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Das lässt sich ändern

Das lässt sich ändern

Titel: Das lässt sich ändern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Vanderbeke
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verkaufen musste, und abgesehen von den Jeeps tat es dem Bauern ganz gut, dass ein bisschen Leben auf seinen Hof kam, wenn auch zunächst nur am Wochenende.
    Die Kohle stimmt fürs Erste, sagte Adam, aber zufrieden war er noch nicht.
    Eines Tages rief Anton Grosser bei uns an und erkundigte sich nach der Pferdepension unseres Nachbarn. Ruth war früher geritten, die Eltern hatten ein Gut gehabt, und sie war mit Pferden aufgewachsen, hatte sogar an Springturnieren teilgenommen und etliche Pokale in einem ihrer prächtigen Jugendstilschränke, aber dann waren der Beruf und die Kinder gekommen.
    Vielleicht wäre jetzt wieder ein bisschen Zeit.
    Ruth bekam ihr Pferd zum Geburtstag, andere Ilmenstetterfolgten den Grossers, aber auch nachdem Adam und Holzapfel einen Reitplatz angelegt hatten, ausbaggern, alte Bahnschwellen drum herum, eine Drainage, Kies-Holzspäne-Mischung drauf, selbst dann noch hatte Adam das Gefühl, dass Holzapfel etwas fehlte.
    Der ist einfach nicht ausgelastet, sagte er. Die paar Pferde.
    Was denn nun, sagte Fritzi, will er verkaufen, oder ist er nicht ausgelastet.
    Adam sagte, er hat sich ein paar Jahre hängen lassen, aber jetzt wird er so langsam wieder.
     
     
    Der Bauer Holzapfel seinerseits dachte auch über die Zukunft nach, womöglich dachte er auch darüber nach, dass Adam ihm bisher keine Rechnung geschrieben hatte und es auch nicht den Anschein hatte, als ob er das jemals tun würde; und eines Tages kam Holzapfel zu uns herüber unter dem Vorwand, die neue Wendeltreppe begutachten zu wollen, die vom Hauseingang nach oben in die Praxisräume führen sollte.
    Eins-a-Wendeltreppe, sagte Adam. Und so was liegt auf dem Schrottplatz rum. Musste nur noch eingekürzt werden. Deckel drauf und fertig.
    Von oben demonstrierte Fritzi die neue Falltür, die Adam eingesetzt hatte, und sagte, ist das nicht raffiniert.
    Schön, schön, sagte Holzapfel nur beiläufig; ganzoffenbar war er nicht bei der Sache, und wir merkten, dass es ihm bei seinem Besuch nicht um die Treppe ging und er die Falltür ein andermal bewundern würde.
    Während ich Kaffee kochte, gingen Adam und er in unser Zimmer. Die Kinder kamen hinzu, weil sie es liebten, wenn der Opa Holzapfel uns besuchte.
    Der ging ans Fenster und betrachtete die Wiese und seinen Hof.
    Er wartete, bis der Kaffee eingegossen war.
    Streuobst lohnt sich nicht, sagte er dann.
    Er drehte sich zu uns um, kam langsam zum Tisch und setzte sich. Er wirkte angestrengt und feierlich.
    Wir warteten.
    Früher mal haben wir gemostet, setzte er fort.
    Nach dem Tod seiner Frau seien in den ersten beiden Jahren ein paar Familien zum Selbstpflücken und -sammeln gekommen, aber dann nicht mehr.
    Die Zeiten haben sich geändert, sagte er, heute gehen die Leute lieber joggen, anstatt sich nach einem Apfel zu bücken. Und jetzt, sagte er, das ganze Obst voller Maden. Freuen sich nur noch die Tiere. Müssten auch mal geschnitten werden, die Bäume.
    Das lässt sich machen, sagte Adam, der nicht die geringste Ahnung davon hatte, wie man Bäume schneidet, und der vor allem nicht die allergeringste Ahnung davon hatte, dass wir alle demnächst jede Menge Dinge tun würden, von denen wir keine Ahnung hatten. Denn jetzt rückte der Bauer Holzapfel mit der Sprache heraus.
    Ob wir ihm die Streuobstwiese nicht abnehmen könnten?
    Wie, abnehmen, sagte ich.
    Natürlich nur, wenn Sie sie überhaupt wollen, sagte er.
    Und dann, zu Anatol gewandt: Was ist mit dir. Du tätest mir einen großen Gefallen. Ich kann doch auf dich zählen.
    Adam sah mich an, und an der Art, wie er mich ansah, verstand ich, was er gleich begriffen hatte, dass Holzapfel uns und unseren Kindern seine Streuobstwiese schenken wollte, weil Adam seinen Hof wieder flottbekommen und ihm selbst die Zuversicht wiedergebracht hatte, die ihm nach dem Tod seiner Frau abhandengekommen war.
    Klar doch, sagte Anatol großzügig, klar kannst du auf mich zählen. Er war stolz, dass der Opa Holzapfel wieder einmal seine Hilfe brauchte.
    Ich dachte an den Tag, an dem wir im strömenden Regen zum ersten Mal auf seinen Hof gekommen waren, an den Sechserbohrer, an die Schüssel mit dem Sprung und den Eiern und daran, wie der Bauer Holzapfel zu sich selber gesagt hatte, gut, dass da drüben wieder Leben einzieht. An meine Eltern dachte ich auch und musste schlucken.
    Mysteryland, murmelte Adam.
    Nachdem Holzapfel sich verabschiedet hatte, standen wir am Fenster und schauten andächtig auf die Streuobstwiese, die uns bei Gelegenheit

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