0651 - Zeitfeuer
Mühsam versuchte er sich zu erinnern, was ihn in diese fatale Lage gebracht hatte. Und nicht nur ihn, sondern auch seine Lebensgefährtin Nicole Duval!
Aber das Denken fiel schwer, fiel von Minute zu Minute schwerer!
Er mußte sich auf die Einzelheiten konzentrieren. Vielleicht fand er eine Lösung, wenn er die Details des Problems, die zur jetzigen Situation geführt hatten, noch einmal vor seinem Geist ablaufen ließ und analysierte…
Angefangen hatte es mit einem Anruf seines Freundes Robert Tendyke, der Zamorra bat, in die USA zu kommen. In der Konzernzentrale in El Paso, Texas, gäbe es eine Information, die den Namen des neuen ERHABENEN der DYNASTIE DER EWIGEN beinhalte. Der Name sei in einem Computerspiel verschlüsselt, das nicht öffentlich auf dem Markt erhältlich sei, sondern als Dateianhang per E-mail von einem Empfänger zum anderen weitergeleitet werde; offenbar sei dieses Spiel eine Nachrichtenübermittlungsmöglichkeit von Agenten der Dynastie, die sich auf der Erde aufhielten.
Stefan Kreis, ein Student und »Händler von Informationen« aus Deutschland, hatte den Code geknackt. Irgendwie mußte auch Olaf Hawk darin verwickelt sein, der geheimnisvolle Spezialist, der hin und wieder die Computersysteme der Tendyke Industries sowie von Professor Zamorra auf den neuesten Stand brachte und auftauchende Probleme schnell und zuverlässig beseitigte.
Ärgerlicherweise hatte Ted Ewigk den Namen des neuen ERHABENEN nicht genannt, der an die Stelle des einst von Zamorra und Sid Amos enttarnten Magnus Friedensreich Eysenbeiß getreten war.
Als Zamorra und seine Lebensgefährtin, Sekretärin und Mitkämpferin Nicole Duval, nach Florida zu Tendyke's Home überwechseln wollten, hatte das Unheil begonnen. Sie waren nicht an ihrem Ziel angekommen, sondern in einer anderen Welt.
Irgend etwas war beim Transport mittels der Regenbogenblumen schiefgegangen.
Diese Blumen sorgten normalerweise dafür, daß man innerhalb von Sekundenbruchteilen von einem Ort zum anderen gelangen konnte -vorausgesetzt, es gab dort ebenfalls Regenbogenblumen und man hatte eine konkrete Vorstellung von seinem Ziel, ganz gleich, ob man sich dabei an einem Bauwerk, einer Landschaft oder einer Person orientierte.
Vielleicht lag es daran, daß Zamorra an Magnus Friedensreich Eysenbeiß gedacht hatte, während der Transport stattfand - an den einstigen ERHABENEN. Jedenfalls waren sie nicht bei Tendyke's Home in Florida angekommen, sondern eindeutig auf dem Kristallplaneten der Ewigen, dem Zentrum ihrer Macht.
Bis zu diesem Moment hatte Zamorra nicht einmal zu hoffen gewagt, daß es dort auch Regenbogenblumen gab! Das hätte vieles vereinfacht, zahlreiche Probleme mit einem Schlag nichtig werden lassen!
Doch es gab da noch ein Problem.
Zamorra war sicher, daß sie in der Vergangenheit gelandet waren! Etwa zu jenem Zeitpunkt, an dem er seinerzeit gemeinsam mit Sid Amos hier gewesen war, um Eysenbeiß im wahrsten Sinne des Wortes die Maske vom Gesicht zu reißen!
Aber jene Aktion hatte die Ewigen alarmiert. Sie suchten nach weiteren Eindringlingen - und entdeckten die beiden Menschen bei den Regenbogenblumen.
Ein Kampfraumschiff der Ewigen stieß herab und eröffnete mit seinen Laserwaffen das Feuer. Die Regenbogenblumen vergingen im Feuer-Inferno. Gerade noch rechtzeitig hatten Zamorra und Nicole fliehen können.
Sie wollten zurück zum Château Montagne.
Aber auch diesmal funktionierten die Regenbogenblumen nicht wie gewohnt.
Vielleicht lag es daran, daß sie bereits in Flammen standen, als die beiden Menschen sie ein letztes Mal benutzten.
Jedenfalls waren sie an einem Ort angelangt, der ein wenig an das Monument Valley erinnerte, jene von bizarren Felsformationen beherrschte Landschaft in den USA, die auf Ansichtskarten und Touristenfotos täglich Tausende Male vervielfältigt wurde.
Und hier hatte die Falle der Dämonenfürstin Stygia zugeschlagen.
Gerade so, als ob sie auf Zamorra und Nicole gewartet hätte!
Aber wieso, das verstand er immer noch nicht.
Was alles hatte zusammengespielt, um zu diesem Ergebnis zu führen?
Zamorra begann daran zu zweifeln, daß er es jemals herausfinden würde.
Er wand sich vor Schmerzen.
Was fast noch schlimmer war: zu sehen, daß es Nicole nicht anders erging als ihm.
Auch ihre Seele war gezündet worden.
Auch sie brannte.
Und bei ihnen war noch eine dritte Seele.
Von ihr war die Zündung ausgegangen. Sie selbst war einst von der Dämonin Stygia in unlöschbaren Brand gesetzt
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