Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick

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Riesenrad am Navy Pier in Chicago übrig ist, oder von dem Kōtoku-in-Tempel mit dem Buddha Daibutsu in Tokio, oder von der Nelsonsäule am Trafalgar Square. Ich werde es niemals erfahren.»
    «Können Sie denn tatsächlich etwas verändern?», fragte Travis. «Meinen Sie wirklich, wenn Sie und die anderen ins Jahr 2016 herüberkommen, dass Sie den Lauf der Geschichte ändern können? Und falls das möglich ist, woher wollen Sie wissen, dass dann alles besser läuft? Könnte es nicht trotzdem eines Tages zu einem Krieg derselben Art kommen, wenn auch aus anderen Gründen?»
    Garner antwortete nicht sofort. Er blickte unverwandt zu dem fernen, kleinen Lichtpunkt hinüber, folgte ihm langsam mit dem Kopf, während er draußen in der endlosen Schwärze vorüberzog. Auch als er schließlich sprach, ließ er ihn nicht aus den Augen.
    «Es gab in den letzten zwölfhundert Jahren Dutzende Gelegenheiten, bei denen die Erde haarscharf an der finalen Katastrophe vorbeigeschrammt ist. Es hätte jedes Mal vorbei sein können. Bei der letzten Katastrophe war es dann so weit. Es war nur eine Frage der Zeit.» Unter dem gewölbten Glas rückte nun langsam wieder der riesige Gasplanet ins Gesichtsfeld. Erst war nur eine Spitze der beleuchteten schmalen Zone zu sehen, dann ihre gesamte Wölbung, während sich die überwiegend finstere Masse des Giganten vor die Sterne dahinter schob wie ein riesiger Tintenfleck.
    «Es gibt gewisse Grundprobleme, die anscheinend unausrottbar sind», fuhr Garner fort, «egal, wie fortgeschritten die Welt ansonsten auch ist. Egal, was für Erfindungen gemacht werden. Egal, welche Krankheiten besiegt werden. Phänomene wie Verblendung, Denken in Kategorien von Eigengruppe und Fremdgruppe, kognitive Dissonanz wird man einfach nicht los. Genau jene Phänomene, die jedem Konflikt und jedem Krieg zugrunde liegen. Natürlich gibt es immer Leute, die diese Phänomene aus der Welt schaffen wollen, und sie werden im Lauf der Jahrhunderte auch immer klüger und geschickter – aber das gilt auch für alle anderen: die Leute, die kein Interesse daran haben, dass sich an diesen Dingen etwas ändert. Das Muster bleibt also immer das Gleiche.»
    Garner sah Travis direkt an. «Unsere Ankunft in Ihrer Zeit hätte eine Chance, den Teufelskreis zu durchbrechen. Uns liegt das Wohl der gesamten Welt am Herzen – weil wir wissen, wie es ist, sie zu verlieren –, und wir verfügen auch über das Wissen und die Mittel, eine wirkliche Veränderung zum Besseren herbeizuführen. Wir sind mehr als nur gut informiert. Wir sind ungleich intelligenter als sonst jemand auf der Erde im Jahr 2016. Nach gewissen Modifikationen unterscheiden sich unsere Gehirne mittlerweile auch physisch von den Ihren. Ein Intelligenztest von Ihrer Seite der Pforte wäre für jeden von uns ein Kinderspiel, die richtigen Lösungen würden wir praktisch mit links zu Papier bringen.»
    «Aber reicht das, um eine grundlegende Veränderung für alle Zeit herbeizuführen? Ein paar Hundert von Ihnen, unter mehreren Milliarden Menschen?»
    Travis entging nicht, wie Garner bei diesem Einwand eine Art Schatten über die Augen huschte, trotz der Überzeugung, mit der er gerade gesprochen hatte. Ein Anflug der Reue womöglich, die ihm kurz zuvor im Gesicht gestanden hatte.
    «Nein», sagte Garner. «Dazu ist mehr erforderlich.»
    Travis sprach das Wort aus, ohne lange überlegen zu müssen. «Der Filter.»
    Garner nickte kaum merklich. «Wie viel wissen Sie darüber?»
    «So gut wie nichts», sagte Travis.
    Garner wandte den Blick ab. Einige Sekunden blieb es still. «Vor ein paar Minuten haben Sie mir von einem Computer namens Blackbird erzählt. Bei dessen Konstruktion Sie in einem anderen Zeitverlauf außerirdische Technologie verwendet haben. Eine Maschine, die hyperakkurate Vorhersagen treffen kann, sogar über Zufallsereignisse, die sich noch nicht zugetragen haben.»
    Travis wartete geduldig ab, dass er weiterredete.
    «Genau solche Computer haben wir hier gefunden», fuhr Garner fort. «Sie steuern die Knotenpunkte dieses Tunnelnetzwerks.» Er deutete hinab auf den riesigen Planeten, der bereits wieder aus ihrem Gesichtsfeld glitt. «Von hier aus können Sie es nicht sehen, aber direkt oberhalb der Wolkendecke da unten kreist ein Objekt von der Größe Long Islands. Ein künstlicher Satellit. Wir haben es geschafft, kurz nach unserer Ankunft in diesem System an Bord zu gelangen. Unseren Erkenntnissen nach handelt es sich um eine Art Durchgangsstation,