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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Fussel
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ging, entlockte ihm das ein schüchternes Lächeln.
    »Ja klar, was soll schon sein?«, presste ich hervor.
    »Ihr haltet euch an den Händen, das sieht man selten bei der Deligo, wo sich jede selbst die Nächste ist.« Er lächelte, doch ich wusste, dass er genau darauf achtete, was wir antworteten. Ich konnte den feurigen Blick meiner Mutter im Rücken spüren. Sie tobte wahrscheinlich, weil ich hier durch Händchenhalten auffiel. Hanna drückte meine Hand und ich wusste, dass sie einer Ohnmacht nahe war.
    »Wir sind halt Freundinnen und gönnen der Anderen nur das Beste!«, sagte ich. Er hob eine Augenbraue.
    »So ist das … Freundinnen?«
    Ich nickte.
    »Aber sie kommt aus dem Dorf und du bist von hier.« Er sagte es vorwurfsvoll, doch ich wusste, dass er mich auf freundschaftliche Art necken wollte.
    »Nur weil ich hier wohne, heißt das nicht, dass mir die Vorzüge des Dorfes verborgen geblieben wären.«
    »Ach so. Dann kennst du das Dorf also gut?« Wir lächelten uns an, nur Hanna schaute betreten zu Boden und ich spürte, wie ihr Puls am Handgelenk pochte.
    »So gut nun auch wieder nicht.«
    Er überlegte kurz. »Was würdest du tun, wenn ich deine Freundin zur Frau wähle?« In dem Moment, da er es ausgesprochen hatte, drückte Hanna meine Hand so fest, dass es fast schon schmerzte.
    »Ich würde Euch beglückwünschen, Oberster.«
    »Mich?«, sagte er laut und lachte bellend. »Wieso denn mich?«
    Ich stellte mich kerzengerade hin und atmete tief ein.
    »Weil Ihr dann ein bezauberndes Wesen zur Frau nehmen würdet. Hanna würde Euch stets treu umsorgen und kein böses Wort käme ihr über die Lippen. Jeder Morgen, an dem Ihr die Augen aufschlügt, wäre voller Sonnenschein durch Hannas freudiges Gemüt.« Ich machte einen Knicks. »Ja, ich würde Euch wahrlich beglückwünschen.« Ich merkte, wie mich alle anstarrten und errötete. Um uns herum war es so still, als traute sich keiner, zu atmen. Hanna ergriff als Erste das Wort.
    »Dankeschön, Lilia.«
    »Na, dann wird mir die Wahl ja leicht gemacht!«, sagte Kinthos, zwinkerte mir zu und ging lächelnd weiter. Nach einer schier endlosen Zeit und weiteren Gesprächen mit den anderen Königsmädchen war die Zeremonie vorbei und der Oberste verschwand mit den Kriegern und den Jungfern im Tempel. Hanna fiel mir um den Hals.
    »Oh Lilia, du bist die beste Freundin, die es gibt!« Eine Träne der Freude kullerte über ihre Wange.
    »Tja, aber nicht mehr lange. Meine Mutter wird mich dafür sicher töten.« Ich zwinkerte Hanna zu und schon hörte ich die tobende Stimme meiner Mutter hinter mir.
    »Fräulein! Was war das für eine Vorstellung? Komm sofort mit.«
    »Jetzt reg dich bitte nicht so auf.« Ich warf Hanna einen hilflosen Blick zu.
    »Er hatte nur Augen für Lilia und mit keiner hat er sich so lange unterhalten wie mit ihr, Nana«, sagte Hanna und verneigte sich tief vor meiner Mutter.
    »Wir werden ja gleich erfahren, für welche Mädchen er sich entscheidet.« Kopfschüttelnd gesellte sie sich zu den anderen wartenden Müttern, die vor Schadenfreude bald platzten.
    Nun liefen alle durcheinander. Die Mädchen, mit denen Kinthos ein paar Sätze gewechselt hatte, horchte man aus und jedes Wort wurde auf die Goldwaage gelegt. Viele kamen zu Hanna und vergewisserten sich, dass sie richtig verstanden hatten, was ich zu Kinthos gesagt hatte, weil sie zu feige waren, mich direkt anzusprechen.
    Nach einiger Zeit kam Atira mit einem Tablett aus dem Tempel, auf dem sich verschiedenfarbige Stoffbahnen befanden. Die Mädchen, die ein solches Band erhielten, würden bereits morgen für die Zeit der Deligo in den Tempel ziehen. Sie alle bekamen einen Abend lang Zeit, um sich von ihren Familien zu verabschieden.
    Nervös versammelten wir zehn uns erneut am Baum des Lebens und hofften auf ein Band. Atira begann von links mit dem Verteilen und knotete zwei hübschen blonden Mädchen, die sich sehr ähnelten, den Stoff um den Arm. Ab sofort waren diese Mädchen dem Obersten versprochen und kein anderer Mann durfte sich mit ihnen einlassen. Sie wurden durch die Bänder an ihn gebunden, für alle Welt sichtbar.
    Atira ging weiter und an Rosalia vorbei, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Die Arme.
    Leider bekam das hochnäsige Mädchen zu meiner Linken eines der Bänder. Dann kam die alte Frau zu mir.
    »Hier, dieses Band ist für dich. Die Entscheidung stand als Erste fest«, sagte sie und knotete mir grüne Seide an den Arm. Ich wusste nicht, was ich davon

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