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Das laesst sich aendern

Das laesst sich aendern

Titel: Das laesst sich aendern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Vanderbeke
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der Welt, weder in der längst auseinandergebrochenen Welt meiner Eltern, noch in der unübersichtlichen Welt der Czupeks.
    Bei den Czupeks wurde alles gesammelt und aufgehoben, und mit der Zeit verstand ich, dass es mit dem Verhungern und Erfrieren zu tun hatte, von denen Adams Mutter in ihren sinnlosen schönen Sätzen sprach. Pommerland ist abgebrannt, sang sie manchmal, wenn sie in der Küche Kartoffeln für sieben Personen schälte; irgendwann begriffen wir, dass ihre eigene Mutter auf der Flucht aus dem abgebrannten Pommerland verhungert oder erfroren war oder beides, jedenfalls wurden bei den Czupeks Stoffe und Wolle und Knöpfe und Garn gesammelt und aufgehoben, Zucker und Mehl, Reis und Konserven, Adams Mutter hat gehortet, was ihr nur in die Finger kam. Als sie starb, war das kleine überheizte Haus vollgestopft mit Wollknäueln, Stoffbahnen, Vliesen und Bergen von Schnittmustern. Auch mit Lebensmitteln, mit abgelaufenen Konservendosen im Sechser-Angebotspack, ranzigen Nüssen und mottenbefallenem Mehl, weil Leute, wenn ihr Leben nicht geradeaus geht, immer Angst haben, dass sie verhungern oder erfrieren könnten, und alles aufheben und horten, man weiß nie, wofür man es noch gebrauchen kann.
    Adam hatte inzwischen nicht nur seinen Meister um einiges erleichtert, wovon ich absolut nicht wusste, wofür man es noch gebrauchen würde; er konnte an keinem Sperrmüll vorbei, ohne nachzusehen, ob etwas darin wäre, ein Werkzeug, ein Hobel, ein Ersatzteil, eine angebrochene Rolle doppelseitiges Klebeband, eine Spule, etwas, wovon er möglicherweise jetzt noch nicht genau wusste, wofür er es würde gebrauchen können, aber irgendwann einmal würde er es bestimmt gebrauchen können, irgendwann in einer Zukunft, in der es das möglicherweise nicht mehr geben würde.
     
    Wer weiß, ob es so ein einwandfreies Wiegemesser in zwanzig Jahren überhaupt noch gibt, sagte er, als er einmal ein rostiges altes Wiegemesser fand.
    Einwandfrei ist vielleicht ein großes Wort für das olle Ding, sagte ich, aber Adam sagte, das bisschen Rost, das legen wir in Petroleum, die Klinge ziehe ich dir ab, und du wirst sehen, irgendwann bist du dankbar für dieses Ding.
    Schwer vorzustellen, wann das sein soll, sagte ich. Mich macht das jedenfalls heute nervös, wenn du hier jeden Schrott anschleppst, der auf der Straße liegt.
    Adam überhörte, dass ich sein einwandfreies Wiegemesser zu Schrott erklärt hatte. Er sagte, du wirst sehen, in zwanzig Jahren haben sie uns alle so weit verblödet, dass wir nur noch auf Knöpfe drücken können. Und was nicht auf Knopfdruck läuft, kommt auf den Müll, weil’s nicht mehr zu reparieren ist.
    Wer ist »sie«, sagte ich.
    Keine Ahnung, aber so wird’s kommen, sagte Adam ruhig und voller Überzeugung. Ich dachte an das elektrische Waffeleisen, das mein Vater mir zu Anatols Geburt geschenkt hatte, und sagte nichts. Ich hatte das Waffeleisen ein Mal ausprobiert, es war irgendwie plastikbeschichtet, und die ganze Wohnung hatte nach der Beschichtung gestunken. Die Waffeln waren nicht knusprig geworden und hatten auch nach Beschichtung geschmeckt. Adam legte das Wiegemesser also in Petroleum, zog die Klinge ab und sagte, das hält jetzt für die Ewigkeit. Da werden sich unsere Enkel noch drüber freuen.
     
    Ist doch in top Zustand, sagte er, wenn er an einem Sessel vorbeikam, der alles andere als gepolstert war und aus dem die blanken Sprungfedern herausragten, und er wusste ganz gewiss nicht, was er mit der Klabund-Ausgabe anfangen sollte, die schon etwas zerfleddert und unvollständig in Einzelbänden bei einem Umzug in unserer Nachbarschaft entsorgt worden war, aber er wusste, dass ich viele Bücher besaß, und daraus zog er den Schluss, dass ich offenbar Bücher sammelte und aufhob wie seine Mutter ihre Stoffe, die Wolle und die Konservendosen aus dem Angebot; ich bekam ein paar Bände Klabund zu meinen Büchern hinzu – wer weiß, ob es solche Bücher in zwanzig Jahren noch gibt, dachte ich amüsiert –, und noch bevor Anatol auf der Welt war, hatten wir ein ramponiertes Kinderbettchen, das Adam nur noch rasch würde kindersicher machen müssen, kein Problem, ein paar Stangen eingezogen, blau gestrichen, Farbe müsste noch da sein, eine halbe Dose, die er von der letzten Baustelle mitgebracht hatte, dann sieht das Bett wie neu aus, du wirst sehen, und für später hatte er ein rostiges Kinderfahrrad gefunden, mit abgebrochenem linken Stützrädchen, aber wofür braucht man Stützrädchen,

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