weit ich konnte den Hang hinab.
    Es war finster, doch die Männer hatten fast alle Fackeln. Als sie den Aufprall des Steins weiter unten am Hang hörten, stürmten sie zum Rand. Ein paar schmissen ihre Fackeln in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, denn sie vermuteten einen Angriff. Blitzschnell rannten Kinthos und ich an ihnen vorbei.
    Wir hörten erst auf zu laufen, als wir in der Nähe des Dorfes waren. Hier mussten wir langsamer werden, weil wir nicht genau erkennen konnten, wo der Weg lang führte.
    Einmal nahm Kinthos meine Hand und zog mich hinter sich her. Ein merkwürdiges Kribbeln durchfuhr mich, plötzlich war etwas zwischen uns anders als noch vor ein paar Tagen. Es war fast, als gäbe es eine Mauer, die wir beide nicht gewollt hatten.
    War es wirklich Atiras Entscheidung gewesen, welche Mädchen weiter zur Wahl standen? Er ging still neben mir her, war in Gedanken versunken und ich wusste, dass er meine Gegenwart in diesem Moment kaum wahrnahm. Ich vergaß nicht, dass man uns verheiraten wollte, durch meine Mutter hatte ich gute Chancen. Sie und Atira standen sich sehr nahe. Es gefiel ihr, wie oft meine Mutter in der Kapelle betete; mehr als sonst jemand, außer den Jungfern. Ich wollte nicht, dass dies ein Grund war, aus dem Kinthos mich zur Frau nahm. Doch wieder ging mir durch den Kopf, dass er der Richtige für mich wäre.
    Der Mond gab nur wenig Licht, das meiste schluckte die Felswand hinter dem Tempel. Man konnte das Ende des Felsens nicht sehen und wir wussten auch nicht, was sich dahinter befand. Dort war das Land der Leekaner und wie man sich erzählte, waren sie

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