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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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drein.
    «Der Filter war das einzige Detail, das Ruben Ward nicht in der schriftlichen Fassung der Botschaft festhalten ließ», sagte Garner. «Dazu hat er Nora im Johns-Hopkins-Hospital nie etwas diktiert, und auch bei uns neun hat er das Thema nur kurz gestreift, später in jenem Sommer. Er hätte Angst, uns die Einzelheiten darzulegen, hat er gesagt. Aus Sorge, wir könnten eine Mitarbeit verweigern, wenn wir darüber Bescheid wüssten. Es handle sich um etwas absolut Notwendiges, aber auch Schreckliches, hat er gesagt, und dass es am besten wäre, wenn niemand außer Ihnen, Travis, je etwas davon erführe.»
    «Könnte es irgendetwas sein, das mit mir passiert, wenn ich die Pforte durchquere, was meinen Sie?», sagte Travis. «Etwas, das mich verändert? Bin ich es, der gefiltert wird?»
    Wieder sah Garner ihn erstaunt an, aber schon nicht mehr ganz so überrascht wie eben noch. «Genau diese Theorie habe ich mir in all den Jahren auch zusammengebastelt, mehr oder weniger. Aber das ist bloß eine Vermutung – ich weiß da ebenso wenig wie Sie.»
    Travis nickte. Wie schon seinerzeit in der Mine vertagte er das Thema vorläufig. Wie er es auch drehte und wendete, eine befriedigende Antwort würde er auf eigene Faust ohnehin nicht finden. Er wandte sich wieder Garner zu.
    «Sie neun sollten mich also bei Tangent einschleusen», sagte er. «Mich irgendwie dort unterbringen und mir dann, wie Sie schon sagten, erst im allerletzten Moment alles erklären.»
    Garner nickte.
    «Und wie haben Sie darauf reagiert», fuhr Travis fort, «als ich im Sommer 2009 ohne Ihre Hilfe bei Tangent gelandet bin?»
    «Mit der Überlegung, dass in Zusammenhang mit der Pforte die seltsamsten Dinge passieren. Und dass das kein Zufall gewesen sein konnte.»
    «Es war auch kein Zufall. Das erkläre ich Ihnen ebenfalls später.»
    «Unbedingt.»
    Travis war inzwischen ein anderer Gedanke gekommen. «Sie waren damals sogar bereit, Atomwaffen gegen Border Town einzusetzen, als Aaron Pilgrim dort die Kontrolle an sich gerissen hatte.»
    «Die Pforte hätte das überstanden. Sie machen sich keinen Begriff davon, durch was für Kräfte sie stabilisiert wird. Das Einzige, was mich davon abgehalten hat, war, dass Sie sich geweigert haben, sich in Sicherheit zu bringen. Ich musste mich also Ihrem Lösungsansatz anschließen, notgedrungen, etwas anderes blieb mir nicht übrig.»
    Danach senkte sich längeres Schweigen herab. Nur das Dröhnen der schweren Triebwerke war zu hören, während unter ihnen in der Tiefe die nächtlich beleuchtete Landschaft vorüberzog.
    «Was ist eigentlich der Zweck dieses Unternehmens?», fragte Paige schließlich. «Wird das in der Botschaft erklärt? Warum öffnet die Besatzung dieses Raumschiffs den Tunnel überhaupt?»
    Garner nickte bedächtig, während er wieder auf seine Hände hinabsah. «Das wird in einfachen, nachvollziehbaren Worten erklärt.» Er verstummte einige Sekunden, ehe er weiterredete. «Es hat einen Krieg gegeben, auf der Erde. Um das Jahr 3100 herum, genau zu der Zeit, als die Deep Sky an ihrem, wie sich letztlich herausstellte, Bestimmungsort anlangte – 61 Cygni. Dieser Stern befindet sich etwas über elf Lichtjahre von hier entfernt, was bedeutet, dass die Raumschiffbesatzung, als sie sich schließlich vor Ort befand, alle Nachrichten von daheim mit über einem Jahrzehnt Verspätung bekam. Schriftliche Mitteilungen von Angehörigen, Nachrichten über das Weltgeschehen, alles. Als der Krieg ausbrach, mussten sie also die Vernichtung ihrer Welt mit derselben Zeitverzögerung mit ansehen, in dem Bewusstsein, dass alles, was sie dort sahen, sich bereits elf Jahre zuvor abgespielt hatte. Die Besatzung erwog zunächst sogar, zur Erde zurückzukehren, um irgendwie einzugreifen, gab die Idee aber dann ziemlich schnell auf: Weil die Deep Sky leider nicht über einen superschnellen Hyperdrive verfügt. Ihre Höchstgeschwindigkeit beträgt etwa zwanzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit. Für die Reise zu diesem Sternensystem hatten sie fünfundfünfzig Jahre benötigt, und ebenso lange würden sie auch für die Rückreise benötigen. Jedenfalls hat es nicht lange gedauert, bis sie die letzten Schlagzeilen gesehen haben, in denen der so gut wie beschlossene Einsatz von Waffensystemen angekündigt wurde, die eine endgültige Vernichtung der Welt praktisch garantierten. Um was für Waffen es sich genau handelte, erklärt die Botschaft nicht näher – nur dass sie funktioniert haben. Kurz darauf hörte

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