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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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jeder Signalkontakt von der Erde aus auf und ist seither auch nie wieder aufgenommen worden.»
    Garner schloss die Augen. «Sie haben die Pforte geöffnet, um hindurchgelangen und der Weltgeschichte einen anderen, besseren Verlauf geben zu können. Wenn Sie sich das vor Augen halten, verstehen Sie vielleicht besser, warum wir so ängstlich darum bemüht waren, die Sache geheimzuhalten. Halten Sie sich die Machtstrukturen auf dieser Welt vor Augen. All die grausigen Untaten, zu denen Menschen bereit sind, um weiter über ihre paar Kletterstangen in der Dschungelturnhalle herrschen zu können. Jetzt malen Sie sich aus, wie einige dieser Leute davon erfahren, dass sich eines Tages in naher Zukunft eine Tür öffnen wird, durch die Menschen herauskommen, die die nächsten gut tausend Jahre unserer Geschichte kennen. Alles, was wir noch erfinden und entdecken werden. Alles, was uns gelingen wird, alles, womit wir scheitern werden. Menschen, durch deren Ankunft allein alle politische Macht auf Erden obsolet würde. Wer davon am meisten bedroht wäre, ist klar, oder? All die Leute, die am besten positioniert sind, um dieses Szenario von vornherein zu verhindern.» Er senkte wieder den Blick auf seine Hände und bemerkte erst jetzt, dass er sie auf seinem Schoß inzwischen unwillkürlich zu Fäusten geballt hatte. Nun entspannte er sie langsam wieder. «Aber, verdammt, die sollen sich alle zum Teufel scheren», sagte er. «Es wird geschehen. Was auch immer daraus werden wird.»
    Bei Garners letztem Satz schien Paige hellhörig zu werden. Sie wandte sich Travis zu und sah ihn voller Beunruhigung an, ohne ihre Furcht in Worte fassen zu müssen.

46
    Travis fuhr mit dem Aufzug hinauf an die Erdoberfläche und lief eine Runde durch die Wüste. Der Abend war für Anfang Juni empfindlich kühl, mit einem frischen Wind, der von den fünfzig Meilen entfernten Rocky Mountains herangeweht kam. Es war kurz vor Mitternacht, und die Sterne leuchteten hell und klar am schwarzen Himmel.
    Er absolvierte sein Laufpensum von zehn Kilometern, ehe er etwa einen Kilometer vor dem Aufzuggehäuse wie gewohnt dazu überging, den letzten Abschnitt in Schritttempo zurückzulegen. Er war kaum außer Atem. Nicht übel für einen Achtundvierzigjährigen.
    Auf halbem Wege zurück zum Aufzug blieb er schließlich ganz stehen. Er wandte sich gen Norden, legte den Kopf in den Nacken und machte am Himmel den vertrauten Umriss von Cygnus ausfindig, das Sternbild des Schwans, wie erstarrt in seiner langsamen Rotation um den Polarstern herum. Automatisch landete sein Blick auf einem bestimmten schwach glimmenden Pünktchen, das mit bloßem Auge kaum zu erkennen war: 61 Cygni.
    Er starrte den Stern an, bis ihm allmählich der Nacken schmerzte.

    Im Schlafzimmer war es stockfinster, bis auf das schwache blaue Leuchten des Weckers auf dem Nachttisch. Der Anzeige nach war es 3.06 Uhr morgens. Travis lag auf der Seite, den Oberkörper eng an Paiges Rücken geschmiegt. Beide starrten sie auf das digitale Anzeigefeld.
    Die Anzeige wechselte auf 3.07 Uhr.
    «Noch zwölf Stunden», flüsterte Paige.
    Travis entging nicht der beklommene Unterton, der in ihrer Stimme mitschwang. Er zog sie enger an sich und drückte ihr einen Kuss aufs Haar.
    «Sorgen wir uns jetzt noch nicht darum, was morgen sein wird», sagte er.
    «Es ist bereits morgen.»

    Er beharrte darauf, sich allein vor der Pforte aufzuhalten, wenn es geschah. Grund zu der Annahme, dass Zuschauer bei dem Vorgang irgendwie zu Schaden kommen könnten, bestand zwar nicht, aber völlig auszuschließen war es eben auch nicht.
    Die Sache ging ohne Trara über die Bühne. Es gab kein großes Abschiedszeremoniell, ehe Travis den Aufzug betrat, der ihn hinunter auf B51 befördern würde. Das Grüppchen, das sich versammelte, um ihm alles Gute zu wünschen, bestand aus Paige, Bethany und Garner. Sie standen in dem Flur auf B18 beisammen, unweit der Wohnung, die Travis und Paige neu bezogen hatten, nachdem der unterirdische Gebäudekomplex wiederhergestellt und neu eröffnet worden war. Auf einen unbefangenen Betrachter, der zufällig des Weges kam – was dieser Tage in Border Town eher selten vorkam –, hätte es wohl den Eindruck gemacht, als ständen dort lediglich vier Freunde, die sich unterhielten.
    Alle drei umarmten Travis – als Letzte Paige, die ihn besonders fest an sich drückte. Während er sie umarmt hielt, bemühte er sich, nur daran zu denken, wie ihr gerade zumute sein mochte. Er schloss die

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