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Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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mir
jedoch, wie ich finde, keine ungebührlichen Freiheiten
herausgenommen habe. Historiker sind sich einig, daß Ciceros
originale, gesprochene Reden keineswegs exakt mit ihrer
schriftlichen Überlieferung übereinstimmen, die Cicero
(zusammen mit Tiro) überarbeitet und ausgeschmückt hat,
häufig mit politischen Hintergedanken. Es sind beispielsweise
erhebliche Zweifel angebracht, ob gewisse satirische Anspielungen
auf Sulla, die sich in der schriftlichen Fassung von Pro Sexto
Roscio Amerino finden, zu Lebzeiten des Diktators vor der Rostra
tatsächlich ausgesprochen wurden. Gewisse rhetorische
Schnörkel Ciceros, die ich hier wiedergegeben habe, sind
hingegen absolut authentisch; ich hätte es nie gewagt, das
melodramatische »Beim Herkules!« zu erfinden, zu dem
Cicero in seinen Schriften häufiger greift, als ich ihm das in
Das Lächeln des Cicero habe durchgehen lassen.
    Die bekannten
Tatsachen des Mordfalles werden alle von Cicero geliefert. Die Rede
des Anklägers ist nicht erhalten, und ihre entscheidenden
Punkte lassen sich nur aus Ciceros Entgegnungen schließen.
Bei gewissen Schlußfolgerungen über Schuld und Unschuld,
die über das Urteil des damaligen Gerichts hinausgehen, habe
ich mich auf dünnes Eis begeben, allerdings meines Erachtens
nicht unvernünftig weit. Cicero war keineswegs darüber
erhaben, schuldige Mandanten zu verteidigen; er konnte sogar
beträchtlichen Stolz darüber empfinden und damit angeben,
daß er den Richtern Sand in die Augen gestreut hatte, wie er
es nach dem Prozeß gegen Cluentius tat. Interessanterweise
spricht er in seiner Abhandlung De Officiis (Vom
pflichtgemäßen Handeln) über die Verteidigung von
Schuldigen und kommt fast unmittelbar darauf (bewußt oder
unbewußt) auf den Fall von Sextus Roscius zu
sprechen.
     
    Dennoch: Wie dies
zu meiden ist, genauso ist es für unbedenklich zu halten,
einmal einen Schuldigen, wenn er nur nicht verbrecherisch und
gottlos ist, zu verteidigen. Das will die Menge, die Tradition
läßt es zu, die Menschlichkeit duldet es. Aufgabe des
Richters ist es, immer in Rechtsfällen der Wahrheit
nachzugehen, die des Anwalts, manchmal das Wahrscheinliche, auch
wenn es nicht recht wahr ist, zu verteidigen. Das zu schreiben,
zumal in einer philosophischen Abhandlung, wagte ich nicht, wenn es
nicht auch dem Panaetius, dem Bedeutendsten unter den Stoikern,
richtig schiene. Am meisten aber wird Berühmtheit und
Beliebtheit gewonnen durch Verteidigungsreden, und zwar um so mehr,
wenn einmal der Fall eintritt, daß man dem zur Hilfe kommt,
der durch Machtmittel irgendeines einflußreichen Mannes
hintergangen und bedrängt zu werden scheint, wie wir es oft
sonst und in unserer Jugend gegen die Macht des herrschenden L.
Sulla für Sex. Roscius Amerinus getan
haben. 
    Man liest Cicero am
besten zwischen den Zeilen, vor allem dort, wo er seine eigene
Kühnheit und Aufrichtigkeit besonders nachdrücklich
betont.
    Was die hochrangigen
Intrigen im Hintergrund des Prozesses angeht, habe ich einige
Anregungen erhalten aus Arthur D. Kahns monumentalem akribischem
Werk The Education of Julius Caesar, einer radikal
revisionistischen Darstellung der politischen Mauscheleien der
späten römischen Republik aus der Sicht eines
Nachgeborenen, der die Republik von McCarthy, Nixon, Reagan et alia
überlebt hat. Ich sollte auch den fleißigen Michael
Grant erwähnen, der Ciceros Verteidigungs- und Anklagereden
ins Englische übersetzt und mich zum erstenmal auf die
Fährte von Sextus Roscius gesetzt hat.
    Der Gesang des
Metrobius in Kapitel 26 ist von mir. Das anonyme Liedchen über
die Sonnenuhr (Kapitel 9) ist meine Adaption.
    »Jeder Autor von
Detektivromanen macht Fehler, und keiner wird je so viel wissen,
wie er wissen sollte.« Raymond Chandlers Diktum ist doppelt
wahr, wenn die Kulisse historisch ist. Ich möchte mich bei
allen bedanken, die mir geholfen haben, Anachronismen aus dem
Originalmanuskript zu tilgen, unter anderem meinem Bruder Ronald
Saylor, einem Fachmann für antike Glaskunst, einem
Altphilologen, der es vorzieht, anonym zu bleiben, sowie den
aufmerksamen Lektoren bei St. Martin’s Press. Mein Dank gilt
außerdem Pat Urquhart, die mich bei der Erstellung der Karte
beraten hat; Scott Winnett für seine praktischen Tips
über das Verlagsgeschäft im Krimi-Breich; John Preston,
der wie ein deux ex machina auftauchte, als das Manuskript fertig
war und es in die richtigen Hände beförderte; Terri Odom,
die mir bei der Fahnenkorrektur geholfen hat;

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