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Das Labor der Esper

Das Labor der Esper

Titel: Das Labor der Esper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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Gehirn war eine leuchtende Masse, die wie ein Spiralnebel auf der Bewußtseinsebene wirbelte. Gleichzeitig war sie ein Strudel, der ihn nach innen zog, der ihn ins Vergessen locken wollte. Vorsichtig näherte er sich der schimmernden Masse und hielt dabei krampfhaft an seiner Persönlichkeit fest.
    Sids Gehirn strahlte einen lautlosen Ruf aus – es war wie ein telepathisches Signalfeuer. Peter konnte auf dieser Stufe noch keinen Sinn erkennen. Er verengte den Kontakt und wurde sich noch stärker des wirbelnden Gedankensogs bewußt. Wenn er nur für den Bruchteil einer Sekunde in seiner Konzentration nachließ, wurde seine Persönlichkeit von dem Wirbel aufgenommen, das wußte er.
    Merkwürdigerweise war keinerlei Furcht in den Ausstrahlungen. Es war eine Ganzheit, zufrieden, ohne Konflikte, mit einem ewigen gleichförmigen Auf und Ab von Gedanken. Und doch war es nicht so merkwürdig – es handelte sich um die Zuflucht eines überlasteten Gehirns; die Rückkehr zu einem sanften, unkomplizierten Gedankenschema, das durch keine Anregung von außen gestört werden konnte. Zum erstenmal erkannte Peter, was Katatonie wirklich war. Ein Gefängnis vielleicht, aber die Gitterstäbe hatten eine doppelte Wirkung: Sie ließen den Gefangenen nicht hinaus, schützten ihn aber auch gegen die Umwelt. Sobald man in diesem Kreislauf war, ließen einen die Sorgen der Welt gleichgültig. Man war frei, eine Art Gott, vollkommen in sich selbst. Ein verführerischer Gedanke …
    Peter schrie entsetzt auf, als er merkte, wie nahe er an den Sog herangezogen wurde. Der Klang seiner Stimme genügte, um ihn wieder in die gewohnte Umgebung zurückzubringen. Er öffnete die Augen. Er zitterte, und sein Körper war schweißnaß. Er roch nach Tod. Sid lag immer noch unbeweglich auf dem Bett vor ihm. Das wachsähnliche, blasse Gesicht war so ausdruckslos wie ein Ei.
    »Was war los? Ist alles in Ordnung, Peter?« Die Tür wurde aufgerissen, und Havenlake stürmte herein.
    Peter hob beide Hände an die pochenden Schläfen. »Es ist hypnotisch – wie ein Sirenengesang, der das Gehirn zum Vergessen bringen will. Ich kann es nicht in Worte fassen, aber es ist stärker als ein Befehl … eine Bitte, alle eitlen Gedanken aufzugeben und nichts zu werden … oder alles …«
    Havenlake legte seine große Hand auf die Schulter seines jungen Assistenten. »Schon gut, Peter. Du mußt jetzt nicht darüber sprechen.« Er wandte sich an Rebecca Schofield, die dicht hinter ihm das Zimmer betreten hatte. »Ruf Wilkinson herein, ja? Wir müssen Peter so schnell wie möglich in sein Zimmer bringen und ihm eine Beruhigungsspritze geben.«
     

 
4
     
    »Du hast mich so gemacht – nur du!« Annette lag auf dem Teppich vor dem starken Kaminfeuer, aber ihr schmaler Körper zitterte. Die Augen, riesig in ihrem blassen, schlampig hergerichteten Gesicht, hatten den besonderen Haßausdruck, den sie für ihn allein reservierte.
    Havenlake stand steif wie ein Baum da und sah seine Frau an, aber im Innern wuchs wieder seine verzweifelte Hilflosigkeit.
    »Steh nicht so herum!« kreischte sie. »Hol mir lieber etwas zu trinken!« Sie hielt ein leeres Glas hoch.
    Er sah auf sie hinunter – auf den alten grauen Rock mit seinen vielen undefinierbaren Flecken, die schwarze Jacke mit der Zigarettenasche, die harten Linien ihres Gesichts. War er wirklich schuld daran, daß sie so eine Schlampe geworden war? Diese Frage hatte er sich schon hundertmal gestellt. Und es nützte nichts, wenn er sich vorsagte, daß von Anfang an in ihrer Persönlichkeit irgendein Fehler gewesen sein mußte, eine latente Instabilität, die vielleicht bis in die Kindheit zurückreichte. Die Grenzen der gewöhnlichen menschlichen Ausdruckskraft waren so eng, daß er von ihrer Neurose nicht einmal etwas geahnt hatte, bis er sie an jenem Abend, ein halbes Jahr nach ihrer Heirat, ekelerregend betrunken antraf. Da hatte er zum erstenmal gesehen, wie der Alkohol die andere, dunkle Seite ihres Wesens entfesselte.
    In den vier Jahren, die inzwischen vergangen waren, hatte er den merkwürdig starren Blick ihrer Augen kennengelernt, ebenso den verkniffenen Mund. Und jedesmal, wenn er die Tür zu ihrer Wohnung im Obergeschoß von Portfield House betrat, befürchtete er, daß er dahinter dieses fremde, armselige Geschöpf antreffen würde, das ihm nur den Haß entgegenschleudern konnte, den es für sich selbst empfand. Die Tatsache, daß er ihre Symptome erkennen und einstufen konnte, verstärkte nur sein Gefühl

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