Das Land der MacKenzies
als sie rückwärts von ihm fortkrabbelte. Plötzlich sprang er auf sie zu, erneut trat sie nach ihm, doch dieses Mal fing er ihr Bein am Knöchel und hielt es fest. Trotzdem hörte sie nicht auf zu treten, mit beiden Beinen, immer wieder. Sie versuchte, die empfindliche Stelle zwischen seinen Beinen zu erwischen oder seinen Kopf. Und sie schrie unablässig.
Irgendjemand im Nachbarhaus begann zu rufen. Der Kopf des Angreifers ruckte herum, er ließ Pams Bein los. Blut sickerte durch die Skimaske, Pam hatte ihn in den Mund getreten. „Dreckige Indianer-Hure!“, stieß er voller Hass noch hervor, bevor er von der Veranda sprang und davonrannte.
Pam blieb schluchzend auf dem Boden liegen. Vom Nachbarhaus rief wieder jemand, und irgendwie gelang es Pam, zwischen den Schluchzern ein „So helft mir doch!“ hervorzubringen, bevor sie sich zusammenrollte und bitterlich zu weinen begann.
12. KAPITEL
Wolf war nicht überrascht, als der Streifenwagen vorfuhr und Clay ausstieg. Seit dem Zwischenfall in der Stadt hatte er ein ungutes Gefühl. Clays müdes Gesicht sagte alles.
Mary setzte automatisch Kaffee auf, als sie sah, um wen es sich bei dem Besucher handelte. Clay nahm immer gern eine Tasse an. Mit einem Seufzer legte der Deputy seinen Hut auf den Tisch und setzte sich.
„Wer ist es diesmal?“ Wolfs Stimme klang beinah wie ein Knurren.
„Pam Hearst.“
Joe drehte sich abrupt um, alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Er stand schon, noch bevor Clay die nächsten Worte aussprach.
„Sie hat ihn abgewehrt. Ihr ist nichts geschehen, aber sie hat panische Angst. Verdammt, er hat sie auf der Veranda in ihrem Zuhause angesprungen. Mrs. Winston, die Nachbarin, hörte Pam schreien. Sie kam raus, und der Typ ist geflohen. Pam sagt, sie hat ihn ins Gesicht getreten. Auf den Mund. Sie hat Blut durch die Skimaske sickern sehen.“
„Er lebt in der Stadt“, sagte Wolf. „Ich habe noch einen Abdruck gefunden. In der Stadt lassen sich Spuren nur schwer verfolgen, bei all den Menschen, die dort ständig herumlaufen. Ich glaube, er ist in einem der Häuser auf der Bay Road verschwunden, aber vielleicht lebt er nicht dort, sondern hat sich nur dort verschanzt.“ „Bay Road.“ Mit gerunzelter Stirn wiederholte Clay den Straßennamen und ging in Gedanken die Leute durch, die dort wohnten. Fast die meisten Wohnhäuser standen dort, in kleinen Ansammlungen. An der Broad Street gab es auch Wohnhäuser, darunter das der Hearsts. „Dieses Mal haben wir ihn vielleicht. Jeder Mann mit einer geschwollenen Lippe wird ein wasserdichtes Alibi vorweisen müssen.“
„Wenn es nur ein Riss ist, wird es nicht viel nützen. Das gibt keine Schwellung. Pam müsste ihm schon einen Zahn ausgeschlagen haben, sonst sieht man am nächsten Tag nichts mehr. Der Mund heilt schnell.“ Wolf hatte oft genug aufgeplatzte Lippen gehabt und auch bei anderen verursacht. „War Blut auf der Veranda?“
„Nein.“
„Dann hat sie ihn auch nicht wirklich verletzt. Wenn sie ihm die Zähne eingetreten hätte, gäbe es Blutspuren.“ Clay fuhr sich durchs Haar. „Ich will gar nicht daran denken, was für einen Aufruhr das verursachen wird, aber ich werde mit dem Sheriff darüber reden, an der Bay Road von Haus zu Haus zu gehen. Dabei kann ich mir wirklich nicht vorstellen, wer es gewesen sein soll.“ Wortlos verließ Joe die Küche, und Wolf starrte seinem Sohn nach. Er wusste, Joe würde zu Pam gehen, und wünschte, er würde es nicht tun. Manche Mauern waren vielleicht eingerissen worden, aber die meisten standen noch.
Auch Clay sah Joe nach, dann seufzte er: „Der Mistkerl hat Pam eine ,Indianer-Hure c genannt." Sein Blick ging zu Mary, die die ganze Zeit über stumm dabeigestanden hatte. „Sie hatten recht mit Ihrer Vermutung."
Mary erwiderte nichts. Sie hatte nie daran gezweifelt, dass sie recht hatte. Das Schimpfwort verursachte ihr Übelkeit.
„Ich nehme an, sämtliche Spuren um Pams Haus sind längst zertrampelt." Wolfs Bemerkung war keine Frage, sondern eine Feststellung.
„Das fürchte ich auch.“ Clay bedauerte es, aber die ganze Stadt war praktisch bei den Hearsts zusammengelaufen, noch bevor er dort ankam.
Wolf murmelte etwas Unverständliches über gedankenlose Idioten. „Glauben Sie, der Sheriff lässt sich auf eine Hausdurchsuchung ein?"
„Kommt darauf an. Sie wissen so gut wie ich, was das für einen Tumult geben wird. Die Leute hier nehmen so etwas persönlich. Außerdem haben wir in diesem Jahr Wahlen."
Mary hörte der
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