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Das Kreuz des Südens - Exodus aus Europa. Ein Zukunftsroman

Das Kreuz des Südens - Exodus aus Europa. Ein Zukunftsroman

Titel: Das Kreuz des Südens - Exodus aus Europa. Ein Zukunftsroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Scharf
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daß sie eine Brandstiftung dieser Art begehen, ist es schwer, sich dagegen zu wehren.“

    „Lucretia! Du immer mit Deinem unverbesserlichen Gutmenschentum. Das haben sie Dir in der Schule gut eingetrichtert, aber hoffen wir nicht, daß Dich das Leben eines besseren belehrt, wie es mich längst eines besseren belehrte, als ich Kameraden sterben sah – durch ihre Kugeln oder die Brände, die sie legten, das Ergebnis ist unter dem Strich dasselbe: Plane drüber. Und mit welchem Recht sind sie überhaupt hierhergekommen? Von mir aus hätten sie eh und je bleiben können, wo der Pfeffer wächst.“ Stella knurrte zustimmend, denn sie spürte, daß ihr Herrchen Unterstützung brauchte.

    Die Diskussion zog sich noch eine Weile fort, wobei Erik die Standpunkte seines Vaters vertrat und die Mutter sich aus allem heraushielt, wenngleich sie ebenfalls zu den Positionen der beiden Herren neigte, ihrer Tochter aber ebensowenig den Dolchstoß versetzen wollte, die sich sonst, von allen Seiten eingekreist, vermutlich betrübt in ihr Zimmer zurückgezogen hätte. So jedoch sah sich die Familie noch gemeinsam einen alten Schwarz-Weiß-Streifen mit Stan Laurel und Oliver Hardy, besser bekannt als „Dick und Doof“, an, welcher die ganze Gesellschaft wieder aufmunterte und die Zwerchfelle kräftig zum Lachen reizte.
    ♦

    Iain McGregor stolperte zur Wohnungstüre herein, warf sie hinter sich so kraftvoll zu, daß sie rasselnd ins Schloß fiel und setzte sich, ohne ein Wort zu sagen, seine Lebensgefährtin Francis Boyle nur mit einem kaum wahrnehmbaren Nicken des ihr zugewandten Hauptes grüßend, auf das rote Sofa, das sich in der Wohnzimmerstube befand und auf dem auch Francis Platz genommen hatte, als er soeben eingetreten war. Sie hatte einen besorgten Ausdruck auf dem sonst so heiteren Gesicht, wie sie ihn jetzt dasitzen sah, den Kopf auf die Hände gestützt und mehrfach ungläubig den Kopf schüttelnd vor sich hinmurmelnd: „Schottland, Schottland, was ist bloß aus dir geworden?!“

    Dr. Iain MacGregor, von Beruf Notarzt, wohnte mit seiner Partnerin, der Medizinstudentin Francis Boyle, seit knapp einem Jahr in einem akzeptablen Apartment in einem der zahlreichen Außenbezirke Glasgows. Glasgow war seine Stadt, die Stadt, in der er Kindheit und Jugend verlebt hatte, die Stadt, in die er nach einer ihm lang – ja fast ewig – erschienenen Studienzeit in Oxford und Aberdeen wieder zurückgekehrt war, um in ihr alt zu werden, doch sie hatte schon lange ihre Gestalt gewandelt. Zwar gab es größtenteils noch die ihm vertrauten Straßenzüge und Gassen. Die meisten Häuser sahen aus wie eh und je, aber die Menschen waren nicht mehr dieselben.

    Immer mehr Fremde, Pakistaner, Inder, Schwarze und Araber, gelegentlich sogar Asiaten, dominierten und prägten das Stadtbild. Schon in seiner Kindheit hatte er diese Veränderung wahrgenommen. Aber sie war ihm noch als etwas erschienen, das schleichend, allmählich vor sich gegangen war. Jetzt allerdings, da er nach Jahren der Trennung wieder in Schottlands größter Metropole zu leben und zu arbeiten hatte, holte ihn mit einem Mal die Realität ein, und die bittere Erkenntnis traf ihn wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht, hob ihn aus den Schuhen und ließ ihn jäh zu Boden gehen. Dabei war er einiges gewohnt.
    Francis, ein anmutiges Fräulein von sechsundzwanzig Jahren, legte ihm die Hand aufs Knie und begann, es sanft zu tätscheln. „Was ist denn heute los mit Dir, Iain? Hat es wieder was mit der Arbeit zu tun, was Dir so auf‘s Gemüt schlägt?“ fragte sie ihn darauf mit beruhigender Stimme. „Du erahnst es, Liebling“, gab MacGregor zurück, während er die Hände sinken ließ und sie einen Augenblick gutmütig ansah, ehe er ihre Hand, die auf seinem Knie geruht hatte, ergriff und sie küßte. Dabei seufzte er: „Man könnte schon rasend werden, wenn man sich klar macht, was auf unseren Straßen alles geschieht, ohne daß die Regierung einen Finger krümmt.“

    „Ja – schon, aber an was denkst Du konkret?“ wollte Francis wissen.

    „Sieh mal: heute werde ich wegen einer Schießerei in die Hill Street gerufen, bei der eine Verletzte inmitten der Straße liegengeblieben sein soll.“ Er hielt eine Weile inne. „Und?“ hakte seine Freundin neugierig nach. „Ich komme am Schauplatz des Unglücks an und kann nur noch den Tod der Frau feststellen. Es ist eine Dame mittleren Alters, die sich nur zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort befindet, als nämlich

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