Das Land der MacKenzies
Straße. Der Mann hätte in jedem dieser Häuser verschwinden können. Dass er in ein Gebäude geflüchtet war, stand für Wolf fest. Die Tatsache, dass er nicht mehr aufzufinden war, ließ keinen anderen Schluss zu. Was Wolfs Vermutung bestätigte: Der Täter lebte in der Stadt. Schließlich waren auch beide Überfälle hier geschehen.
Wolf überlegte, wer in den Häusern lebte und auf wen Marys Beschreibung mit den vielen Sommersprossen passte. Ihm fiel niemand ein. Aber irgendwann würde er darauf kommen. Er schwor bei Gott, dass er darauf kommen würde. Er würde einen Mann nach dem anderen von der Verdächtigenliste streichen, und irgendwann würde nur noch einer übrig bleiben.
In einem der Häuser bewegte sich unmerklich ein Vorhang am Fenster. Sein rasselnder Atem dröhnte dem Mann in den Ohren. Nur mit Mühe konnte er seine schmerzenden Lungen mit Luft füllen. Durch den Spalt im Vorhang konnte er den Indianer sehen. Der stand immer noch auf der Straße und betrachtete die Häuser. Die Wut der Hölle blitzte in diesen schwarzen Augen, und dann lag dieser tödliche Blick auf dem Fenster, hinter dem der Mann sich versteckte. Hastig zog er sich zurück.
Er verabscheute sich für seine Angst, sie machte ihn wütend auf sich selbst. Vor dem Indianer wollte er keine Angst haben, und doch spürte er sie.
„Dreckiger Indianer!“ Flüsternd stieß er die Worte aus, und sie hallten in seinem Kopf nach wie ein Echo. Er tat das gern - Dinge erst aussprechen und sie dann in Gedanken wiederholen. Dann verstand er die Worte besser, und es machte ihm Spaß.
Der Indianer war ein Mörder. Sie sagten, er kenne mehr Arten, einen Menschen umzubringen, als jeder andere sich überhaupt vorstellen konnte. Der Mann glaubte das. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie die Indianer andere umbrachten.
Er würde den Indianer ja gern selbst töten. Und den Jungen mit den seltsamen blauen Augen, die immer durch ihn hindurchblickten, dazu. Aber er hatte Angst. Er wusste nicht, wie man einem Menschen das Leben nahm, bestimmt würde er selbst dabei umkommen. Seine Angst war zu groß, um überhaupt in die Nähe des Indianers zu kommen und es zu versuchen.
Darüber nachgedacht hatte er, aber ihm war nichts Richtiges eingefallen. Er könnte den Indianer erschießen, denn dann brauchte er ihm nicht nahe zu kommen. Doch er hatte ja kein Gewehr, und er wollte auch nicht alle auf sich aufmerksam machen, wenn er sich eines kaufte.
Doch was er bisher getan hatte, um dem Indianer eins auszuwischen, gefiel ihm. Es befriedigte ihn, das Wissen, dass er den Indianer bestrafte, indem er diesen dummen Frauen wehtat, die sich für ihn stark machten. Sahen sie denn nicht, dass er mieser, mordender Abschaum war? Diese dumme Cathy hatte sogar gesagt, er würde gut aus-sehen. Und dass sie nichts dagegen hätte, mit dem Jungen auszugehen. Er wusste, was das hieß: Sie würde sich von dem Jungen küssen und anfassen lassen. Von den dreckigen Mackenzies würde sie sich also küssen lassen, aber als er sie angefasst hatte, da hatte sie geschrien und sich gewehrt und sich geekelt.
Das machte alles keinen Sinn, aber es war ihm auch egal. Er wollte sie und den Indianer bestrafen, bestrafen, weil ... weil sie da waren. Weil Cathy den Indianer anschaute und dann sagte, er würde gut aussehen.
Und diese Lehrerin. Sie hasste er fast so sehr wie die Mackenzies. Vielleicht sogar noch mehr. Sie hatte allen Leuten eingeredet, der Junge sei etwas Besonderes. Sie sagte allen, dass sie freundlich zu dem Halbblut sein sollen. Mitten im Kaufhaus der Stadt! Vor allen!
Er wollte sie anspucken, wollte sie verletzen. Als er sie in der Seitenstraße erwischt hatte, war er so aufgeregt gewesen, dass er es fast nicht ausgehalten hatte. Wenn dieser dumme Deputy nicht gekommen wäre, dann hätte er mit ihr gemacht, was er mit Cathy gemacht hatte. Und es hätte ihm noch mehr Spaß gemacht. Er wollte sie mit den Fäusten schlagen, während er das bei ihr machte. Das hätte ihr eine Lektion erteilt. Sie würde nie wieder Partei für die Indianer ergreifen.
Er wollte sie immer noch erwischen. Aber jetzt war die Schule aus, und er hatte die Leute darüber reden hören, dass der Deputy sie an einen sicheren Ort gebracht hatte. Niemand wusste, wo sie war. Er wollte nicht warten, bis die Schule wieder anfing, aber wahrscheinlich musste er das.
Und dann diese dumme Pam Hearst. Der musste man ebenfalls eine Lektion erteilen. Er hatte nämlich auch gehört, dass sie mit dem Halbblut-Jungen
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