Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
Vom Netzwerk:
schob, merkte er, dass er in seinem Inneren schwerelos war. Einige Sekunden verharrte er so über der Kante, die Füße und Beine nach wie vor der Schwerkraft auf der Plattform unterworfen, während seine obere Körperhälfte schwerelos im ersten Meter des Tunnels schwebte. Dann drückte er die Hände links und rechts an die Seitenwände und stieß sich vorwärts, und gleich darauf glitt er durch den Kanal dahin, so glatt und reibungslos wie eine Kugel auf einem Billardtisch.
    Er stieß sich wieder ab, und dann noch einmal. Jedes Mal steigerte sich sein Tempo und blieb danach gleichbleibend hoch; nur der Luftzug hemmte ihn – und vielleicht noch etwas anderes. Etwas, das er nicht genau zu benennen vermochte und das sich anfühlte wie der leise Widerstand, dem seine Hand an der Tunnelöffnung ganz kurz begegnet war. Er spürte es nur gelegentlich – erst an der einen und dann an der anderen Schulter vorbeigleitend oder sich eigentümlich um seine Füße herum verdichtend. Was durchaus im Einklang mit dem stand, was Garner beschrieben hatte: der Idee eines einmaligen Abstechers zu Kundschafterzwecken. Die Widerstandskraft in dem Tunnel war so stark wie eh und je; bloß wurde er jetzt auf irgendeine aktive, selektive Weise hindurchgelassen. In einer kleinen Blase des Nichtwiderstands, die ihm folgte, während er dahinglitt.

    Er war im Stillen darauf gefasst, irgendetwas zu spüren, während die Tunnelwände weiter an ihm vorüberglitten. Etwas wie eine Barriere oder auch Schwelle. Irgendetwas, was auch immer, das irgendwie als Filter bezeichnet werden konnte.
    Aber da war nichts.
    Bloß das glatte Innere des Tunnels, das geschmeidig an ihm vorüberglitt.

    Inzwischen war er viel näher gekommen. Noch etwa hundert Meter vom Tunnelende entfernt. Dann noch fünfzig. Dann zehn.
    Er konnte Einzelheiten des Raumes dahinter erkennen. Ein heller Innenraum mit genopptem Metallfußboden. Eine Wand gegenüber, an die dreißig Meter von der Öffnung entfernt. Die Kammer draußen vor dem Tunnel schien riesengroß zu sein.
    Er streckte wieder die Hände aus und berührte mehrmals die Tunnelwände, um den Schwung zu verringern, den er zuvor gewonnen hatte. Direkt vor der Schwelle des Tunnels machte er halt, weiter in der Luft schwebend, und starrte in den Raum, der sich dahinter befand.
    Er war in der Tat ungeheuer geräumig und hatte eine ungewöhnliche Form. Der Boden verlief in einer ausladenden Wölbung, wie die Innenwand einer auf der Seite liegenden Tonne. Die bauchigen Wände links und rechts wölbten sich nach oben hin erkennbar nach innen, als strebten sie der Oberseite der Tonne hoch über der Decke zu – wobei die Decke selbst bereits an die zwölf Meter hoch war. Der Boden direkt vor dem Tunnel bestand aus Metall, wie Travis bereits von etwas weiter weg gesehen hatte, alles Übrige aber bestand aus Glas oder irgendeinem Äquivalent – es handelte sich um ein einziges gewölbtes Fenster. Nach einem ersten flüchtigen Blick auf den Raum selbst richtete sich Travis’ Aufmerksamkeit auf das, was sich jenseits des Fensters befand, unterhalb davon.
    Ein Planet. Genau dort. Im tiefen schwarzen Weltraum schwebend und etwa zwei Drittel des Fensters ausfüllend. Es war eine Version des Jupiters in Bernsteingelb und Weiß. Klar unterscheidbare Farbstreifen trafen an gezackten, wirbeligen Grenzen aufeinander und bogen sich um zyklonale Formationen herum, die vermutlich größer waren als die Erde. Nur ein schmaler Streifen des gigantischen Planeten war beleuchtet, dort, wo das Licht eines orangeroten Sterns seine Oberfläche traf, der sehr weit seitlich hinter ihm hing. Der Stern hatte von hier aus gesehen etwa die Größe einer Vierteldollarmünze, die man mit ausgestrecktem Arm vor sich hält.
    Ein zweiter Stern von derselben Farbe schwebte viel weiter weg im Raum – kaum mehr als ein kleiner, aber sehr heller Punkt in der Finsternis. Travis wusste, dass es sich dabei um die beiden Sonnen handelte, die 61 Cygni bildeten und von der Wüste im östlichen Wyoming aus bei Nacht als einzelnes, trüb glimmendes Pünktchen zu erkennen waren.
    Etwa zwanzig Sekunden starrte er hinaus, wie betäubt. Vollkommen überwältigt. Ihm fiel auf, dass die gesamte Ansicht draußen sich stetig in eine Richtung verschob, und er wusste, was das zu bedeuten hatte. Dann zog er die Beine an, um sie gleich darauf mit den Füßen voran auszustrecken, in sitzender Haltung. So glitt er aus dem Tunnel heraus.
    Sofort war er wieder der Schwerkraft

Weitere Kostenlose Bücher